(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Für eine Gesellschaft, die Kinder schätzt

Geschrieben am 16-02-2011

Regensburg (ots) - Eine gute Nachricht: Künftig wird es für die
Nachbarn und Anwohner von Kitas und Spielplätzen viel schwerer
möglich sein, gegen die Kindereinrichtung zu klagen, nur weil von
spielenden und auch mal tobenden Kindern eine Lärmbelastung ausgeht.
Dass zuletzt immer mal wieder Gerichte die Schließung von Kitas
anordneten, weil sich die zumeist älteren Nachbarn gestört fühlten -
oder es tatsächlich auch waren - war dagegen kein gutes Zeichen. Auch
wenn es sich dabei nur um Einzelfälle und nicht etwa Massenphänomene
handelte, eine in der Tendenz alternde Gesellschaft machte bzw. macht
Front gegen die junge, nachwachsende Generation. Man könnte auch
sagen, Augenblicksinteressen kollidieren mit denen der Zukunft. Der
völlig verständliche Wunsch nach Ruhe im und um das eigene Haus, im
eigenen Viertel stößt sich mit dem lärmigen Umfeld, das
Kindereinrichtungen nun einmal mit sich bringen. Und während eine
große Mehrheit der älteren und jüngeren Erwachsenen tobende Kinder
als großes Glück empfindet, sind sie anderen ein Graus in den Ohren.
Manche scheinen vergessen zu haben, dass sie als Kinder selbst laut
gespielt haben und tobend ums Eck gelaufen sind. Für die jetzt 40-
bis 60-jährigen sogenannten "Babyboomer" standen Kitas und
Spielplätze in der Regel nicht zur Verfügung. Man spielte einfach
dort, wo man Platz dafür fand oder wo man es gar nicht durfte. Schon
vergessen? Wenn es um Kinder geht, dann stellt sich mitunter eine Art
Schizophrenie ein. Was bei den eigenen Kindern oder Enkeln als
Wohlklang empfunden wird, klingt bei Nachbars- oder gar fremden
Kindern grauslich. Dabei sind Streitigkeiten vor Gericht, ob der
Bolzplatz oder die Kita um die Ecke die Ruhe stört oder nicht, doch
nur die Spitze eines Eisberges. Jungen Paaren und Familien wird es
nicht gerade leicht gemacht, sich für Kinder zu entscheiden. Freilich
zahlt der deutsche Sozialstaat Milliarden an Kindergeld, Elterngeld,
für Sozialarbeit, schafft Erleichterungen bei Steuern, kümmert sich,
wenn Eltern mit der Erziehung nicht klarkommen. Doch all das hat
nicht verhindern können, dass im immer noch reichen Deutschland immer
weniger Kinder geboren werden. Es muss offenbar auch ein
gesellschaftliches Klima geben, das Kinder wertschätzt, sie als
großen Reichtum anerkennt. Nicht als materiellen, sondern als
ideellen, als etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Die Alterspyramide
steht auf dem Kopf, auch weil die Herausforderungen der modernen
Arbeitswelt es vielen Frauen und Männern erschweren, sich den
Kinderwunsch zu verwirklichen. Kinder und Karriere, oder überhaupt
nur ein Broterwerb, beißen sich zu oft. Andere Länder, etwa in
Skandinavien, sind da längst weiter als wir. Und "nur" Hausfrau und
Mutter zu sein, wogegen nichts zu sagen ist, betrachten immer mehr
junge Frauen heutzutage als zu wenig. Die Zeiten ändern sich. "Ein
Land mit Kindern ist ein Land mit Zukunft. Kindern Leben zu schenken,
sie großzuziehen, ist dem Tun des Försters vergleichbar, der einen
Baum pflanzt und weiß: Wenn dieser Baum Schatten spendet, wird er
selbst nicht mehr sein." - Das hat ein deutscher Kanzler gesagt,
Helmut Kohl nämlich. Vater von zwei Söhnen, die es unter dem
übermächtigen Vater nicht immer leicht hatten. Gelärmt und getobt
haben die Kohl-Söhne trotzdem. Es geht lärmend in die Zukunft.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

316287

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zum Autobahnbau in NRW Bielefeld (ots) - Es ist Fakt, dass Aufträge zum Weiterbau der Autobahn 33 nicht vergeben werden und daher auf den Baustellen nicht mit voller Kraft gearbeitet wird. NRW-Verkehrsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) muss beim heutigen Besuch in OWL Farbe bekennen und deutlich machen, was die Gründe für die Streckung der Baumaßnahme sind. Liegt es daran, dass der Bund in diesem Jahr weniger Geld für den Autobahnbau in NRW ausgibt oder liegt es daran, dass das Land umstrittene Straßenbauprojekte neu bewertet und Geld bereits umschichtet? mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Kinderlärm Minister Bischoff begrüßt Gesetzesänderung Halle (ots) - Sozialminister Norbert Bischoff (SPD) hat die Änderung des Immissionsschutzgesetzes begrüßt. Der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstag-Ausgabe) sagte er: "Ich empfinde es als ein Trauerspiel, dass der Bund erst ein Immissionsschutzgesetz ändern muss, um den Menschen in Deutschland klar zu machen, dass Kinder und damit auch lachende, laut spielende und sich mal zankende Kinder in die Mitte der Gesellschaft gehören. Es ist also leider richtig und wichtig, dass dieses Gesetz geändert wird. Entscheidender mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Verkehr Eisenbahnbundesamt: Güterzug-Lokführer in Hordorf hielt sich auf erster Lok auf Halle (ots) - Der Lokführer des Unglücksgüterzuges von Hordorf befand sich nach Angaben des Eisenbahnbundesamtes zum Zeitpunkt der Katastrophe auf der ersten der beiden Loks des Zuges. Ein Sprecher der Behörde sagte der in Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstagausgabe), das ergebe sich aus einer ersten "Grobauswertung" der Fahrtenschreiber und Diagnosegeräte. Demnach sei der Güterzug, der in dem Bördedorf frontal mit einem Personenzug zusammengeprallt war, von der ersten Lokomotive aus gesteuert worden. Das Eisenbahnbundesamt mehr...

  • SPD legt zu / CDU und Grüne verlieren leicht / FDP bangt weiter Sonntagsfrage im "PoliTrend" von "Zur Sache Rheinland-Pfalz!", heute, 17. Februar 2011, 20.15 Uhr im SWR Fernsehen Mainz (ots) - Wäre am kommenden Sonntag Landtagswahl in Rheinland-Pfalz, erreichte die SPD 38 Prozent. Damit könnte sie einen Prozentpunkt zulegen und wäre stärkste Kraft im Land. Die CDU verlöre einen Prozentpunkt und landete bei 36 Prozent. Auch die Grünen verlören erneut einen Prozentpunkt, blieben aber mir 12 Prozent die drittstärkste Partei im Land. Die FDP wäre mit 5 Prozent unverändert knapp im Landtag vertreten. Die Linken würden erstmals gegenüber den vergangenen Umfragen einen Prozentpunkt verlieren und erreichten 4 Prozent. mehr...

  • Pflegezeit-Modell der Familienministerin faktisch nahezu inhaltsleer Berlin (ots) - Anlässlich des Gesetzentwurfes zur Einführung der Familienpflegezeit, den Familienministerin Kristina Schröder heute den Bundesministerien zur Abstimmung vorlegen wird, erklärt SoVD-Präsident Adolf Bauer: "Der von der Ministerin vorgeschlagene Entwurf der Familienpflegezeit ist ein untauglicher Versuch, eine Lösung für das große Problem der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege zu bieten. Genau betrachtet, bleibt von dem Modell nicht viel mehr übrig als ein faktisch inhaltsleeres Gesetz. So sind die im Familienpflegezeit-Gesetz mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht