(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Trick mit dem Raucherclub zieht nicht mehr = von Peter Kurz

Geschrieben am 06-04-2011

Düsseldorf (ots) - Der Landesgesetzgeber hat sich lange an der
Nase herumführen lassen. Da bastelt er ein Nichtraucherschutzgesetz
und sieht tatenlos zu, wie es in der Praxis ignoriert wird. "Legal
konterkariert"- haben all jene gesagt, die die Idee des Raucherclubs
bis ins Absurde übertrieben. Mit Raucherclubs, in denen als Ausnahme
vom grundsätzlichen Verbot in Gaststätten das Rauchen gestattet ist,
meinte der Gesetzgeber vor allem Zigarren- oder Wasserpfeifenclubs.
Und was ist die Realität? Das Schild "Raucherclub" prangt an
unzähligen Gaststätten. Die Ordnungsämter vor Ort sind überfordert
mit der Kontrolle oder verschließen vor dem Missstand die Augen. Das
hat eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums jüngst
eindrucksvoll belegt: 81 Prozent der Raucherclubs haben gar keine
Eingangskontrollen, niemand wird auf seine Mitgliedschaft überprüft.
Legal konterkariert? Man könnte auch sagen: Es herrscht legalisierte
Anarchie. Der Gesetzgeber verhält sich widersprüchlich, wenn er
Schutzvorschriften für seine Bürger schafft, sich aber gefallen
lässt, dass niemand diese ernst nimmt. Es ist schon ein
Armutszeugnis, dass erst die Gerichte deutliche Worte finden müssen,
diese Umgehung des Gesetzes abzustellen. Eindringlich erinnern die
Richter daran, dass der Sinn des Gesetzes doch ist, die Menschen vor
den erheblichen Gesundheitsgefahren durch Rauchen in der
Öffentlichkeit zu schützen. Dieser Schutzzweck wird ausgehebelt, wenn
ein Gastwirt das Wort "Raucherclub" benutzt wie ein Zauberer sein
Simsalabim: Seht her, ich zaubere das Nichtraucherschutzgesetz weg,
sagt er seinen Gästen. Simsalabim - hier dürft ihr essen, trinken und
natürlich auch rauchen. Dass der Zauberspruch nicht mehr zieht, damit
müssen jetzt auch andere Raucherclubs rechnen. Das
Hauptsacheverfahren in dem Kölner Fall wird kaum anders ausgehen als
die juristische Eilentscheidung des Oberverwaltungsgerichts. Gewiss,
Raucherclubs sind weiterhin gesetzlich erlaubt. Aber nur ernst
gemeinte, deren Vereinszweck wirklich das Rauchen ist. Alle anderen
müssen damit rechnen, dass sie entzaubert werden. Die Behörden können
und sollten aktiv werden. Dafür haben sie jetzt die notwendige
juristische Schützenhilfe erhalten.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

325223

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Fachkräftemangel verschärft sich weiter Packen wir's an MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - Die Voraussetzungen sind gut: Die wirtschaftliche Entwicklung zieht wieder an, Ostwestfalen-Lippe mit seiner heterogen aufgestellten Infrastruktur an Unternehmen in Industrie und Handwerk sowie international anerkannten Forschungseinrichtungen mittendrin. Doch jetzt gilt es, den Zug in die Zukunft nicht zu verpassen. Denn schon jetzt fehlen in vielen Pflegeberufen Fachkräfte; gute Ingenieure sind bereits vielerorts Mangelware. Multipliziert mit dem demographischen Effekt der sinkenden Geburtenzahlen heißt die Botschaft mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Nichtraucherschutz Systematisch durchlöchert PETER STUCKHARD Bielefeld (ots) - Am 1. Juli 2008 trat in NRW ein Rauchverbot im Gastgewerbe in Kraft. Schon ein Jahr später hatte es die Raucherlobby geschleift. Es wurde revidiert. Seit 2009 gelten zahlreiche Ausnahmebestimmungen, auf deren Grundlage die Gastronomie das Gesetz systematisch durchlöchert. Verstöße gegen die Vorschriften sind an der Tagesordnung, daran wird auch das Urteil des Oberverwaltungsgerichts nicht das geringste ändern. Das Ergebnis hat das deutsche Krebsforschungszentrum präsentiert: Von mehr als 2.000 Gaststätten in NRW mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Flüchtlinge ertrinken vor Lampedusa Massengrab im Mittelmeer RALPH SCHULZE Bielefeld (ots) - Fast täglich kommen derzeit neue Boote mit Armuts- und Krisenflüchtlingen in Südeuropa, vor allem in Italien an. Und regelmäßig versinken Elendskähne mit Dutzenden, ja mit Hunderten verzweifelten Menschen, die der Not in der Heimat entfliehen und ein besseres Leben in Europa suchen wollten. Diese Tragödien machen das Mittelmeer zum größten Massengrab weit und breit. Das bisher letzte Unglückschiff, das nun vor der italienischen Insel Lampedusa in den Fluten versank, war in der libyschen Stadt Zuwarah in See gestochen. mehr...

  • BERLINER MORGENPOST: Kommentar zu Grüne/Berlin/Wowereit/Wahlen Berlin (ots) - Fukushima-Faktor hin oder her: Es verschiebt sich was im deutschen Parteiengefüge. Ob im Bund oder in Berlin, in Großstadt oder Flächenland - die Grünen sind angekommen in der Mitte der Gesellschaft. Würde an diesem Wochenende gewählt, zöge Renate Künast im Roten Rathaus ein und Jürgen Trittin wohl im Kanzleramt. Die Ökos in Nadelstreifen sind keine Angst machende Chaos-Truppe mehr, sondern so deutsch wie Gartenzwerg und Bio-Karotten. Das Grüne gehört in der Industrie, im Supermarkt, in jedem Haushalt zum guten Ton mehr...

  • Rheinische Post: Unbeirrbare Konjunktur Düsseldorf (ots) - Trotz des hohen Ölpreises, anziehender Inflation und absehbarer Leitzinserhöhungen, trotz des japanischen Desasters und der ungemein teuren Schuldenkrise im Euro-Raum bleibt die deutsche Wirtschaft eindrucksvoll auf Wachstumskurs. Dies ist die Kernbotschaft der Wirtschaftsforschungsinstitute heute in Berlin: Deutschlands Industrie scheint sich derzeit noch immer durch nichts beirren zu lassen. Ein Schlüssel dieses Erfolgs liegt im Umbau der Industrie seit den 90er Jahren. Was bei den Nachbarn erst mühsam beginnt, mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht