(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Revolution in Ägypten

Geschrieben am 11-02-2011

Bielefeld (ots) - »Das ist der schönste Tag in meinem Leben.« Die
Worte des Oppositionspolitikers und Friedensnobelpreisträgers
Mohammed El Baradei beschreiben wohl am ehesten, was Millionen von
Menschen in Ägypten nach dem überraschenden, aber längst überfälligen
Rücktritt empfinden. Ausgerechnet am Tag der Freitagsgebete wirft
Mubarak die Brocken hin - wenige Stunden, nachdem der Diktator mit
seiner beschämenden Rede noch für soviel Frust und Enttäuschung
gesorgt hatte. Dieser Freitag wird in die Geschichte eingehen. Er
wird Ägypten verändern, vielleicht sogar die ganze arabische Welt.
Eine Diktatur ist gescheitert, ein Regime, das für Folter,
Vertreibung und Verfolgung stand, aufgebraucht. Nach Veränderungen in
Tunesien, im Irak und im Jemen ist auch in Ägypten der Weg frei für
den Wandel zu freiheitlichen und demokratischen Strukturen. Auch wenn
die Folgen noch nicht vollends abzusehen sind: Der Sturz Husni
Mubaraks am 18. Tag der Proteste ist eine fantastische Nachricht und
macht Hoffnung, dass der Friedensprozess im Nahen Osten in Gang
kommt. Das Besondere dieser Revolution ist: Ein Volk hat sich selber
befreit. Nicht mit Waffen, sondern mit Worten. Es ist bemerkenswert,
dass auf dem Tahrir-Platz so wenig Blut geflossen ist. Trotz aller
Wut und Enttäuschung sind die Menschen friedlich geblieben. Das
verdient größten Respekt. Der Sturz des Diktators ist allein ihr
Verdienst. Dank gebührt auch dem Militär. Die Armee hat mit ihrem
besonnenen Verhalten dazu beigetragen, dass Ägypten nicht explodiert
ist. Und Mubarak selbst hat mit seinem Rückzug wohl die beste
Entscheidung seiner Amtszeit getroffen. Es sind sehr emotionale
Bilder, die uns erreichen. Auch wenn die politischen Systeme und die
geschichtliche Kultur nicht miteinander zu vergleichen sind: Ein
bisschen erinnern die Massendemonstrationen und der Freudentaumel in
Kairo an unsere deutsche Geschichte. Als Außenminister Hans-Dietrich
Genscher am 30. September 1989 seine berühmten Worte »Wir sind zu
ihnen gekommen, um ihnen mitzuteilen...« auf dem Balkon in Prag
sprach, konnte niemand zuvor ahnen, dass der Abend so friedlich enden
würde. Auch damals brodelte es, auch damals standen Panzer bereit,
auch damals glich die Situation einem Pulverfass. Und wie vor 21
Jahren lagen sich am Ende die Menschen in den Armen, schwenkten
Fahnen und feierten mit den Soldaten, die längst ihre Waffen abgelegt
hatten. Wie geht es weiter in Ägypten? Neben dem Ziel friedlicher,
freier Wahlen sowie der Schaffung demokratischer Strukturen ist zu
hoffen, dass die USA aus der Vergangenheit gelernt haben. Es ist gut,
dass Obama Hilfe versprochen hat. Aber der Neubeginn muss von Ägypten
selbst erfolgen und darf nicht wie eine Käseglocke aufgestülpt
werden. 18 Tage des Protests folgten Stunden des Zorns. Hoffentlich
stehen diesem Land jetzt Jahre der Freiheit bevor. Die Menschen haben
es mehr als verdient.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

315428

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Webers Abgang Bielefeld (ots) - Der 11. Februar war kein guter Tag für die deutsche Finanzbranche. Noch-Bundesbank-Chef Axel Weber hat mit der Art seines Abgangs nicht nur sich selbst, sondern der Bundesbank und der Bundeskanzlerin geschadet. Die Bundesbank hatte einst den Ruf, eine der besten Notenbanken der Welt zu sein. Später konnte sie sich immer noch damit trösten, dass ihr Präsident Gewicht im Rat der Europäischen Zentralbank hatte. Dann kam der Sarrazin-Skandal, dann ging Axel Weber. Bis Mitte dieser Woche galt er als Mann mit Prinzipien, mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Hartz-IV-Reform Bielefeld (ots) - Die Hartz-IV-Debatte geht schon wieder in eine neue Runde. Diese aktuelle Meldung klingt wie eine Nachricht von vorgestern. Ausgerechnet die altgedienten Landesfürsten Kurt Beck (SPD) aus Rheinland-Pfalz und Wolfgang Böhmer (CDU) aus Sachsen-Anhalt haben den großen Knall im Bundesrat verhindert, indem sie auf einen Vermittlungsausschuss setzen. Ein bitterer Beigeschmack ist dabei aber nicht von der Hand zu weisen. Denn ausgerechnet in den Ländern dieser beiden Männer stehen in Kürze Wahlen bevor. Könnte die von ihnen mehr...

  • FZ: Steinige Zukunft Kommentar der Fuldaer Zeitung zum Rücktritt Mubaraks Fulda (ots) - Vielleicht war es der größenwahnsinnige Wunsch, Ägypten länger als der große Pharao Ramses II. zu regieren, der Husni Mubarak so lange und beharrlich an seinem Amt kleben ließ. Vielleicht war es auch Altersstarrsinn, gepaart mit Realitätsverweigerung, unter der Despoten häufig leiden. Doch am Ende erkannte auch der 82-Jährige, dass Ramses eine Nummer zu groß für ihn gewesen wäre. Der bedeutendste Herrscher des alten Ägyptens regierte vor drei Jahrtausenden 66 Jahre lang und führte das Reich am Nil zu bis dahin ungekannter mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu Mubarak Stuttgart (ots) - Nach 30 Jahren Alleinherrschaft ist klar: Eine funktionierende Demokratie taucht nicht über Nacht aus der Versenkung auf. (...) Der nun herrschende Sicherheitsapparat muss den Ägyptern beweisen, dass er es mit dem demokratischen Wandel ernst meint. Dazu gehört die Aufhebung des verhassten Notstands ebenso wie eine glaubhafte Verfassungsreform und die Aussicht auf faire Parlamentswahlen. Mit dem Rücktritt Mubaraks hat sich das Land auf einen langen und beschwerlichen Weg gemacht. Und niemand weiß, ob es ein Happy mehr...

  • Westdeutsche Zeitung: Mubarak = von Martin Vogler Düsseldorf (ots) - Nach dem Rücktritt-Jubels warten komplizierte Aufgaben Ägypten braucht Glück und unsere Hilfe Martin Vogler martin.vogler@wz-plus.de Möglicherweise werden wir nie erfahren, warum sich Mubarak doch zum Rücktritt durchrang - oder wer ihn mit welchen Mitteln dazu trieb. Sicher ist nur, dass sein Schritt nichts mit tieferer Einsicht zu tun hat. Denn noch am Abend zuvor hatte der ägyptische Präsident bei seiner Ansprache starrsinnig gewirkt. Er hatte damit bewiesen, wie erschreckend wenig Ahnung er von der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht