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Erste Zwischenbilanz zum neuen UN-Nothilfefonds: Positiv im Ansatz, aber Verbesserungen erforderlich

Geschrieben am 08-03-2007

Berlin (ots) - SPERRFRIST: 9. MÄRZ 2007, 0:01 UHR

New York / Berlin, 9. März 2007 Oxfam International hat heute die
internationale Gemeinschaft dazu aufgerufen, sich stärker für den
ständigen Nothilfefonds der Vereinten Nationen (Central Emergency
Response Fund - CERF) einzusetzen, damit Menschen in Not schneller
lebensrettende Hilfe geleistet werden kann.

In dem Bericht "The UN Central Response Fund One Year On", den
Oxfam heute aus Anlass des einjährigen Bestehens des CERF
veröffentlicht, zieht die internationale Hilfsorganisation eine
gemischte Zwischenbilanz: In einigen Fällen hat der CERF die
Bereitstellung von Nothilfe beschleunigt und mehr Hilfsgelder für
unterfinanzierte, "vergessene Krisen" ermöglicht, die nicht im
Zentrum der internationalen Aufmerksamkeit stehen. In anderen Fällen
dagegen erfolgte die Finanzierung der vor Ort arbeitenden
Hilfsorganisationen nur schleppend und lückenhaft.

"Der CERF hat in kurzer Zeit durchaus Positives bewirkt. Damit er
aber im zweiten Jahr sein ganzes Potenzial entfalten kann, müssen
noch viele Verbesserungen erfolgen. Dies ist dringend nötig, um ein
wirklich 'schnelles Eingreifsystem der Nothilfe' zu schaffen, das die
46 Millionen Menschen erreicht, die jedes Jahr von Naturkatastrophen
und Konflikten heimgesucht werden," erklärte dazu Jeremy Hobbs,
Direktor von Oxfam International.

Eingerichtet wurde der CERF vor einem Jahr, um den Vereinten
Nationen und den Hilfsorganisationen eine schnellere und effektivere
Reaktion auf humanitäre Krisen zu ermöglichen, insbesondere zu Beginn
einer Krise. Bis dahin hatte es oft Wochen, manchmal gar Monate
gedauert, bis ausreichend Hilfsgelder von den Geberländern zur
Verfügung gestellt worden waren. Der CERF wird außerdem genutzt, um
den betroffenen Gemeinschaften in chronischen, aber "vergessenen
Krisen" zu helfen.

Wie Oxfam in dem Bericht feststellt, müssen die in den
Krisengebieten arbeitenden Nichtregierungsorganisationen schnelleren
Zugang zu den Hilfsgeldern erhalten, um ihre lebensrettende Arbeit
effektiver leisten zu können. Gegenwärtig durchlaufen die die Gelder
vor ihrer Auszahlung noch zu viele Verwaltungsvorgänge in den
Vereinten Nationen, was zusätzliche Kosten und Zeitverlust
verursacht. Daher sollten das System entsprechend modifiziert und der
Auszahlungsmodus gestrafft werden, um in einem nächsten Schritt die
Finanzausstattung des CERF von 500 Mio. auf eine Milliarde US-Dollar
zu erhöhen, damit noch mehr schnelle und wirksame Hilfe geleistet
werden kann.

Ein Blick auf die Einzahlungen des CERF im ersten Jahr zeigt ein
deutliches Gefälle zwischen den finanzstärksten Geberländern. Der
jeweilige Beitrag bemisst sich an der Wirtschaftskraft des Landes,
dem so genannten Fair Share. Vorbildliche Zahlungsmoral bewiesen
haben demzufolge Großbritannien (83 Mio. Dollar) und Norwegen (57
Mio.). Andere Geberländer schneiden dagegen deutlich schlechter ab,
darunter viele Öl produzierende Länder, aber auch Frankreich, die
USA, Japan und Deutschland.

Die USA müssten - gemessen an ihrer Wirtschaftskraft - 195 Mio.
Dollar einzahlen. Das ist weniger als das Budget einer modernen
Hollywood-Produktion. Eingezahlt haben sie aber nur 10 Mio. Dollar
(5% des Fair Share). Im Fall von Japan waren es 7,5 Mio. Dollar (10
%). Beide Länder haben zudem bislang keine neuen Zusagen für 2007
gemacht. Frankreich hat dieses Jahr bisher nur 1,3 Mio. Dollar
eingezahlt (4%), Deutschland 6,7 Mio. Dollar (16%).

Der Bericht kritisiert weiter, dass einige Geberländer ihre
Beiträge zum CERF lediglich aus anderen Budgets für Entwicklungshilfe
umschichten, anstatt zusätzliche Gelder bereitzustellen.

"Es macht offensichtlich wenig Sinn, wenn der CERF Gelder aus
anderen Bereichen der Entwicklungshilfe abzweigt, die dort dann
fehlen. Der Fonds sollte ein zusätzliches Instrument sein, " so
Hobbs. "Nur mit zusätzlichem Geld, vereinfachten
Auszahlungsmodalitäten und einer insgesamt besseren Abstimmung vor
Ort kann und wird der CERF wirklich dazu beitragen, dass die
internationale Gemeinschaft auf Naturkatastrophen und Konflikte
schneller und effektiver reagiert."

Positiv zu bewerten sind laut Oxfam bisher folgende Aspekte:
- Für einige bislang vernachlässigte Krisengebiete wie Somalia und
die Demokratische Republik Kongo konnten zusätzliche Hilfsgelder zur
Verfügung gestellt werden.
- In einigen Fällen konnte die Bereitstellung von Soforthilfe
deutlich beschleunigt werden, so etwa die Hilfe für Binnenvertriebene
in Ost-Timor oder Wasser- und Gesundheitsprojekte in den
Dürregebieten in Kenia.

Handlungsbedarf sieht Oxfam in folgenden Bereichen:
- schnellere Auszahlung von CERF-Geldern;
- bessere Abstimmung zwischen Vereinten Nationen und vor Ort tätigen
Hilfsorganisationen;
- bessere Evaluation von Projekten, die aus CERF-Mitteln finanziert
werden;
- Erhöhung des CERF-Volumens auf 1 Mrd. Dollar, wobei die
Einzahlungen nicht aus bestehenden Budgets für Entwicklungshilfe
umgeschichtet werden sollten.

Download: "The UN Central Response Fund One Year On",
http://www.oxfam.de/download/cerf_one_year_on.pdf

Originaltext: Oxfam Deutschland e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=51594
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_51594.rss2

Pressekontakt:
Kontakt: Markus Nitschke, Oxfam Deutschland, mnitschke@oxfam.de, Tel:
030-42850621


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