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Westdeutsche Zeitung: Die Senkung der Unternehmensteuer wird teuer erkauft Eine echte Reform sieht anders aus = von Andreas Abs

Geschrieben am 25-05-2007

Düsseldorf (ots) - Es ist gut, dass die Unternehmensteuerreform
die Steuersätze für Kapitalunternehmen senkt. Das macht Deutschland
auch für ausländische Investoren interessanter. Es ist ebenfalls gut,
dass die Steuerbelastung der Unternehmen um fünf Milliarden gesenkt
wird. Es ist auch gut, dass schätzungsweise rund 100 Milliarden Euro,
die Firmen zur günstigeren Versteuerung ins Ausland schieben, mit der
neuen Zinsschranke künftig hier versteuert werden müssen. Soweit die
guten Nachrichten.
Die Liste der negativen Punkte ist leider länger. Die Senkung der
Unternehmensteuer wird teuer erkauft. Da ist einmal die begrenzte
Absetzbarkeit von Zinsaufwendungen beim Gewinn, da ist zum anderen
die Hinzurechnung von Kosten bei der Gewerbesteuer. So kommt es zu
der absurden Situation, dass Firmen auch dann Steuern zahlen müssen,
wenn kein Gewinn vorliegt. Die Steuerreform ist damit vor allem eine
Reform für Firmen, die gut im Saft stehen, aber eine Bedrohung für
junge Unternehmen, die mit Krediten starten.
Negativ wirkt auch die Abschaffung der degressiven Abschreibung. Das
belastet Investitionen, wenn sie nicht sofort mit hohen Beträgen bei
der Steuer angesetzt werden können. Negativ auch die Beschränkung der
Absenkung auf die Körperschaftsteuer. Deutsche Firmen sind meist
Personengesellschaften, die bei der Einkommensteuer erfasst werden.
Sie können zwar künftig steuerlich günstiger Gewinn in der Firma
belassen. Aber auch das kommt nur denen zugute, die ordentlich
verdienen.
Bleibt noch die neue Abgeltungssteuer in Höhe von 25 Prozent auf
Kapitaleinkünfte. Es ist zwar nicht gerecht, dass Löhne wesentlich
höher als Zinsen und Dividenden besteuert werden. Aber die neue
Abgeltungssteuer folgt richtigerweise der Einsicht, dass nun einmal
Kapital ein scheues Reh ist, das man besser nicht zu sehr triezt.
Alles in allem: Die Reform verletzt den Grundsatz der Besteuerung
nach der Leistungsfähigkeit. Der Staat greift noch stärker als bisher
in Investitions- und Finanzierungsentscheidungen von Firmen ein. Und
als ob nicht schon das Steuerrecht an vielen Stellen über den Rand
des Nachvollziehbaren hinausreicht, wird es mit dieser Reform noch
ein Stück komplizierter. Eine echte Reform sieht anders aus.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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