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WAZ: Südwest-CDU zurechtgewiesen: Merkel beendet Geschichtsklitterei - Leitartikel von Hendrik Groth

Geschrieben am 13-04-2007

Essen (ots) - Sie hat schnell reagiert und unmissverständlich klar
gemacht, was sie von dem kruden Geschichtsverständnis einer Vielzahl
von südwestdeutschen Konservativen hält, die Mitglieder der CDU in
Baden-Württemberg sind. Nämlich nichts. Bundeskanzlerin Angela Merkel
hat bemerkenswert deutlich den dortigen Ministerpräsidenten Günther
Oettinger gerügt, der mit seiner Trauerrede für den verstorbenen
Hans-Karl Filbinger für Aufregung bis Empörung gesorgt hat.

Trotz Oettingers gesetzter Worte, die den früheren Marinerichter
in geradezu absurder Weise in die Nähe des Widerstandskämpfers
rückten, haben sich prominente Vertreter der Landes-CDU in peinlicher
Weise hinter den amtierenden Regierungschef gestellt. Dass
erzkonservative Politiker von vorgestern wie Gerhard Mayer-Vorfelder
dies tun, überrascht nicht, aber auch Finanzminister Gerhard
Stratthaus zeigt sich erstaunt, dass eine Debatte über Filbinger und
dessen Rolle in der Nazizeit nun wieder aufflammt. Das sollte ihn
nicht wundern, denn schließlich hat sich die Südwest-CDU nie dieser
Geschichte gestellt, wie es auch Stratthaus unfreiwillig jetzt wieder
dokumentiert. Er druckst herum, dass er nicht beurteilen könne, ob
jede Formulierung notwendig gewesen sei.

Auch wenn die CDU-Vorsitzende Merkel nicht gerade über ein
herzliches Verhältnis zu Oettinger verfügt, ihre Reaktion ist in
erster Linie nicht persönlich motiviert. Merkels Vorgehen macht
deutlich, dass sie keine zweite Affäre Hohmann haben will, bei der
die Union Ende 2003 monatelang mit dem antisemitischen Geschwätz
ihres Ex-Bundestagsabgeordneten in den Medien konfrontiert wurde.
Damals hat Merkel gezaudert und erst spät die Notbremse gezogen.
Jetzt zeigt sie, dass es ihr nicht egal ist, wenn von CDU-Mitgliedern
versucht wird, die Geschichte umzudeuten oder gar zu verfälschen.
Applaus von Rechtsaußen ist unerwünscht.

Viele Freunde wird sich Merkel am Neckar nicht machen,
letztendlich ist sie bei der dortigen Männerriege mit
Burschenschaftshintergrund immer noch das Mädchen aus der Uckermark,
die ohnehin eher auf die Meinung der Oettinger-Rivalin Annette
Schavan zählt. Oettinger, der trotz Rücktrittsforderungen im Amt
bleiben wird, droht allerdings eine andere Gefahr. Wegen seiner
sprachlichen Verrenkungen könnte er unfreiwillig Nachfolger von
Edmund Stoiber werden, der in näherer Zukunft sein Amt abgeben wird.
Wo Stoiber jedoch über Kabarett-Format verfügt, ist es bei Oettinger
einfach nur ärgerlich.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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