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WAZ: Immer mehr Opfer im Irak: Der sinnlose Krieg geht ins fünfte Jahr - Leitartikel von Markus Günther

Geschrieben am 19-03-2007

Essen (ots) - Der Feldzug, der am 20. März 2003 mit diffusen
Fernsehbildern aus dem nächtlichen Bagdad begann, sollte eine Art
Blitzkrieg werden. Das Wort, das seit Hitlers unseligen Zeiten als
deutsches Fremdwort durchs amerikanische Englisch spukt, regt immer
noch die Fantasie der Militärstrategen an: Mit gewaltiger Übermacht
sollten die Truppen Saddam Husseins rasch geschlagen werden; die vom
Diktator befreite Bevölkerung würde die Invasionsarmee begeistert
empfangen; quasi im Handumdrehen sollte ein neuer demokratischer
Staat entstehen. Wieviel Leichtsinn und Dummheit in der
amerikanischen Blitzkriegsfantasie steckte, wieviel Naivität und
Weltfremdheit, das ist noch heute, am Vorabend des fünften
Kriegsjahres, unfassbar.

Historisch beispiellos ist dieser Leichtsinn freilich nicht. Im
Gegenteil, die Geschichte ist voll von Kriegen, die mit der Hoffnung
auf den schnellen Sieg begannen und im zermürbenden Stellungskrieg
endeten. Der Irak-Krieg, der nun schon länger dauert als der Zweite
Weltkrieg mit US-Beteiligung, ist so gesehen eher die Regel als die
Ausnahme. Er ist eben auch darin ganz typisch, dass es über die
Blitzkriegs-Fantasien hinaus keinerlei Strategie gab. Wie soll man
sich gegen Partisanen, Bombenleger und Selbstmordattentäter wehren?
Was tun, wenn die Bevölkerung die Demokratie gar nicht will? Was
geschieht, wenn die verfeindeten Volksgruppen im Irak einen
Bürgerkrieg beginnen und amerikanische Soldaten dabei zwischen die
Fronten geraten? In der amerikanischen Militärplanung tauchten diese
Fragen vor der Invasion gar nicht auf, und bis heute sind sie
unbeantwortet. Die amerikanische Irak-Mission ist hoffnungslos
verfahren.

Die hochgesteckten Ziele der ersten Kriegsphase sind längst
Geschichte. Heute geht es aus amerikanischer Sicht nicht mehr darum,
einen demokratischen Musterstaat im Nahen Osten aufzubauen. Ziel ist
nur noch, Bedingungen zu schaffen, die den Abzug der US-Truppen,
notfalls auch unter Inkaufnahme bürgerkriegsähnlicher Gewalt im Irak,
aber wenigstens ohne die Gefahr eines multinationalen
Regionalkrieges, ermöglichen sollen. Und selbst von solchen
Bedingungen ist man im Irak derzeit weit entfernt.

Und so geht der immer sinnlosere Krieg weiter. 3216 US-Soldaten
sind bislang gefallen, 24 000 verwundet worden. Die Zahl der
irakischen Kriegstoten wird auf mindestens 60 000 geschätzt. Als die
Blitzkriegsstrategen vor vier Jahren ihren Schlachtplan entwarfen,
hielten sie Verluste dieser Größenordnung für ausgeschlossen.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55903
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Thomas Kloß
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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