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LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Flutjahrestag in Sachsen

Geschrieben am 09-08-2007

Leipzig (ots) - Es gibt Ereignisse, die prägen eine ganze
Generation. Wer das Jahrhunderthochwasser vor fünf Jahren in Sachsen
erlebt hat, dürfte die Szenen kaum mehr vergessen. Dass sich die
Bilder einbrennen ins kollektive Bewusstsein, gehört zum Wesen von
Katastrophen, es ist aber auch zuweilen das Problem. Denn
jahrzehntelang war hier zu Lande nichts Vergleichbares geschehen,
Flut-Schicksale dieser Art kannte man nur noch aus dem Fernsehen -
scheinbar fernab der Realität. Wer aber Risiken ausblendet, den
trifft es am Ende doppelt hart.
Damit ist bereits eine der Lehren aus dem Drama in Sachsen 2002
benannt. Wer sich nicht erinnert, kann nicht vorsorgen, und dann ist
es, manchmal, zu spät. Zumindest das ist nach dem Schock vor fünf
Jahren geschehen: Es gibt mehr Staumauern und Rückhaltebecken, hinzu
kommt ein Vorwarnsystem, das - wenigstens auf dem Papier - seinen
Namen verdient. Wozu all dies taugt, wird sich erst später, im
Ernstfall, zeigen. Den Praxistest haben die Systeme im Freistaat noch
zu bestehen - zum Glück. Dabei steht eines fest. Das nächste
Hochwasser wird kommen, wie sich gerade in Südbaden oder der Schweiz
beobachten lässt. Und irgendwann, auch das ist schon klar, dürfte es
erneut die Menschen in den Erzgebirgstälern treffen und die an der
Elbe auch.
Dann könnte sich rächen, was bereits heute als Makel erscheint. Es
herrscht ein gravierender Mangel an Überflutungsgebieten für den Fall
der Fälle. Hohe Wälle schützen zweifellos die Anwohner gleich neben
den Flüssen, sie vergrößern aber womöglich nur die Gefahr
flussabwärts. Damit, das lässt sich ganz nüchtern feststellen, sind
die Probleme lediglich verlagert worden, mit öffentlichen
Flutgeldern, versteht sich.
Apropos Geld: Der Wiederaufbau nach der Flut 2002 war enorm. Wer
heute durch den Freistaat fährt, kann nur staunen: Sachsen ist
schöner denn je - auch wenn so manche Flutmillion sinnlos verbuddelt
wurde. Hinzu kam die Solidarität, die ahnen lässt, was eigentlich
möglich ist - finanziell, moralisch, von Mensch zu Mensch. Viel davon
ist zwar wieder dem Alltag gewichen und damit dahin. Ab und zu aber -
man glaubt es kaum - gibt es noch Freundschaften aus dem Jahr 2002.
Dann besuchen zum Beispiel ehemalige Helfer aus dem Vogtland eine
Familie in Weesenstein - und umgedreht.
Letztlich entscheidend aber ist eine andere Lehre aus dem Desaster.
Etwas antiquiert lässt sie sich mit Mut zur Bescheidenheit
umschreiben, noch besser wäre gar Demut. Denn die Vorstellung, der
Mensch könnte nicht nur sich selbst, sondern auch die Natur
beherrschen, ist, gelinde gesagt, ein Irrtum. Eben hier kann eine
Katastrophe sogar heilsam sein, dann, wenn sie den Blick auf das
Wesentliche lenkt. Die Wucht der Naturgewalten hat 2002 alle
überrascht. Beim nächsten Mal können wir nicht mehr so tun, als
hätten wir es nicht gewusst.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6351
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Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
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Telefon: 0341/218 11558


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