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Börsen-Zeitung: Coup der Notenbanken, Marktkommentar von Dieter Kuckelkorn

Geschrieben am 18-03-2011

Frankfurt (ots) - Mit ihren koordinierten Interventionen zum Wohle
des Yen ist den großen Zentralbanken ein echter Überraschungscoup
gelungen. Zwar hatten nach dem Erreichen eines Allzeittiefs des
Dollar von 76,25 Yen viele Akteure am Devisenmarkt damit gerechnet,
dass die Bank of Japan einschreiten wird. Allerdings hatten
insbesondere Hedgefonds darauf spekuliert, dass es ihnen gelingen
würde, dagegenzuhalten. Schließlich gibt es aktuell starke Kräfte,
die der japanischen Devise Auftrieb verleihen. So müssen derzeit
Rückversicherer umfangreiche Mittel in das krisengeschüttelte Land
zurückführen, um daraus die bei ihnen versicherten Schäden zu
bedienen. Derartige Repatriierungen hatte es bereits nach dem großen
Erdbeben von Kobe im Jahr 1995 gegeben - mit entsprechenden Folgen
für den Yen. Dass die japanische Notenbank den Repatriierungen
entgegenwirken und gleichzeitig die Hedgefonds in Schach halten
könnte, erschien eher unwahrscheinlich. Man fühlte sich auch an die
Schweizerische Nationalbank erinnert, die dem Auftrieb des Franken in
den vergangenen Monaten eher hilflos gegenüberstand. Und schließlich
war es schon elf Jahre her, dass sich die Zentralbanker zuletzt zu
einer konzertierten Aktion zum Wohle des Yen zusammengefunden hatten.
Daher sah es nach ziemlich sicheren Gewinnen der Hedgefonds auf
Kosten des krisengeschüttelten Landes aus.

Der Wucht der Aktion der Notenbanken hatten die spekulativen
Marktteilnehmer dann aber letztlich wenig entgegenzusetzen. Bis auf
82 Yen fiel der Dollar zurück, zumal die Zentralbanken wohl mit der
notwendigen Entschlossenheit ans Werk gegangen sind. Dabei hat sich
schon in der Vergangenheit gezeigt, dass Währungshüter etwas bewegen
können, wenn sie zusammenarbeiten: So war es den Notenbanken bereits
1995 gelungen, einen jahrelangen Aufwärtstrend des Yen zu stoppen.

Atempause gewährt

So weit - so gut. Japan erhält nun die erhoffte Atempause, um
Erdbeben und Atomunfall besser bewältigen zu können. Ein himmelhoher
Kurs des Yen hätte nämlich der krisengeschüttelten japanischen
Wirtschaft neue Lasten aufgebürdet, da die für das Land so wichtigen
Exporte erheblich behindert worden wären.

Allerdings ist festzustellen, dass die Stützungsmaßnahmen
letztlich einen hohen Preis haben. So ist die Bank of Japan
gezwungen, ihre bereits jetzt extrem lockere Geldpolitik - mit einem
Leitzins von null Prozent und umfangreichen quantitativen Maßnahmen -
weiter zu lockern, die Scheunentore noch weiter zu öffnen und die
Märkte flächendeckend mit Liquidität zu fluten. Die Notenbank kommt
also von ihrer Anti-Krisen-Politik nicht weg, eine Normalisierung der
Geldpolitik rückt in sehr weite Ferne. Und eine global koordinierte
Devisenmarktintervention ist letztlich auch immer nur eine
Krisenmaßnahme.

Grund zur Sorge

In den anderen Regionen der Welt ist ebenfalls wieder von
Krisenbewältigung die Rede. Und zwar zu Recht, denn es gibt - nur
zwei Jahre nach dem Ende der Finanzkrise - wieder Grund zu Sorge.
Sollte sich der Atomunfall im Kraftwerkszentrum Fukushima doch noch
zu einer großen nuklearen Katastrophe ausweiten - beispielsweise mit
einer radioaktiven Verseuchung des Großraums Tokio -, würde dies
Schockwellen an den Finanzmärkten rund um den Globus auslösen und
wohl auch die globale Konjunktur in Mitleidenschaft ziehen. Gefahr
droht ferner in Libyen, wo sich die internationale
Staatengemeinschaft endlich dazu durchgerungen hat, den
durchgeknallten Diktator in die Schranken zu weisen. Es sind Gaddafi
durchaus Verzweiflungstaten zuzutrauen, etwa die Zerstörung von
Ölquellen nach dem Vorbild Saddam Husseins. Das könnte den Ölpreis
doch noch sprunghaft nach oben treiben - auch dies hätte negative
Folgen für die globale Konjunktur.

Wie es scheint, kommt die Welt derzeit nicht so recht aus der
Krisenstimmung heraus. Dies betrifft auch die Finanzmärkte, die sich
aufgrund der seit Jahren anhaltenden und enormen Flutung mit
Liquidität durch die Notenbanken in einem volatilen und anfälligen
Zustand befinden. Eine Rückkehr zu Normalität und stabilen Märkten
wird noch lange auf sich warten lassen.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de


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