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Forum Netzintegration übergibt Regierung "Plan N" für zügigen Stromnetzausbau

Geschrieben am 30-11-2010

Berlin (ots) - Pressemitteilung

Nach fast zweijährigen Diskussionen verständigen sich Verbände,
Bürgerinitiativen, Naturschützer, Netzbetreiber, Unternehmen und
Wissenschaftler auf gemeinsame Handlungsempfehlungen zur Integration
Erneuerbarer Energien - "Plan N" beschreibt Wege zu einem
konfliktärmeren und schnelleren Um- und Ausbau der Stromnetze -
Konstruktive Rolle von Bürgerinitiativen eröffnet Politik neue
Chancen zur Öffnung des Flaschenhalses der Energiewende

Nach fast zweijährigen intensiven Diskussionen hat das "Forum
Netzintegration Erneuerbare Energien" umfangreiche
Handlungsempfehlungen für einen zügigen Um- und Ausbau der Stromnetze
an die Bundesregierung übergeben. In dem von der Deutschen
Umwelthilfe e. V. (DUH) moderierten und vom Bundesumweltministerium
(BMU) finanziell unterstützten Diskussionsforum erarbeiteten
Fachleute aus Verbänden, Unternehmen der Stromwirtschaft, regionale
Bürgerinitiativen, Fachbehörden, Naturschützer und Wissenschaftler
detaillierte Vorschläge zur Integration der Erneuerbaren Energien.
Das umfangreiche Papier ("Plan N - Handlungsempfehlungen an die
Politik zur künftigen Integration Erneuerbarer Energien in die
Stromnetze";

http://www.forum-netzintegration.de oder
http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2457
wurde am gestrigen Montag von Vertretern des Forums
Ministerialbeamten und politischen Entscheidungsträgern aus Parlament
und Regierung in Berlin vorgestellt und den Staatssekretären Jürgen
Becker (BMU) und Jochen Hohmann (BMWi) übergeben. Ziel der Vorschläge
ist es, die Akzeptanz des notwendigen Um- und Ausbaus der Stromnetze
zu verbessern und den vielfach beklagten "Flaschenhals der
Energiewende" zu öffnen.

"Mit dem Plan N ist es erstmals gelungen, die widerstreitenden
Interessen in der Auseinandersetzung über den notwendigen Umbau
unserer Stromnetze in gemeinsamen Vorschlägen aufgehen zu lassen.
Zwar konnte noch nicht in jedem Detail Einigkeit erzielt werden. Aber
was wir der Politik jetzt vorlegen, ist mehr als ein kleinster
gemeinsamer Nenner. Es ist konkrete Handlungsanleitung", sagt
DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Die Bundesregierung müsse
daraus nun "Vorgaben für einen Bundesnetzplan machen, der die
Klimaziele bis zum Jahr 2050 im Auge hat und gleichzeitig akzeptabel
ist für die betroffene Bevölkerung". Die Regierung müsse sich von
Vorstellungen lösen, die das Heil allein in tausenden von Kilometern
neuer Freileitungen sehen, die in der Bevölkerung auf massive
Widerstände stoßen. Der Bundesnetzplan müsse die Vorfahrt der
Ökoenergien garantieren und gleichzeitig Versorgungssicherheit und
Stromhandel sicherstellen. Der Plan müsse die dafür notwendigen neuen
Technologien und Strukturen forcieren und intelligent zusammenführen.
Dazu gebe es in Plan N zahlreiche Vorschläge.

Die Dringlichkeit konkreter Fortschritte ist offensichtlich, denn
schon heute stößt das Stromnetz an manchen Tagen an technische
Grenzen. Gleichzeitig bewegt sich der Strom-Mix weiter in Richtung
Erneuerbare Energien. Ihr Anteil an der Stromversorgung soll sich
nach den Vorstellungen der Regierung bis 2020 auf etwa 38 Prozent
verdoppeln. Die Branche der Erneuerbaren hält in den kommenden zehn
Jahren noch größere Anteile für realistisch.

In den Handlungsempfehlungen fordern etwa 70 Unterzeichner (Stand
Ende November 2010) die Politik auf, beim Um- oder Ausbau der
Stromnetze unter anderem für mehr Transparenz und eine sehr
frühzeitige Einbindung und Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger bei
der Planung zu sorgen. So könne vor Ort die Notwendigkeit neuer
Stromleitungen glaubwürdig untermauert und die Akzeptanz erhöht
werden.

Die Politik müsse stärker als bisher Verantwortung für die Zukunft
des Stromsystems in Deutschland und im europäischen Verbund
übernehmen, um Fehlplanungen zu vermeiden. Regionalpläne sollen dafür
sorgen, dass der Netzausbau und die jeweiligen dezentralen Potenziale
der Erneuerbaren Energien miteinander korrespondieren. "Wer mehr
Akzeptanz will, muss einen Plan haben, der die Notwendigkeit des
Netzausbaus für die betroffenen Anwohner nachvollziehbar macht und
gleichzeitig auf das unumgängliche Maß beschränkt. Durchgängig muss
ein Minimierungsgebot gelten und umweltverträglichere
Übertragungstechnik einschließlich HGÜ müssen erprobt werden", sagt
Klaus Rohmund von der Bürgerinitiative Werra-Meißnerkreis für die BIs
im Forum-Netzintegration. Daneben müssten neue Technologien wie
Hochtemperaturseile oder das so genannte Leiterseilmonitoring, die
beide die Leistungsfähigkeit einzelner Stromtrassen erhöhen,
möglichst schnell zum Standard werden. Auch die in Plan N vorgesehene
Erdverkabelung von Pilotstrecken (teilweise oder Prüfung auf
Vollverkabelung) der 380 Kilovolt-Höchstspannungsleitungen sei für
mehr Akzeptanz unverzichtbar. Nur so könnten konkrete Mindestabstände
von Freileitungstrassen zur Wohnbebauung sichergestellt werden.

Auf der 110-kV-Hochspannungsebene haben sich die Unterzeichner
grundsätzlich auf die Erdverkabelung künftiger Trassen verständigt.
Voraussetzung für die gegenüber konventionellen Freileitungen teurere
Variante soll aber sein, dass den Netzbetreibern daraus keine
wirtschaftlichen Nachteile entstehen. Allerdings war dies auch einer
der am heftigsten umstrittenen Punkte: Aus Sorge, dass
wirtschaftliche Nachteile nicht sicher ausgeschlossen werden
könnten, haben sich einige Teilnehmer des Forums Netzintegration
bisher gegen eine Unterschrift unter Plan N entschieden. Die Politik
muss deshalb nach Überzeugung der Forums-Teilnehmer den Auftrag der
Bundesnetzagentur erweitern: Sie soll künftig nicht nur - wie bisher
- einen möglichst kostengünstigen Netzum- und -ausbau ermöglichen,
sondern auch seine Akzeptanz erhöhen.

Auch mit dem Themenfeld Smart Grids hat sich das Forum
Netzintegration intensiv auseinandergesetzt. "Um mehr Strom aus
Erneuerbaren Energien aufnehmen zu können, müssen wir die Netze
intelligent ausbauen und unter anderem ihre Steuerbarkeit erhöhen",
betont der Vorsitzende der Geschäftsführung des norddeutschen
Netzbetreibers EWE Netz GmbH, Torsten Maus. Dadurch könne das
wechselhafte Angebot an Erneuerbarem Strom an die Nachfrage angepasst
werden. "Natürlich muss die deutsche Energiewirtschaft dafür viel
Geld in die Hand nehmen." Aufgabe von Politik und Netzregulierung sei
es, jetzt die Voraussetzungen für die notwendigen
Zukunftsinvestitionen zu schaffen. Konkret müssten "die zusätzlichen
Kosten für Forschung und Infrastruktur anerkannt werden". Parallel
würden die Netzbetreiber alles tun, die Effizienz der Netze zu
erhöhen und sie mit Hilfe neuer Regelungs- und Informationstechniken
besser auszunutzen.

Aus Sicht des Vogelschutzes sind Stromleitungen naturgemäß
grundsätzlich besser in der Erde aufgehoben. Allerdings unterscheiden
sich die Gefährdungen je nach der Spannungsebene erheblich. "Überall,
wo auf der Hoch- und Höchstspannungsebene nicht verkabelt wird oder
werden kann, sind die Erdseile mit Vogelschutzmarkern zu versehen.
Mittelspannungsleitungen sollten künftig nur so konstruiert werden,
dass ein Stromtod von Vögeln ausgeschlossen werden kann. Außerdem
überwiegen die Naturschutzbelange, wenn bei der künftigen
Trassenplanung beispielsweise NATURA 2000 Gebiete, bestimmte
Schutzgebiete und überregional bedeutsame Vogelrastgebiete betroffen
sind", meint der Leiter der Staatlichen Vogelschutzwarte für Hessen,
Rheinland-Pfalz und Saarland, Klaus Richarz, der die Diskussionen im
Forum Netzintegration aus der Naturschutzperspektive begleitete.

"Die Zustimmung zu großen Infrastrukturmaßnahmen ist ein
bisweilen mühseliger Prozess, in dessen Verlauf sehr viele
Informationen angemessen aufbereitet bereitgestellt werden müssen",
resümiert Peter Ahmels, der Leiter Erneuerbare Energien und
Koordinator des Forum Netzintegration bei der DUH: "Wir müssen aus
Stuttgart 21 lernen und damit Netz 21 vermeiden. Plan N ist eine
Chance, weil sich viele unterschiedliche Interessen in der Liste der
Unterzeichner finden und hoffentlich noch weitere, die sich bisher
noch nicht entschließen konnten, hinzuzukommen. Die Empfehlungen
liegen auf dem Tisch. Nun ist die Politik am Zug."

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Dr. Peter Ahmels, Leiter Erneuerbare Energien, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-91, Mobil: 0151 16225863, E-Mail:
ahmels@duh.de

Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Tel.: 030 2400867-0, Mobil: 0151 55016943; E-Mail:
baake@duh.de

Torsten Maus, Geschäftsführer EWE Netz GmbH, Cloppenburger Straße
302, 26133 Oldenburg, Tel.: 0441 4808 1000, E-Mail:
Torsten.Maus@ewe.de


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