(Registrieren)

Tierschutzbericht der Bundesregierung: Es bleibt viel zu tun

Geschrieben am 19-04-2007

Bonn (ots) - Das Bundeskabinett hat gestern den Tierschutzbericht
2007 verabschiedet. Der Deutsche Tierschutzbund teilt nicht die
streckenweise formulierte Begeisterung des Bundesministers über
Fortschritte im Tierschutz, insbesondere bei den Themen Legehennen,
Schweinen und Broilern (Masthähnchen). In einzelnen Bereichen hat es
kleine Fortschritte gegeben, in den entscheidenden Fragen aber stehen
tierschutzgerechte Rahmenbedingungen noch aus. Das gilt nicht nur für
die Kaninchenmast, sondern auch im Bereich der Tierversuche ist die
momentane Situation besonders dramatisch. Mit 2.412.678 ist die Zahl
der "verbrauchten" Tiere im Vergleich zum Vorjahr um über 6,5 Prozent
gestiegen. Eine Politik weg vom Tierversuch hin zur
tierversuchsfreien Methode ist nicht erkennbar.

"Wir finden viele offene Ohren und Türen im Bundesministerium, die
entscheidenden Taten für einen umfassenden Tier- und
Verbraucher-schutz stehen aber noch aus. Deutschland muss auch bei
diesen Themen wieder nationaler Vorreiter in der EU werden. Davon
sind wir leider noch weit entfernt", bewertet Wolfgang Apel,
Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, den Tierschutzbericht 2007.
Dieser wurde von Bundesminister Horst Seehofer im Kabinett erläutert
und liegt dem Deutschen Tierschutzbund vor.

Deutliche Kritik gibt es vom Deutschen Tierschutzbund bei den
Aussagen zur Legehennenhaltung. So verweist Bundesminister Horst
Seehofer in dem Bericht darauf, dass der Batteriekäfig ein
"Auslaufmodell" sei. Die Realität sieht anders aus: Ganz abgesehen
davon, dass der weiter erlaubte ausgestaltete Käfig letztlich für die
Tiere keine nennenswerten Verbesserungen bringt, sind die
Batteriekäfigbetriebe durch Übergangsregelungen noch bis 2009 in
Betrieb. Enttäuschend bleibt, dass der einst geschaffte Ausstieg aus
der Qualhaltung der Hühner wieder rückgängig gemacht wurde. Ein
Konzept, wie der Ausstieg aus der Qualhaltung und die Umsetzung der
Zusage, dass ab 2008 mindestens 50 Prozent der Legehennen in
alternativen Haltungen untergebracht sind, erfolgen soll, fehlt.

Auch bei den Schweinen hat die
Tierschutznutztierhaltungsverordnung keine entscheidenden
Fortschritte für die Tiere gebracht. In der Frage der Broiler-Haltung
- bekannt u.a. als Brathähnchen - übt der Deutsche Tierschutzbund
scharfe Kritik. Wort und Tat weichen offenbar eklatant voneinander
ab. In dem Bericht klingt es hoffnungsvoll: "Auf EU-Ebene wird die
ins Stocken geratene Diskussion über den Tierschutz bei der Haltung
von Masthühnern belebt". Gleichzeitig aber hat das Bundesministerium
im Rahmen der EU-Ratspräsidentschaft diese Woche einen
Kompromissvorschlag eingereicht, der die Tierqual in den düsteren
Massenställen verlängern würde.

Die bisher ohne jede gesetzliche Regelung stattfinden
Kaninchenmast, bei denen die Tiere qualvoll auf Drahtgitterböden
gehalten werden, wird mit ausweichenden Aussagen im Bericht abgehakt.
Die Zusage, endlich eine gesetzlich verbindliche Haltungsvorschrift
zu erlassen, fehlt.

Das Verbot der Subventionszahlungen für Tiertransporte in
EU-Drittstaaten, das auch von Bundesminister Seehofer unterstützt
wurde, ist ein wirklicher Durchbruch. Dies darf aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass die entscheidenden Ursachen für die Tierqual
auch auf Europas Straßen nicht in der im Januar in Kraft getretenen
EU-Verordnung tierschutzgerecht geregelt wurden. Dazu gehören die zu
langen Fahrtstrecken und zu engen Ladedichten. Die Initiative von
Horst Seehofer, ein Importverbot für Hunde- und Katzenfellen und
Robbenprodukte auf den Weg zu bringen, ist ein richtiger und
konsequenter Schritt. Auch das geplante Zirkusregister als
Zielsetzung ist zu begrüßen. Bei der Umsetzung gilt es aber,
Konsequenz zu beweisen. "Allerdings wäre das nur ein erster Schritt.
Das Verbot von Wildtieren im Zirkus gehört zwingend dazu", so Apel.

Im Bereich Tierversuche gilt weiter: Keine Entwarnung. Es sind
immer noch 2,4 Millionen Tiere, die im Bezugsjahr 2005 in Versuchen
ohne wissenschaftlichen Nutzen gequält und getötet werden. Damit hat
sich Zahl der Tiere im Versuche im Vergleich zum Vorjahr 2004 sogar
noch um rund 6,5 Prozent gesteigert. Zu der anstehenden Überarbeitung
der EU-Versuchstierrichtlinie findet sich kein einziges Wort. Dabei
wäre diese Überarbeitung eine große Chance, massive Verbesserungen
für die Tiere durchzusetzen, betont der Deutsche Tierschutzbund.

Hinweis für die Redaktionen:

Sollten Sie Fotomaterialien zu einzelnen Tierhaltungen benötigen,
können Sie diese gerne in der Pressestelle des Deutschen
ierschutzbundes anfordern.

Originaltext: Deutscher Tierschutzbund e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=7750
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_7750.rss2

Pressekontakt:
Deutscher Tierschutzbund e.V.
Pressestelle

presse@tierschutzbund.de

Baumschulallee 15
53115 Bonn

Fon: +49 (228) 60496-24
Fax: +49 (228) 60496-40

www.tierschutzbund.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

65865

weitere Artikel:
  • Wachstum durch Maßhalten fördern Berlin (ots) - "Bei aller Freude über die Wachstumsprognosen besteht kein Grund zur Euphorie. Der Aufschwung hat noch längst nicht alle Branchen und Regionen erreicht. Nach wie vor sind konsequente Reformen und tarifpolitische Mäßigung geboten", so der Präsident des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW), Mario Ohoven, zum Frühjahrsgutachten der fünf führenden Forschungsinstitute. Der Mittelstandspräsident wies darauf hin, dass der wirtschaftliche Aufwärtstrend den ostdeutschen Mittelstand noch immer nicht in vollem Umfang mehr...

  • Uhl: Diffamierung Schäubles ist grobes Foulspiel Berlin (ots) - Zur Polemik gegen den Bundesinnenminister und seine Position zur Gefahrenabwehr erklärt der innenpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Hans-Peter Uhl MdB: Das reflexhafte Alarmgeschrei über den Bundesinnenminister zeugt von Unkenntnis und mangelnder Bereitschaft, sich über die wahren sicherheitspolitischen Ziele der Bundesregierung zu informieren. Auf Sach- und Fachebene sind in Bezug auf die Sicherheitsgesetze bereits konstruktive Gespräche geführt worden. Die Koalitionspartner sollten sich auch bei mehr...

  • Westerwelle zu Gast bei "Was erlauben Strunz" / Der N24-Politik-Talk mit Claus Strunz / Am Montag, 23. April 2007, um 23:30 Uhr Berlin (ots) - Am Montag, 23. April 2007, ist der Parteivorsitzende der FDP, Guido Westerwelle, zu Gast bei "Was erlauben Strunz" um 23:30 Uhr auf N24. Moderator und "Bild am Sonntag"-Chefredakteur Claus Strunz diskutiert mit ihm die Frage "Freiheit contra Sicherheit - Kostet der Terror uns die Bürgerrechte?" Zentraldateien für Fingerabdrücke und Passfotos, Kontrolle von Privatcomputern und Videoüberwachung auf der Autobahn - so viel Sicherheit gab es noch nie, doch was bleibt von den Bürgerrechten? Claus Strunz fragt nach bei mehr...

  • Morgan Lewis unterstützt CARE Deutschland Jamann: "Wir haben viele Gemeinsamkeiten" Bonn (ots) - 19. April 2007 Im Rahmen ihres sozialen Engagements berät die international tätige Anwaltssozietät Morgan, Lewis & Bockius LLP mit Sitz in Frankfurt am Main die Hilfsorganisation CARE Deutschland. Seit März dieses Jahres kann sich CARE in allen juristisch relevanten Fragen an das Anwaltsbüro wenden. "Als 'Anwalt der Armen' leistet CARE bei der Überwindung von Not, Armut und Benachteiligung hervorragende Arbeit. "Wir sind stolz, die Organisation zu unterstützen und einen Beitrag zur humanitären Hilfe zu leisten", sagt mehr...

  • Börnsen: Christenverfolgung in der Türkei, ein Akt von barbarischem Kulturkampf Berlin (ots) - Anlässlich der Ermordung von drei Christen in der türkischen Stadt Malatya erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Wolfgang Börnsen (Bönstrup) MdB: Der Überfall auf ein christliches Verlagshaus und die bestialische Ermordung von drei Christen in der Türkei, darunter ein Deutscher, ist ein Gewaltakt gegen die Presse-, Meinungs- und Religionsfreiheit. In Europa selbstverständliche Grundrechte werden zu Gunsten eines Kulturkampfes aufgehoben. Die Türkei hat sich abermals der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht