(Registrieren)

Produktivität muss Leitbild für nachhaltige Landwirtschaft sein / IVA befürchtet vor 3. NAP-Forum weitere bürokratische Hemmnisse-"Agrarsektor von morgen nicht mit Argumenten von gestern diskutieren"

Geschrieben am 08-12-2010

Frankfurt/Main (ots) - Die Agrarpolitik in Deutschland und Europa
verliert das Leitbild einer innovativen und produktiven
Landwirtschaft aus den Augen und erschwert so indirekt die
Nahrungsmittelversorgung von Menschen in ärmeren Weltregionen. Dies
befürchtet der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) vor dem morgen
(Donnerstag, 9. Dezember 2010) in Bonn stattfindenden 3. Forum
"Nationaler Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von
Pflanzenschutzmitteln" (NAP). Der Wirtschaftsverband, der die
Interessen der agrochemischen Industrie in Deutschland vertritt,
verweist auf die schon heute im internationalen Vergleich strengen
Vorgaben und Regelungen zur Zulassung zum Einsatz chemischer
Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft und fordert, diese nicht
unnötig weiter zu bürokratisieren.

"Schon jetzt handelt die deutsche Landwirtschaft vorbildlich, wenn
es darum geht, die Risiken, die mit dem Einsatz von
Pflanzenschutzmitteln verbunden sind, zu begrenzen", betont Volker
Koch-Achelpöhler, Hauptgeschäftsführer des IVA. Der Einsatz von
chemischen Pflanzenschutzmitteln wird, so Koch-Achelpöhler, im Rahmen
des integrierten Anbaus auf das unverzichtbare Minimum begrenzt. Für
den Einsatz gelten eng gefasste Regeln, deren Einhaltung die Behörden
überwachen.

"Im Ergebnis sehen wir heute, dass Rückstände von
Pflanzenschutzmitteln in Gewässern in den vergangenen 20 Jahren immer
weiter zurückgegangen sind. Und Überschreitungen von
Rückstands-Höchstgehalten in Nahrungsmitteln - eine ausgeprägte Sorge
vieler Verbraucher - kommen bei deutschen landwirtschaftlichen
Produkten nur noch in Ausnahmefällen vor. Unsere Lebensmittel sind
sicher", unterstreicht Koch-Achelpöhler. In ihrem jüngsten
Monitoringbericht hatte die europäische Behörde für
Lebensmittelsicherheit EFSA bei über 60 Prozent aller genommenen
Proben überhaupt keine Rückstände feststellen können; nur 2,4 Prozent
der Proben insgesamt und 1,9 Prozent der deutschen Proben wurden
beanstandet.

Nach Ansicht des IVA-Hauptgeschäftsführers setzt die
agrarpolitische Debatte in Deutschland und Europa falsche
Schwerpunkte und gibt keine Antworten auf die wichtigste
Zukunftsaufgabe der Landwirtschaft, nämlich die Ernährung einer bis
zur Mitte des Jahrhunderts auf neun Milliarden Menschen angewachsenen
Weltbevölkerung. "Wir müssen heute entscheiden, welchen Agrarsektor
wir morgen in Deutschland und Europa haben wollen; dabei geistern
immer noch völlig überholte Bilder von Butterbergen und Milchseen
umher. Die Realität ist längst eine andere: Weil wir unsere
landwirtschaftliche Produktivität zu lange vernachlässigt haben, ist
Europa zu einem Nettoimporteur von Agrargütern geworden."

Die Folgen dieses Produktivitätsdefizits hat der renommierte
Agrarwissenschaftler und Präsident des Berliner Humboldt Forum für
Ernährung und Landwirtschaft, Professor Harald von Witzke, als
virtuellen Import von Ackerboden bezeichnet. Nach seinen Berechnungen
beanspruchen die Länder der Europäischen Union für die Herstellung
ihrer Agrargüter rund 35 Millionen Hektar Agrarland in anderen
Regionen der Welt. Das entspricht in etwa der gesamten Fläche
Deutschlands.

Nach Ansicht des IVA stellt eine weitere "Ökologisierung" der
Landwirtschaft, wie es EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos kürzlich
ankündigte, auf Sicht zentrale Nachhaltigkeitsziele in Frage.
"Nachhaltigkeit beschrieb schon immer ein Spannungsfeld zwischen
ökonomischen, sozialen und ökologischen Zielen - Ansätze, die einen
der drei Aspekte vernachlässigen oder überbetonen, sind nicht
wirklich nachhaltig. Wir können in Europa nicht ignorieren, dass die
Landwirtschaft eben vor allem ein Wirtschaftszweig ist, und den Rest
der Welt zwingen, unsere Defizite auszugleichen", betont
Koch-Achelpöhler.

Zum Hintergrund: Als Teil eines umfassenden Gesetzgebungspakets
zum Pflanzen¬schutz hat die Europäische Union im vergangenen Jahr die
Richtlinie 2009/128/EG verabschiedet. Die Richtlinie schreibt allen
Mitgliedsstaaten vor, bis Ende des Jahres 2012 einen Aktionsplan zur
nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln zu erarbeiten und
umzusetzen. In den Beratungen zum Nationalen Aktionsplan vertritt der
Industrieverband Agrar die deutsche Pflanzenschutz-Industrie.

Quellen zur weiteren Recherche:

Richtlinie 2009/128/EG des Europäischen Parlaments und des Rates
über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige
Verwendung von Pestiziden
http://www.presseportal.de/go2/eur-lex.europa.eu

Mit Augenmaß für einen modernen und nachhaltigen Pflanzenschutz in
Deutschland - Stellungnahme des IVA zur Umsetzung der
Rahmenrichtlinie zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln
in Deutschland
http://www.presseportal.de/go2/themen-und-positionen-des-iva

Mitteilung des Humboldt Forum for Food and Agriculture
http://www.presseportal.de/go2/humboldt_forum_for_food

Aktueller Monitoringbericht der Europäischen Behörde für
Lebensmittelmittelsicherheit EFSA
http://www.efsa.europa.eu/en/scdocs/scdoc/1646.htm

Mitteilung der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation
der UN) zum aktuellen "Food Outlook" (engl.)
http://www.fao.org/news/story/en/item/47733/icode/

Der Industrieverband Agrar e. V. (IVA) mit Sitz in Frankfurt am
Main vertritt die Interessen der agrarchemischen und
agrarbiologischen Industrie in Deutschland. Zu den Geschäftsfeldern
der 51 Mitgliedsunternehmen gehören Pflanzenschutz,
Pflanzenernährung, Schädlingsbekämpfung und Biotechnologie.

Originaltext: Industrieverband Agrar e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/16070
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_16070.rss2

Pressekontakt:
Industrieverband Agrar e. V., Pressestelle
Martin May
Tel. +49 69 2556-1249 oder +49 151 54417692
Fax +49 69 2556-1298
E-Mail: may.iva@vci.de
http://www.iva.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

305224

weitere Artikel:
  • Kirsten Tackmann: Keine Spekulation mit ehemals volkseigenen Flächen Berlin (ots) - "Statt den Spekulationsmotor BVVG abzustellen, sorgt die schwarz-gelbe Koalition nun dafür, dass auch die Alteigentümer von der staatlichen Bodenspekulation profitieren können. DIE LINKE lehnt dies ab und fordert stattdessen Sofort-Maßnahmen gegen Bodenspekulationen und die kostenfreie Übergabe der ehemals volkseigenen BVVG-Flächen an die Bundesländer", kommentiert Kirsten Tackmann, agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, die Ergebnisse der von den Oppositionsfraktionen erzwungenen Anhörung im Haushaltsausschuss mehr...

  • Gesine Lötzsch: Steuerhinterzieher werden mit Samthandschuhen angefasst Berlin (ots) - "Die Bundesregierung arbeitet im Schneckentempo, wenn es um die Bekämpfung von Steuerhinterziehung geht", erklärt die Parteivorsitzende und haushaltspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Gesine Lötzsch, zum heutigen Beschluss der Bundesregierung zum Schwarzgeldbekämpfungsgesetz. Gesine Lötzsch weiter: "Die in der Vergangenheit aufgetauchten und laut Bundesverfassungsgericht verwendbaren Steuersünder-CDs haben die Politik gezwungen, endlich eine steuerrechtliche Verschärfung bei der strafbefreienden Selbstanzeige mehr...

  • Kölner Stadt-Anzeiger: Juli-Termin für Wehrpflicht-Ende auf der Kippe Köln (ots) - Die von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) angekündigte Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli 2011 steht wieder auf der Kippe. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger" (Donnerstag-Ausgabe) unter Berufung auf Koalitionskreise. In der Sitzung des Koalitionsausschusses am Donnerstagabend solle über das Thema noch einmal geredet werden, hieß es. "Das Datum steht noch nicht fest", sagte ein führender CSU-Vertreter dem Blatt. So müssten zwischen dem Bundesverteidigungs- und dem Bundesfamilienministerium mehr...

  • Dr. Ulrich Schneider und Pascal Kober zu Gast bei Michel Friedman N24-Talk "Studio Friedman" am Donnerstag, 9. Dezember 2010, um 23.30 Uhr Berlin (ots) - 8. Dezember 2010. Die Debatte um die Reform der Hartz-IV-Gesetze hat im Bundestag einen Eklat ausgelöst. Die Opposition kündigt bereits die Blockade im Bundesrat an. Viel Ärger um fünf Euro, die jeder erwachsene Hartz-IV-Empfänger mehr bekommen soll. Ist die Politik von Schwarz-Gelb realitätsfern oder zukunftssichernd? Darüber diskutiert Michel Friedman mit Dr. Ulrich Schneider, dem Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, und Pascal Kober, dem Sozialexperten der FDP-Bundestagsfraktion. mehr...

  • NDR Info: Rechtsextreme DVU sperrt Presse beim "Vereinigungsparteitag" aus Hamburg (ots) - Am Sonntag (12. Dezember) will die rechtsextreme Deutsche Volksunion (DVU) in Thüringen bei einem Mitgliederparteitag die bundesweite Verschmelzung mit der ebenfalls rechtsextremen NPD beschließen. Die Medien aber bleiben ausgesperrt. Nach Informationen des Radioprogramms NDR Info befürchten Vorstandsmitglieder der DVU, dass "unliebsame Details über den Vereinigungsprozess" bei diesem Parteitag zur Sprache kommen könnten. Außerdem seien die Räumlichkeiten zu beengt, heißt es von der DVU. Deshalb wird Journalisten mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht