WAZ: Schwarz-gelbe Zuwanderungspläne - Endlich zur Sache - Kommentar von Stefan Schulte
Geschrieben am 18-10-2010 |
Essen (ots) - Deutschland leistet sich eine erbärmlich
oberflächliche Zuwanderungsdebatte - und das seit vielen Jahren und
immer schön im Kreis herum. Seehofer warnt vor einer
Massenzuwanderung, die es nicht mehr gibt und die auch niemand mehr
fordert. Er wollte es einfach mal gesagt haben. Man könnte
"Stammtischniveau" schimpfen und abwinken, würden nicht
Scheindebatten wie diese immer wieder aufs Neue den Blick auf die
wirklichen Probleme verstellen. Zwei davon: In Deutschland arbeiten
ausländische Fachkräfte als Fensterputzer, weil ihre Abschlüsse nicht
anerkannt werden. Und nach Deutschland kommen zu wenige Fach- und
Spitzenkräfte, die unsere Wirtschaft aber braucht. Beides versuchen
die Fachminister sachlich anzugehen. Schavan, indem sie die
Berufsabschlüsse anerkennen will; Brüderle, indem er die Zuwanderung
von Qualifizierten erleichtern will. Dagegen lässt sich kaum etwas
von Gehalt einwenden. Der indische Computerspezialist wird weder
unsere Sozialsysteme belasten noch einem Deutschen den Arbeitsplatz
wegnehmen. Und der türkische Bäckermeister, dessen Eignung anerkannt
wird, kann endlich ausbilden - zum Beispiel junge, arbeitslose
Türken. Doch was ein echter Bayer ist, lässt sich nicht so leicht von
seinem Stammtisch loseisen.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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