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Westdeutsche Zeitung: Der Lehrermangel ist hausgemacht = von Anja Clemens-Smicek

Geschrieben am 25-11-2010

Düsseldorf (ots) - Es war im Sommer 2008, als die Kanzlerin die
"Bildungsrepublik Deutschland" ausrief. Aus heutiger Sicht war das
eher ein Trugbild als eine Vision. Damals wie heute fehlt es an
Lehrern, und es fehlt an jungen Menschen, die diesen Beruf überhaupt
erlernen wollen. Selbst mit pensionierten Lehrkräften und
Seiteneinsteigern lassen sich die Lücken nicht füllen. Also wird bei
Stundenzahl und Klassengrößen getrickst, was das System hergibt - mit
dramatischen Folgen für die Unterrichtsqualität. Dabei sind die
Ursachen für den Lehrermangel hausgemacht. Grund 1: die fehlende
Reputation des Berufsstandes. Von Lehrern wird zwar erwartet, dass
sie Kindern und Jugendlichen Bildung vermitteln, als Ersatzfamilie
Defizite im Elternhaus ausgleichen, als Nebenberufssozialarbeiter
fungieren und Reformen klaglos umsetzen. Dennoch tun sich Politik und
Gesellschaft schwer, diese Leistung anzuerkennen. Grund 2:
Ungerechtigkeiten bei der Besoldung - und zwar nicht allein zwischen
verbeamteten und angestellten Lehrern. Auch Korrekturfach- oder
Klassenlehrer werden nicht für ihre Mehrbelastung entlohnt. Grund 3:
die Einstellungspolitik der Länder. Statt kontinuierlich Junglehrer
anzuwerben, geht es um Kostenersparnis im Haushalt. Die Politik weiß
zwar, dass beim Thema Bildung mit den Wählern nicht zu spaßen ist.
Aber die werden mit dem Versprechen besänftigt, dass die
demografische Rendite im System bleibt - dem Schülerrückgang wird
nicht mit Stellenkürzungen begegnet. Doch das ist eine
Milchmädchenrechnung, denn der pensionierte Physiklehrer wird
trotzdem nicht in seiner Funktion ersetzt. Die Forderung der GEW,
mehr junge Menschen auszubilden und Lehrkräfte einzustellen, ist
richtig. Ein ungesteuertes Lehramtsstudium, in der Hoffnung auf einen
sicheren Arbeitsplatz und eine Verbeamtung, ist indes fahrlässig.
Denn so wird der Wechsel zwischen Lehrerarbeitslosigkeit und
eklatantem Mangel weiter zementiert. Auch wenn auf der Liste der
Mangelfächer längst nicht mehr nur die Naturwissenschaften und
Englisch stehen, ist das Studium keine Jobgarantie. Die Zukunft des
Junglehrers hängt von seinen Fächern, der Schulform und von der
Region ab. Im Zweifel gerät da ein Studienrat für Deutsch und
Geschichte leicht auf die Verliererstraße.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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