 Wiesbadener Kurier: Kommentar zu 11. September
Geschrieben am 11-09-2007 |
Wiesbaden (ots) - Sechs Jahre nach den Anschlägen vom 11.
September 2001 fällt die Bilanz der Kampfes gegen den Terrorismus
ernüchternd aus: Weder El Kaida noch die Trainingslager für
Extremisten sind verschwunden, die Taliban in Afghanistan nicht
besiegt. Stattdessen wabert islamistische Propaganda auf Tausenden
von Internetseiten um die Welt und vergiftet das Denken junger
Muslime auch im Westen. Dass Nachrichtendienste und Polizeibehörden
zahlreiche Anschläge verhindert haben, hat die Welt nicht sicherer
gemacht. Misserfolge haben hasserfüllte Dschihadisten bislang
lediglich zu einem neuen Anlauf für eine möglichst tödliche Mission
angestachelt.
Doch eine bessere Strategie ist in der Auseinandersetzung mit El
Kaida und Konsorten nicht in Sicht. Die USA haben sich nicht nur im
Irak der militärischen Option verschrieben, und US-Präsident George
W. Bush lässt keinerlei Anzeichen erkennen, dass er in den letzten
eineinhalb Jahren seiner Amtszeit einen Kurswechsel vornehmen will.
Der anhaltende Kleinkrieg in Afghanistan hat in Kombination mit
schleppenden Fortschritten beim Aufbau einer stabilen
Zivilgesellschaft zudem zu Ermüdungsrissen im Engagement der
westlichen Unterstützerländer geführt. Kein Wunder: Nirgendwo ist ein
tatsächlicher, präsentabler Erfolg zu erkennen. Im
israelisch-palästinensischen Kernkonflikt dreht sich die politische
Abwärtsspirale, die Situation in Irak eskaliert fast täglich.
Dies alles reduziert den Kampf gegen den Terrorismus sechs Jahre nach
dem Einsturz der Zwillingstürme des World Trade Centers auf eine
Abwehrschlacht, bei der Ermittler und Attentäter Hase und Igel
spielen. Ein aufgeklärter Islam, eine politisch runderneuerte
Weltmacht USA oder die Möglichkeit einer Kontrolle negativer Folgen
der Globalisierung könnten helfen, das Übel an der Wurzel zu packen,
doch nichts davon wird bis zum nächsten Jahrestag der Attentate vom
11. September Wirklichkeit werden.
Originaltext: Wiesbadener Kurier
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