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Allg. Zeitung Mainz: Kärrnerarbeit (zu Mügeln)

Geschrieben am 23-08-2007

Mainz (ots) - Nach der Hetzjagd auf Inder in Mügeln sind Politiker
aller Couleur vor allem eines: ratlos. Wegen hoher Arbeitslosigkeit
und einem "Mangel an zivilgesellschaftlicher Tradition" sei
Ostdeutschland anfällig für rechtsextremistische Tendenzen. Um zu
dieser Feststellung zu gelangen, brauchte das Familienministerium
eine Studie und volle fünf Jahre Zeit. Spätestens zwei Jahre nach
Öffnung der Berliner Mauer hätte jeder Sozialarbeiter diesen Befund
zu Protokoll geben können. Alle wissen, dass fürchterlich viel schief
läuft im Osten Deutschlands, aber niemand weiß so richtig, wie es
besser werden könnte. Ursula von der Leyen verwaltet ein
millionenschweres Programm zur Bekämpfung rechtsextremer Strukturen,
bekennt nun aber in schöner Offenheit, in einem so schwierigen Umfeld
seien auch die besten Projekte zum Scheitern verurteilt. Fast eine
Bankrotterklärung. Was tun? Jedenfalls nicht auf den Osten schimpfen.
Nicht aufgeben, nicht auf den Gedanken kommen, es sei vielleicht
unausweichlich, dass nicht nur ein Volksfest in Mügeln, sondern ganz
Ostdeutschland für Ausländer zur unbetretbaren Zone wird. Allerdings:
Wenn sich Programme als ineffizient erweisen, müssen bessere her, und
zwar nicht erst nach fünf Jahren. Gültig bleibt, dass gute
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik noch immer die größten Chancen
bieten, extremistische Tendenzen zumindest einzudämmen. Genauso
wichtig aber ist, dass die Polizei bei Vorfällen wie in Mügeln
schnell und wirkungsvoll durchgreift. Auch jeder einzelne Bürger kann
etwas Wichtiges tun: nicht wegsehen. Aber mit der Zivilcourage ist
das so eine Sache. Sie ist eine Frage des Charakters, Appelle stoßen
da oft auf taube Ohren. Dennoch: das Bemühen muss weitergehen. Eine
Kärrnerarbeit, aber es gibt keine Alternative.

Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597
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