 LVZ: Industriepräsident Thumann: Längere KKW-Laufzeiten, um die Zukunft ohne Kernkraft besser gestalten zu können / Regierung müsse auf dem Gipfel ein schlüssiges Energiekonzept entwickeln
Geschrieben am 01-04-2006 |
Leipzig (ots) - Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen
Industrie, Jürgen Thumann, hat unmittelbar vor dem Energiegipfel bei
der Bundeskanzlerin am kommenden Montag "längere Laufzeiten für die
bestehenden Kernkraftwerke" verlangt, weil sie Deutschland "den
Übergang in eine Phase ohne Kernenergie ökonomisch, aber vor allem
ökologisch erleichtern" könnten. In einem Interview mit der
"Leipziger Volkszeitung" (Sonnabend-Ausgabe) warnte Thumann zugleich
vor Hysterie angesichts einer hohen Energie-Importabhängigkeit
Deutschlands: "Es besteht kein Grund zur Aufregung, nur weil unsere
Volkswirtschaft stark von Rohstoff- und Energie-Importen abhängig
ist." Benötigt werde aber "ein schlüssiges Konzept". Die
Herausforderungen "unserer Energieversorgung können nicht allein
durch eine öffentliche politische Diskussion gelöst werden", meinte
Thumann.
Zur Sicherung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit gehöre die
Liberalisierung der Energiemärkte, die Schaffung nachhaltiger
Wettbewerbsstrukturen auf diesen Märkten sowie der Abbau "politisch
gewollter" Lasten. "Diese und der angelaufene Emissionshandel lassen
die Energiepreise bedrohlich ansteigen", kritisierte der
BDI-Präsident. "Energiepolitik ist Wirtschaftspolitik - und dieser
Grundsatz ist nicht mehr ausreichend im öffentlichen und politischen
Bewusstsein verankert."
Die Kernenergie stelle gerade unter dem Aspekt der
Versorgungssicherheit quasi eine heimische Energiequelle dar, so
Thumann. Längere Laufzeiten kämen letztendlich auch den erneuerbaren
Energien zu gute. "Wir sind sehr dafür, dass die Erneuerbaren
Energien ohne die teueren Unterstützungsmaßnahmen auskommen. Nur so
werden sie nachhaltig Erfolg haben", meinte der BDI-Präsident. "Dafür
brauchen wir Zeit, die uns längere Laufzeiten verschaffen würden.
Kernenergie und erneuerbaren Energien ergänzen sich und stellen zwei
wichtige Bestandteile eines breiten Energieträger-Mix dar."
Originaltext: Leipziger Volkszeitung
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