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Westfälische Rundschau: Kommentar zu Geiseln im Irak

Geschrieben am 03-04-2007

Dortmund (ots) - Keine Frage: Die Bundesregierung wird erpresst.
Da ist das Video mit der Aufforderung, die Bundeswehr binnen zehn
Tagen aus Afghanistan zurückzuziehen. Da sind die angstvollen
Gesichter Hannelore Krauses und ihres Sohnes. Da ist die flehende
Bitte der Entführten, ihnen zu helfen. Wenig deutet darauf hin, dass
die irakischen Kidnapper nur Geld wollen. Leider. Viel spricht dafür,
dass sie Berlin politisch unter Druck setzen.

Die Entführer tun das geschickt. Sie setzen nicht nur auf das
Mitgefühl ihren Opfern gegenüber. Sie pflanzen auch den Spaltpilz.
Sie fordern zu Demonstrationen gegen das deutsche
Afghanistan-Engagement auf und nutzen unsere Kultur der Debatte und
die Neigung der westlichen Regierungen, sich in schwierigen
Situationen gegebenenfalls der öffentlichen Meinung zu beugen. Ist
Kriegführen populär? Eben. Alles andere als das. Selbst, wenn die
Bundeswehr vor Ort nur aufbaut und nicht zerstört.

Aber ein Rückzug, ein Ausscheren aus dem Kampf gegen den Terror
steht für Berlin nicht auf der Agenda. Er kann nicht in Frage kommen.
Afghanistan war das Basislager der Massenmörder des 11. September,
die Taliban die Schutzherrn ihrer Ausbilder von El Kaida. Kein
westlicher Staat sollte es sich erlauben, blind die Versuche der
Islamisten zu übersehen, dieses Basislager wiederherzustellen, um
weitere Anschläge zu planen. Und kein Politiker sollte die Taliban
für reelle Verhandlungspartner halten. SPD-Chef Kurt Beck, dessen
Sorge um die Entwicklung am Hindukusch durchaus ernst zu nehmen ist,
geht da einen Holzweg.

Einen als vernünftig erachteten Kurs halten, gleichzeitig das
Leben der entführten Deutschen retten - es ist eine Gratwanderung,
die Berlin jetzt einschlägt. Sie erinnert ein wenig an die des
Kabinetts Schmidt 1977, als es die Freilassung der RAF-Häftlinge im
Austausch gegen die Geisel Schleyer ablehnte. Schleyer überlebte
damals nicht. Aber auch: Am Ende siegte der Rechtstaat.

Originaltext: Westfälische Rundschau
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=58905
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Rückfragen bitte an:
Westfälische Rundschau
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Telefon: 0231/9573 1253


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