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BERLINER MORGENPOST: Gorleben - und noch immer kein Ende in Sicht - Leitartikel

Geschrieben am 09-11-2010

Berlin (ots) - Die Schlacht ist geschlagen. Die Tore des
Zwischenlagers Gorleben haben sich hinter dem letzten Castor-Behälter
geschlossen, Polizisten und Demonstranten sind gleichermaßen ermattet
von dannen gezogen. Einen Sieger gibt es nicht. Nur ganz viele offene
Fragen. Und der nächste Zug mit Atommüll kommt bestimmt. Kann und
will sich dieses Land immer aufs Neue solche bürgerkriegsähnlichen
Zustände leisten? Denn der brisante Rest aus den Kernkraftwerken
lässt sich ja leider nicht in Luft auflösen. Ist das wirklich eine
friedliche Demonstration, wenn "geschottert" wird, wenn
Feuerwerkskörper auf Polizisten und deren Fahrzeuge abgeschossen oder
Schienen gestürmt werden? Wer wegen Falschparkens zur Kasse gebeten
wird, könnte daran zweifeln. Um die 50 Millionen Euro soll der
Großeinsatz der Sicherheitskräfte gekostet haben. Warum eigentlich
bezahlen noch immer die Steuerbürger die Entsorgung des "Drecks" der
Kernkraftwerkseigner? Angesichts deren Milliardengewinnen wird es
höchste Zeit, alles auf die Gesetzesschiene zu bringen, auf dass die
AKW-Besitzer selbst künftig die Transportrechnung begleichen. Und wo
bleibt der kommentierende wissenschaftliche Sachverstand nicht nur
während der aufgeheizten Castor-Tage? Es ist für diese
Bundesregierung ein weiterer Kommunikations-Gau, wenn
Kernkraftgegnern, Agitatoren und Wichtigtuern wie der Autorin
Charlotte Roche, die vielleicht etwas von Sexualfantasien versteht,
die Argumentationshoheit (vornehmlich in den elektronischen Medien)
überlassen wird. Und den Müll einfach nach Russland exportieren, wie
es die Bundesregierung offensichtlich vorbereitet hat? So billig darf
es sich die schwarz-gelbe Koalition nicht machen. Und eine so
riskante Lösung angesichts der Zustände in russischen Lagern darf sie
sich erst recht nicht leisten. Doch damit wird der Kern aller Fragen
berührt: Wohin mit dem Zeug, das wohl zumindest Hunderttausende Jahre
lebensgefährlich strahlt? Ein Endlager muss her. Unabhängig davon,
dass diese Regierung die Laufzeit der Atomkraftwerke - wie vor der
Wahl angekündigt - verlängert hat. Die Zeit drängt, weil der atomare
Müllhaufen immer größer wird. Jahrelang ist Gorleben auf seine
Tauglichkeit geprüft worden. Diese Untersuchungen sollten
schnellstmöglich abgeschlossen werden, um ein endgültiges Urteil über
die Eignung des Salzstocks zur endgültigen Lagerung der atomaren
Reste fällen zu können - wissenschaftlich fundiert, frei von
Emotionen und Angstmacherei. Eignet sich Gorleben nicht, muss ein
neuer potenzieller Standort gesucht werden. Der allerdings würde die
bisherigen Schlachten nur an einen anderen Ort verlagern. Das
ungelöste, aber irgendwann zu lösende atomare Restmüllproblem wäre
damit für die Atomfeinde ja auch kaum befriedigend gelöst. Die Grünen
haben bei der Anti-AKW-Demo wieder kräftig mitgemischt. In drei
Jahren haben sie eine reelle Chance, wieder Partner in einer
Bundesregierung zu sein. Dann müssten sie sich um eine sichere
Endlagerung und sichere Transporte zur Zwischenlagerung in Gorleben
kümmern. Man darf gespannt sein, was sie dann tun werden. Ihre
Proteste vom Wochenende könnten sich noch als lästige Doppelmoral
entpuppen.

Originaltext: BERLINER MORGENPOST
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


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