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Westdeutsche Zeitung: Im Militärbündnis vertritt jedes Land seine eigenen Interessen - Die Nato ist nur noch ein zahnloser Tiger Ein Kommentar von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 21-03-2011

Düsseldorf (ots) - Nicht nur auf dem Papier, sondern vor allem mit
Blick auf ihre historische Leistung ist die Nato die mächtigste noch
verbliebene Militärallianz. Sie trug während des Kalten Krieges zur
Stabilisierung der Welt bei und hielt die Staatengemeinschaft auch in
stürmischen Zeiten bei der Stange. Doch das ist Nostalgie. Denn der
Libyen-Konflikt zeigt einmal mehr, dass die Nato heute, mehr als 60
Jahre nach ihrer Gründung, nur noch ein zahnloser Tiger ist. Das Wort
"Zerreißprobe" gehört längst ins ständige Vokabular des atlantischen
Verteidigungsbündnisses.

Die Spaltung drohte bereits im Streit um ein militärisches
Vorgehen gegen den Irak, sie drohte wegen des Einsatzes in
Afghanistan, und jetzt sind der Nato im Kampf gegen Gaddafi die Hände
gebunden. Warum? Weil die 28 Mitglieder nicht mit einer Stimme
sprechen, weil eigene Interessen im Vordergrund stehen.

Das lässt sich kaum besser demonstrieren als an Frankreichs
Staatspräsident Sarkozy, der die militärische Vorreiterrolle in
Libyen übernahm, um innenpolitisch Boden gutzumachen. Wenn aber
politische Unterschiede die Entscheidungsfähigkeit der Allianz
lähmen, muss sich die Nato fragen, ob sie künftigen Herausforderungen
noch gewachsen ist.

Dass sich die Türkei als Bremser erweist, kann ebenfalls nicht
verwundern. Offiziell heißt es, man befürchte negative Folgen für die
Nato - gilt doch das Image des Bündnisses im arabischen Raum seit dem
Irak-Krieg als aggressiv. Tatsächlich aber sorgt sich Regierungschef
Erdogan um das eigene Ansehen in den muslimischen Ländern. Nicht
zuletzt hat Ankara in Libyen erhebliche wirtschaftliche Interessen
und damit viel zu verlieren.

Gaddafi wird zur Nagelprobe für die Nato. Mit jedem weiteren Tag,
den sie hilflos um ihre Position ringt, verliert sie an Akzeptanz in
der Welt. Vergessen werden sollte auch nicht, dass zur gleichen Zeit
Soldaten mehrerer Nato-Staaten ihr Leben riskieren, um die
UN-Resolution durchzusetzen. Ihren Ruf als globale Feuerwehr hat die
Nato spätestens jetzt endgültig verwirkt.

Das neue Krisenszenario: Die USA halten das militärische Ruder in
der Hand, an ihrer Seite die britischen und französischen Partner.
Der Rest der Staatengemeinschaft rangiert wie so oft unter "ferner
liefen".



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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