(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Die rote Renaissance in Hamburg Ein Kommentar von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 18-02-2011

Düsseldorf (ots) - Zehn Jahre lange fristeten die Sozialdemokraten
an der Alster ein trauriges Dasein. Sie waren zerstritten, planlos -
kurzum: nicht regierungsfähig. Sie hatten das 2001 erlittene Trauma,
nach 44 Jahren die Macht zu verlieren, nicht verwunden. Eine Zeit, in
der sich die SPD höchstens über die Höhe des nächstes Wahlsieges
Gedanken gemacht hatte. Auf den Hochmut folgte der Fall. Doch nun
kommt Olaf Scholz, ein Mann, der in der Bundespolitik durchweg
glücklos agierte, und führt die SPD als Spitzenkandidat bei der
Hamburger Bürgerschaftswahl morgen zu einem grandiosen Sieg. Denn an
dem Erfolg gibt es wohl nichts zu deuteln. Allein die Frage ist noch
spannend, ob die SPD einen Koalitionspartner benötigt.

Die Dekade der CDU in Hamburg hingegen ist Geschichte. Das
Superwahljahr beginnt für sie mit einem Debakel. Bürgermeister
Christoph Ahlhaus dafür allein die Schuld zu geben, wäre zu einfach.
Der biedere Ahlhaus hatte nie eine Chance, aus dem Schatten seines
charismatischen Vorgängers zu treten. Ole von Beust war der
Modernisierer, der das erste schwarz-grüne Bündnis auf Landesebene
schmiedete. Der aber auch die Flucht ergriff, als die Bürger ihn für
seine Schulpolitik abstraften. Ahlhaus versuchte sich als Hardliner,
der die konservative Klientel bediente - und scheiterte. Für ihn und
die CDU kann es nur noch darum gehen, ihr schlechtestes Wahlergebnis
von 1993 mit 25,1 Prozent nicht weiter zu unterbieten.

Die rote Renaissance nun aber als Fanal für den Niedergang des
schwarz-gelben Koalitionsmodells auf Bundesebene zu interpretieren,
ist zu weit gedacht. Hamburg ist in seiner Strahlkraft zu klein, um
über die Stimmengewichtung im Bundesrat hinaus Änderungen zu
bewirken. Entscheidend ist da die Wahl in Baden-Württemberg im März.

Für Olaf Scholz aber geht es morgen um mehr als den Sieg. Er plant
bereits die Wiederwahl 2015. Wenn ihm dieser Coup gelingen sollte,
käme die SPD im Herbst 2017 bei der Suche nach einem
Kanzlerkandidaten an dem einst belächelten "Scholzomaten" nicht
vorbei. Vielleicht wäre Scholz nach Helmut Schmidt dann sogar der
zweite Hamburger, der ins Kanzleramt einzieht. Sicher, das ist noch
Zukunftsmusik. Doch die Partitur liegt bei Scholz bestimmt schon in
der Schublade.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

316673

weitere Artikel:
  • NRZ: Feigheit vor dem Feind/Leitartikel von Rüdiger Oppers zum "Fall Guttenberg" und den Folgen Essen (ots) - Aus dem "Fall Guttenberg" wird ein tiefer Sturz. Tag um Tag tauchen neue, unangenehme Details aus seiner geschummelten Doktorarbeit auf. Plötzlich steht der populäre Freiherr wie ein Lügenbaron da. Seinen womöglich erschwindelten Titel will er ruhen lassen. Doch damit ist die Affäre nicht beendet. Es ist schwer erträglich, dass ausgerechnet an einem traurigen Tag für die Bundeswehr, an dem im Afghanistankrieg wieder Opfer zu beklagen waren, der politische Befehlshaber der Truppe lediglich als Selbstverteidigungsminister mehr...

  • Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar Fehlende Entscheidungsfreude Kämpfen statt kneifen STEFAN SCHELP Bielefeld (ots) - Man stelle sich nur mal vor, das Faxgerät hätte nicht funktioniert. Die Brüsseler Vorwahl wäre besetzt gewesen. Die Mail wäre steckengeblieben, weil die Bänker "kein Netz" gehabt hätten. Dann hätten die Brüsseler Spitzen leichtes Spiel gehabt mit der WestLB, dem einstigen Schwergewicht unter den deutschen Landesbanken. Obwohl - eigentlich wäre das ja auch schon egal gewesen. Denn die Düsseldorfer Streithähne haben das Schicksal des NRW-Bankenriesen ja auch so vertrauensvoll in die Hand des EU-Kommissars Joaquín mehr...

  • Rheinische Post: Arabiens Wutbüger Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Godehard Uhlemann: Oppositionelle auf die Straßen, setzen die herrschenden Regime unter Druck - und müssen Tote beklagen. Welch hoher Preis! Sie haben sich Tunesien und Ägypten zum Vorbild genommen und hoffen, dass auch sie demnächst die Früchte ihres Protestes werden ernten können. Sie haben sich eingereiht in die Phalanx der arabischen "Wutbürger", die es satthaben, ständig bevormundet, gar politisch entmündigt zu werden. Was sie wollen, ist mehr Freiheit, Selbstbestimmtheit und Würde. mehr...

  • Rheinische Post: Pro Mitbestimmung Düsseldorf (ots) - Ein Kommentar von Detlev Hüwel: Bisher hätte man glauben können, die Rückabwicklung schwarz-gelber Reformen (etwa die Abschaffung von Kopfnoten und Studiengebühren) sei ausschließlich eine Domäne der rot-grünen Landesregierung. Doch nun gesellt sich auch der Arbeitnehmerflügel der nordrhein-westfälischen CDU zu den Reform-Umkehrern. Die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) packt ein heißes Eisen an. Sie will die von der Regierung Rüttgers durchgesetzte Einschränkung der Mitbestimmung im Landesdienst mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Koalitionskreise: Zu Guttenberg hat nicht selbst geschrieben Köln (ots) - Führende Koalitionskreise gehen davon aus, dass Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) die 2006 eingereichte Doktorarbeit trotz gegenteiliger Beteuerungen "nicht selbst geschrieben hat". Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Samstag-Ausgabe) unter Berufung auf Vertreter von Union und FDP. Diese Vermutung lege sowohl das Ausmaß der plagiierten Stellen als auch die Tatsache nahe, dass die Einleitung des 475-Seiten-Werkes schon mit einem Plagiat beginne, heißt es. Schließlich sei "die Einleitung das mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht