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LVZ: Leipziger Volkszeitung zu Merkelreise/Grönland

Geschrieben am 16-08-2007

Leipzig (ots) - Das gibt wieder gute Bilder. Während sich
Umweltminister Sigmar Gabriel bisher nur mit dem Berliner
Kuschel-Knut im Zoo ablichten lassen konnte, bekommt er nun im
Schlepptau der Merkel-Reise nach Grönland vielleicht mal einen wilden
Eisbären zu sehen. Merkel, Gabriel und ein weißer Riese - sofern er
denn stillhält - und der Klimaschutz hätte ein starkes neues
Wahrzeichen. Eines, bei dem die Wirtschaft nicht im Bilde ist. Aber
auf dieses Symbol spekuliert Gabriel ja.
Man sollte die Reise ins nicht mehr so ewige Eis nicht leichtfertig
als bildhaftes Duftmarkensetzen der Kanzlerin abtun. Symbolpolitik
ist keine Schande, sondern Realität, auch bei denen, die Merkels
Eisgang nun vorab kritisieren. Sicher, als promovierte
Naturwissenschaftlerin begreift die Kanzlerin die Mechanismen des
Klimawandels auch am heimischen Schreibtisch. Schließlich handelt es
sich um ein einfaches physikalisches Phänomen: erhöht sich die
Temperatur, dann taut das Eis. Die Wirkung dieses Naturgesetzes hätte
Merkel zwar auch an den Alpengletschern studieren können. Wenn sie es
in Grönland tut, dann darf man darauf schließen, dass sie sich auch
über die Ambivalenz der prognostizierten Erderwärmung informieren
will. Die ökologischen Nachteile wärmeren Klimas können mitunter
ökonomische Vorteile haben. Davon handelt beispielsweise der
gegenwärtige Wettlauf der arktischen Anrainerstaaten um die
Vorherrschaft am Nordpol. Die Russen hissten eine Flagge - tief unten
auf dem Meeresboden - und wollen Platzhirsch sein. Andere nehmen mit
Forschungsschiffen die Jagd auf. Die Deutschen wollen an der
Erschließung der bald zugänglichen Rohstoffvorräte partizipieren.
Nutznießer der Erderwärmung könnten auch die Grönländer sein, die
wegen längerer Vegetationsphasen Nahrungsmittel dann selbst anbauen,
statt sie teuer einführen zu müssen.
Doch von regionalen Vorteilen abgesehen bleibt der Klimawandel eine
globale Bedrohung. Dem trägt Merkels Reise nach Grönland symbolhaft
Rechnung - in mehrfacher Hinsicht. Sie unterstreicht ihr Interesse am
Thema. Zu oft wird der Politik leider oft auch berechtigt
vorgeworfen, ihre Akteure wüssten vor lauter Sitzungen,
Strippenzieherei und Debatten nicht mehr, wie das wirkliche Leben
laufe. Es macht einen anderen Eindruck, ob man von einem Problem aus
einer Referentenzuarbeit erfährt, oder leibhaftig Anschauung nimmt.
Es wäre sehr nachhaltig, wie man so schön sagt, wenn Merkels Tross
sich von den sichtbaren Spuren des Klimawandels aufrütteln lässt.
Sinnbildlich ist die Reise auch, weil Umweltminister Gabriel
mitfriert und Wirtschaftsminister Glos sich zuhause im Warmen ärgern
muss, wie der Konkurrent im Kabinett Punkte bei der Chefin sammelt.
Die Auswahl ihrer Begleitung lässt darauf schließen, dass für Merkel
in der Klimapolitik künftig die Aussagen der Wissenschaftler mehr
wiegen als die Belange der Wirtschaft, sofern diese den Klimaschutz
geringschätzt. Und Glos ist nun mal ein Mann der Energiekonzerne, die
klimafreundliche Stromerzeugung mehr gezwungen als überzeugt wie ein
Feigenblatt in ihrem Portfolio halten.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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