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WAZ: Halali. Auf in die Schlammschlacht - Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 16-12-2010

Essen (ots) - Er ist jung. Er kann reden. Er ist beliebt. In der
Partei. Er weiß, was liberal ist. Und was nicht. Er hat viel gelesen.
Er hat Mut. Na gut: Er müsste mal laufen gehen. Nicht nur von der
Haus- bis zur Dienstwagentür. Draußen, in einem richtigen Wald. Und
er sollte auch nicht in einem morgendlichen Interview vier Tassen
Kaffee trinken. Und kein Wasser. Ansonsten spricht genau genommen
wenig dagegen, dass Christian Lindner als Nachfolger von Guido
Westerwelle Parteivorsitzender der Liberalen wird. (Es sei denn, man
wollte nach jemandem suchen, der außer Politik noch etwas gemacht
hat.) Er sei zu jung, murmeln die Alten. Lindner wird im Januar 32
Jahre alt. Als notorisch zu wenig schlafender Berufspolitiker ist man
dann nicht mehr jung. Lindner hat nie etwas anderes gewollt als an
die Spitze. So einen sucht die FDP gerade mal wieder. Also eine
Win-Win-Situation, ohne Verlierer. Es sei denn, man heißt Brüderle
und würde es auch gerne werden. Aber Brüderle ist 65. Für ihn würde
Westerwelle nie abtreten. Westerwelle ist 48. Und vielleicht ist es
für einen Übergangsvorsitzenden ja auch schon zu spät. Deutschland
braucht eine liberale Partei. Aber die FDP? Na ja. Liberalen Menschen
sagt ihr liberales Lebensgefühl: Das Mandat ist weg. Von knapp 15 auf
knapp 5 Prozent. Viel versprochen, nichts erreicht. Leistung muss
sich wieder lohnen. Wenn der liberale Leitspruch noch gilt, hat
Westerwelle es vergeigt. Schon das Außenamt war die falsche
Entscheidung. Nicht einmal beliebte Außenminister (Genscher/Fischer)
konnten ihre Popularität auf ihre Partei übertragen. Wie dann ein
unbeliebter Außenminister? Merkel ist auch schuld. Sie will nicht
mehr liberal sein. Sie verabredet Rettungspakete und -schirme. Sie
"rettet" den Euro. Wenn man im Kanzleramt sitzt, ist der Euro größer
als Westerwelle. Und in der Parteiendemokratie ist jeder Parteiführer
ohnehin sich selbst der nächste. Auf den, der von der Leiter fällt,
folgt naturnotwendig der nächste. Das ist die Erfahrung. Die FDP hat
sich hässlich regiert, die Grünen haben sich schön opponiert. Was
soll man da machen? Vor allem, wenn man den eigenen Leuten lauthals
das Gefühl gegeben hat, über die absolute Mehrheit zu verfügen.
Fazit: Westerwelle wird kämpfen. Das hat er gelernt. Was soll er auch
sonst tun? Kann also sein, dass es hässlich zugehen wird. Darin, wie
es ist, wenn es hässlich ist, hat die FDP Erfahrung.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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