(Registrieren)

Europäische Zukunft in versöhnter Verschiedenheit ./. Christliche Mitgift als Unterpfand für die Entwicklung Europas

Geschrieben am 13-12-2006

Hannover (ots) - Europäische Zukunft in versöhnter Verschiedenheit

Christliche Mitgift als Unterpfand für die Entwicklung Europas

Christliche Werte und Überzeugungen haben die europäische
Vereinigung von Anfang geprägt, erklärte der Vorsitzende des Rates
der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang
Huber, auf einem Treffen von etwa 60 kirchenleitenden
Persönlichkeiten aus über 30 verschiedenen europäischen Staaten in
Brüssel. Im Vorfeld der deutschen EU-Ratspräsidentschaft haben sich
auf Einladung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) Vertreter von
Kirchen innerhalb und außerhalb der Europäischen Union (EU)
getroffen, um über "Werte - Religion - Identität" zu diskutieren. Für
die Zukunft der EU sieht der Ratsvorsitzende aus der Tradition der
Versöhnung und der Verpflichtung für den Frieden fünf Aufgaben für
die nahe Zukunft der EU und die deutsche EU-Ratspräsidentschaft.

Auf die Verwirklichung der Menschenrechte und in diesem Rahmen der
Kampf gegen Menschenhandel müsse die EU über die eigenen Grenzen
hinaus achten. Zudem verpflichteten die Erfahrungen des vergangenen
Jahrhunderts und die europäischen Grundwerte zum Eintreten für
Menschen, die als Flüchtlinge im Sinne der Genfer
Flüchtlingskonvention oder als anderweitig Verfolgte auf Schutz
angewiesen seien, zählte der Ratsvorsitzende der EKD die ersten
beiden Aufgaben auf. Weltweit müsse die EU sich der Armutsbekämpfung
in der Entwicklungszusammenarbeit als vorrangigem Ziel verpflichtet
wissen. In Fragen der Energiepolitik soll alternativen, die Umwelt
schonenden Energiekonzepten die notwendige Priorität eingeräumt
werden. Huber begrüßte es, dass die Bundesregierung Fragen des
Klimawandels zu einem Schwerpunkt der deutschen Ratspräsidentschaft
machen wolle. Die Armut in Europa liege ihm als Thema "am Herzen",
betonte der Berliner Bischof vor den versammelten Vertretern
lutherischer, reformierter, anglikanischer und orthodoxer Kirchen:
"Wir setzen uns gegen Entwicklungen zur Wehr, die zum Ausschluss
nicht nur einzelner, sondern ganzer Gruppen von den Möglichkeiten
gesellschaftlicher Beteiligung führen." Die Verantwortung für Frieden
und Versöhnung lenke die Aufmerksamkeit auf die Frage nach einer
kohärenten Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik: "Als
Kirchen treten wir für den Vorrang gewaltfreier Konfliktlösungen und
den Ausbau präventiver Möglichkeiten ein."

Hannover / Brüssel, 13. Dezember 2006

Pressestelle der EKD
Christof Vetter

Nachfolgend Rede des Vorsitzenden des Rates der EKD, Bischof
Wolfgang Huber, im Wortlaut:

"Future of the European Project" - Zur Zukunft der Europäischen
Union
Erwartungen an die deutsche Ratspräsidentschaft

I. Der Blick zurück: Versöhnung und Frieden

Zu dem Zeitpunkt, zu dem die Europäische Union auf den 50.
Jahrestages ihrer Gründung am 25. März 1957 zugeht, muss man sich vor
allem an eines erinnern: Die Geschichte der Europäischen Union ist
eine Geschichte der Versöhnung. Die Ansätze einer wirtschaftlichen
Kooperation, zuerst im Bereich der Montanindustrie, verbanden sich
mit der Idee, ein Europa der Versöhnung und des Friedens zu schaffen.
Diese Idee verdankt dem christlichen Glauben und mit ihm der
jüdischen Tradition entscheidende Impulse. Die Sehnsucht nach einer
Zeit, in der Frieden und Gerechtigkeit sich küssen, wie der Psalm
sagt, treibt das christliche Friedensengagement an. Dieses Engagement
hat dazu beigetragen, die Gesetzmäßigkeit der Vergeltung zu
durchbrechen und sogenannte "Erbfeindschaften" aus dem Geist der
Versöhnung zu überwinden. So wurde ein neuer Anfang möglich. Meine
Generation hat das am eigenen Leib erfahren. Mich und meine
Mitschüler, die wir nach dem Krieg im Südwesten Deutschlands
aufwuchsen, hat beispielsweise der Schüleraustausch mit Frankreich
entscheidend geprägt. Damit hat ein Lernprozess begonnen. Durch ihn
haben wir gelernt, warum ein gerechter Frieden das gemeinsame
europäische Ziel ist; wir haben gelernt, warum der gerechte Frieden
an die Stelle einer Rückkehr zur Lehre vom gerechten Krieg treten
soll.
In diesem europäischen Rahmen wurde uns neu bewusst, dass die
christlichen Kirchen und ihre Theologie dem Frieden zu dienen haben.
Ebenso wie meine persönliche Lebensgeschichte ist die Biographie
vieler Christen in Europa während der letzten Jahrzehnte durch diese
Erfahrung geprägt. In dem gemeinsamen Eintreten für Gerechtigkeit,
Frieden und die Bewahrung der Schöpfung hat das Ausdruck gefunden.
Die Europäischen Ökumenischen Versammlungen in Basel und Graz haben
dem auf exemplarische Weise Ausdruck verliehen. Wir hoffen darauf,
dass die dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu dem
einen neuen und deutlichen Akzent hinzufügen wird.
Aber der Friedensauftrag der Religion ist natürlich nicht auf das
Christentum beschränkt. Vielmehr hat jede Religion den Auftrag, für
den Frieden unter den Menschen zu wirken. Gemeinsam müssen die
Religionsgemeinschaften insbesondere jeder Gewaltanwendung, die sich
durch einen religiösen Bezug legitimieren will, eine klare Absage
erteilen. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat das unlängst mit
folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: "Es ist die Aufgabe von
Angehörigen aller Religionen, einen Beitrag zur Förderung des
Friedens und zur Minderung des Gewalt- und Aggressionspotentials im
menschlichen Zusammenleben zu leisten" (EKD-Texte 86, 46). Wenn die
Religionsgemeinschaften in diesem Sinn vorbildhaft wirken, wird dies
einen Raum gesellschaftlichen Vertrauens öffnen und breite
Anerkennung finden.
Frieden hat seinen Ursprung in der Versöhnung. Lothar Kreyssig, der
Begründer von Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste, hat dies im Jahr
1958 mit folgenden Worten erläutert: "Wir Deutschen haben den Zweiten
Weltkrieg begonnen und schon damit mehr als andere unmessbares Leiden
der Menschheit verschuldet: Deutsche haben in frevlerischem Aufstand
gegen Gott Millionen von Juden umgebracht. Wer von uns Überlebenden
das nicht gewollt hat, der hat nicht genug getan, es zu verhindern.
Wir haben vornehmlich darum noch immer keinen Frieden, weil zu wenig
Versöhnung ist."
Auch die Geschichte der Europäischen Union ist eine Geschichte der
Versöhnung. Sowohl die Anfänge der Europäischen Union als auch ihre
Erweiterung nach Osteuropa wären ohne dieses Motiv der Versöhnung
nicht denkbar; die Versöhnungsinitiativen der christlichen Kirchen
haben dazu ihren Beitrag geleistet.

II. Der Blick in die Zukunft: Versöhnte Verschiedenheit

Diesen Blick in die Vergangenheit will ich mit einem Blick in die
Zukunft verbinden. Dabei knüpfe ich an einen Besuch an, den eine
Delegation europäischer Kirchenführer im Jahr 2004 dem früheren
Präsidenten der Europäischen Kommission, Romano Prodi, hier in
Brüssel abstattete. Während des Gesprächs schaute der Präsident uns,
die Repräsentanten orthodoxer, anglikanischer, römisch-katholischer
und evangelischer Kirchen, an und sagte sinngemäß: Bis zu einem
gewissen Grade nehmen Sie in den Kirchen die Zukunft Europas vorweg.
Denn die entscheidende Aufgabe Europas ist es, der Pluralität eine
Gestalt zu geben, die Einheit in Verschiedenheit zu leben. Und er
fuhr fort: Die ökumenische Gemeinschaft der Kirchen ist ein Modell
für die Einheit in Verschiedenheit, die wir in Europa brauchen.
Gemeinschaft in Europa bedeutet Einheit in Vielfalt. Kulturelle und
religiöse Pluralität hat Europa zwar von Anfang an bestimmt. Sie ist
aber keineswegs immer als selbstverständliches Element der
europäischen Kultur anerkannt worden. Das Christentum hat wesentlich
zur europäischen Pluralität beigetragen; die christlichen Kirchen
wissen sich auch weiterhin verpflichtet, ihren Beitrag zur
politischen Kultur Europas zu leisten. Die christliche Mitgift
Europas ist deshalb ein wichtiges Unterpfand für Gegenwart und
Zukunft. Die christlichen Prägungen sind wesentliche Grundlagen der
politischen Kultur auch der Europäischen Union. Das ausdrücklich
bewusst zu machen, gehört zu unseren Pflichten. Deshalb treten wir
dafür ein, dass die Bedeutung der jüdisch-christlichen Tradition für
die kulturelle Gestalt Europas auch im Europäischen
Verfassungsvertrag klar angesprochen wird.
In der vergangenen Woche hat Finnland als sechzehnter Mitgliedsstaat
den Verfassungsvertrag ratifiziert. Die Evangelische Kirche in
Deutschland sieht in diesem Verfassungsvertrag ein wichtiges
Unterpfand dafür, dass das Eintreten für Grundrechte und Demokratie,
aber auch für Transparenz und Bürgernähe als gemeinsame Verpflichtung
wahrgenommen wird. Deshalb sehen wir in dem Verfassungsvertrag ein
wichtiges Instrument für die künftige Gestaltung der politischen
Union. Die Bürgerinnen und Bürger werden sich mit der Europäischen
Union in dem Maß identifizieren, in dem sie sich auf die Achtung
ihrer jeweiligen Kultur, Religion und Geschichte verlassen können.
Auch aus diesem Grund ist ein Hinweis auf die jüdisch-christliche
Überlieferung im Verfassungsvertrag dringend zu wünschen.

III. Die Sehnsucht nach dem ganz Anderen

Dies ist auch deshalb hervorzuheben, weil sich die meisten
Prognosen der letzten Jahrzehnte zur Rolle der Religion als falsch
erwiesen haben. Zwar hat sich in Europa die Rolle die Kirchen während
der vergangenen zweihundert Jahre tiefgreifend gewandelt. In vielen
Bereichen haben sie im Prozess der Säkularisierung ihre unmittelbare,
mit staatlicher Unterstützung durchsetzbare Bestimmungsmacht
verloren. Doch die Wirkungsgeschichte des Evangeliums dauert an: Die
Botschaft von Gottes Gnade wird verkündet; Menschen gründen ihr Leben
im Glauben und lassen sich zu Taten der Liebe anstiften; der Gedanke
der christlichen Freiheit wirkt fort. Das Prinzip der Menschenrechte,
die Ausgestaltung des demokratischen Staates, die Orientierung
gesellschaftlichen Handelns an Gerechtigkeit und Solidarität oder
eben die Idee eines versöhnten Europas verdanken sich entscheidenden
Impulsen der jüdisch-christlichen Tradition.
Je unerbittlicher die europäische Welt auf die globalisierte
Wirtschaft ausgerichtet wird, je strikter Markt und Finanzkraft,
Lohnnebenkosten und Konkurrenzkampf das Leben aller bestimmen sollen,
desto stärker wird nach Gegenkräften gefragt. Die meisten spüren,
dass Konsum allein nicht Halt gibt, dass Wirtschaft allein nicht Sinn
schenkt, dass Funktionieren allein nicht Bedeutung verleiht. Mit der
Rückkehr der Religion rebelliert die Seele der Menschen gegen ihre
kommerzielle Reduktion. Die Vorstellung, dass sich der Glaube in die
Privatsphäre abschieben lasse und dass gesellschaftliches
Zusammenleben ohne die öffentliche Erkennbarkeit von Religion und
Glaube möglich sei, gehört der Vergangenheit an. Natürlich bedeutet
das keineswegs, dass alle Menschen sich zum Glauben an Gott bekennen.
Aber in vergleichsweise kurzer Zeit ist deutlich geworden, dass dies
eine der Fragen ist, in denen man zu einer persönlichen Entscheidung
kommen muss.
Heute müssen zugleich mit der wirtschaftlichen Funktion des
vereinigten Europa die Grundlagen seiner politischen Kultur bewusst
gemacht und erneuert werden. Der Einfluss der Religion, insbesondere
der Kirchen, auf die Gesellschaft - durch kulturelle Präsenz und
politische Äußerungen, Gemeinwohlarbeit in den Kommunen, Diakonie und
Bildung - wird in seiner Bedeutung weiter bestehen und wachsen.
Allerdings vollzieht sich hierbei keine Rückkehr zu einem überholten
Staatskirchentum. Nur an den Punkten, an denen sich für die
gesellschaftlichen Kräfte eine Auseinandersetzung mit der Meinung der
Vertreter der Religionsgemeinschaften qualitativ lohnt, wird sie auch
vollzogen werden. Aber unverkennbar wächst die Nachfrage nach der
geistlichen Orientierung, die von den Religionsgemeinschaften
ausgeht. Unsere christlichen Kirchen müssen darauf antworten mit der
Konzentration auf das, was allein sie vertreten können: die
Orientierung an der Wirklichkeit Gottes. Die Kirchen vermögen es,
Orte und Riten anzubieten, die über ihre eigenen Mitglieder hinaus
tragfähig sind. Entwickeln wir Zutrauen zu den neuen und
überraschenden Wegen, auf denen das geschieht! Europa muss sich als
Wertegemeinschaft verstehen. Der Wechsel in der Ratspräsidentschaft
ist ein Anlass, daran erneut zu erinnern.

IV. Was Menschen brauchen: Sicherheit, Frieden und die Wahrung der
Menschenrechte

Wie wird das Zutrauen der Menschen wachsen, dass die Zukunft
Europas sicher ist - und dies nicht auf Kosten der einen Welt? Wie
kann die Begeisterung der Menschen wachsen, sich für die Zukunft
Europas zu engagieren - und dies in Solidarität mit denen, deren
Menschenrechte und Menschenwürde bedroht sind? Ich will einige wenige
Themen hervorheben.
(1) Europa hat nach innen Risse und nach außen Grenzen. Bei seinem
Zusammenwachsen darf es nicht zur Festung werden. Mit der
Europäischen Nachbarschaftspolitik will die Europäische Union
jenseits ihrer neuen Außengrenzen einen "Ring befreundeter Länder"
aufbauen, die in eine zunehmend engere Beziehung eingebunden werden.
Bei der Weiterentwicklung der Nachbarschaftspolitik, wie sie für die
Zeit der deutschen EU-Ratspräsidentschaft geplant wird, sollten die
Verwirklichung der Menschenrechte und in diesem Rahmen auch der Kampf
gegen Menschenhandel in ihrem Gewicht gewürdigt werden. In der
Konferenz Europäischer Kirchen leben wir die grenzüberschreitende
Gemeinschaft in Europa seit vielen Jahrzehnten - in Begegnungen
zwischen Gliedern unserer Gemeinden, in gemeinsamen Projekten, in
Partnerschaften, im Ringen um die gemeinsamen theologischen und
ethischen Grundlagen.
(2) Die Erfahrungen des vergangenen Jahrhunderts und die europäischen
Grundwerte verpflichten uns in gleicher Weise zum Eintreten für
Menschen, die als Flüchtlinge im Sinne der Genfer
Flüchtlingskonvention oder als anderweitig Verfolgte auf Schutz
angewiesen sind. Die Menschenrechte sind in unmittelbarer Gefahr,
wenn Flüchtlinge oder Asylsuchende keinen Schutz und keine
Lebensperspektive finden. Bei dem Versuch, illegale Einwanderung zu
verhindern, müssen deshalb die internationalen
Menschenrechtsstandards eingehalten werden. Statt Mittel der
Abschreckung einzusetzen und beispielsweise Grenzkontrollen zu
verstärken, müssen im Blick auf irreguläre Zuwanderung nachhaltige
und langfristige Lösungen gefunden werden.
(3) Mit dem europäischen Konsens zur Entwicklungspolitik liegt jetzt
erstmals ein gemeinsames Grundlagenpapier zu den Zielen und
Dimensionen einer gemeinsamen europäischen Entwicklungspolitik vor.
Die Verstärkung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit ist ohne
Zweifel ein wichtiges Element; dabei sollten auch die kirchlichen
Hilfswerke wieder verstärkt wahrgenommen und unterstützt werden. Wir
befürworten, dass die EU sich der Armutsbekämpfung in der
Entwicklungszusammenarbeit als vorrangigem Ziel verpflichtet weiß,
und treten für eine entwicklungspolitisch stimmige Gestaltung anderer
Politikbereiche ein. Das entscheidende Ziel liegt darin, die
Fluchtursachen durch entwicklungspolitische Maßnahmen in den
jeweiligen Ländern zu überwinden. Nur dann wird es auf Dauer auch
gelingen, legale Zuwanderungswege in die Europäische Union zu
schaffen, die fair und transparent sind.
(4) Der Klimawandel macht deutlich, dass wir den Folgen unseres Tuns
nirgendwo entkommen und dass wir nur eine Erde mit begrenzen
Ressourcen haben. Energiepolitik wird ein Schwerpunktthema sowohl der
deutschen EU-Ratspräsidentschaft als auch des G-8-Gipfels in
Heiligendamm sein. Mit Sorge nimmt die Evangelische Kirche in
Deutschland wahr, dass alternativen, die Umwelt schonenden
Energiekonzepten nicht die notwendige Priorität eingeräumt wird;
vielmehr treten wieder verstärkt Maßnahmen der fossilen und atomaren
Energiegewinnung in den Mittelpunkt der Debatte. Angesichts des
dramatischen Klimawandels ist es geboten, ohne falsche Kompromisse
für die Nachhaltigkeit der Energieversorgung einzutreten.
(5) Ein weiteres Thema liegt mir am Herzen: die Armut in Europa. Wir
setzen uns gegen Entwicklungen zur Wehr, die zum Ausschluss nicht nur
einzelner, sondern ganzer Gruppen von den Möglichkeiten
gesellschaftlicher Beteiligung führen. Wirtschaft, Bildung, Familie,
Diakonie, Kirchengemeinden sind die fünf Felder, auf die sich die
Vorschläge beziehen, die wir dazu unlängst in einer Denkschrift über
"Gerechte Teilhabe" vorgelegt haben. Die Synode der EKD hat vor einem
Monat daran erinnert, dass wir als Gottes Ebenbilder mit gleicher
Würde begabt sind. Es gibt Lebenssituationen in Armut, die der Würde
des Menschen Hohn sprechen; und es gibt ebenso auch ein falsches
Vertrauen auf Reichtum und einen nicht zu rechtfertigenden Umgang mit
ihm. Wir Menschen sind von Gott aneinander gewiesen und tragen
füreinander Verantwortung. Einzelne oder ganze Gruppen vom
gemeinsamen Leben auszuschließen und ihnen die Teilhabe zu
verweigern, ist Sünde vor Gott. Gott traut uns zu, Europa gerecht zu
gestalten und seinen Reichtum zum Wohle aller einzusetzen. In diesem
Geist rufen wir dazu auf, dass Armut bekämpft und Reichtum in die
Pflicht genommen wird.
(6) Die Verantwortung für Frieden und Versöhnung lenkt unsere
Aufmerksamkeit schließlich auf die Frage nach einer kohärenten
Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Viele kritische
Anfragen dazu beziehen sich auf die Gewichtung zwischen militärischen
und zivilen Instrumenten im Umgang mit Krisen, ihrer Prävention wie
ihrer Bewältigung. Als Kirchen treten wir für den Vorrang
gewaltfreier Konfliktlösungen und den Ausbau präventiver
Möglichkeiten ein. Die Erfahrungen, die christliche Kirchen auf
diesem Feld gesammelt haben, können dabei eine Hilfe sein. Aber wir
erwarten zugleich mit besonderer Dringlichkeit, dass die Europäische
Union ein Vorreiter darin wird, die Möglichkeiten der zivilen
Krisenbearbeitung auszuschöpfen.

V. Auf dem Weg

Die Dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu wird unter
dem Thema stehen: "Das Licht Christi scheint auf alle - Hoffnung auf
Einheit und Erneuerung für Europa". Damit wird ein zentrales Motiv
unseres christlichen Glaubens aufgenommen. Christus als das Licht der
Welt zeigt uns den Weg dazu, für Gerechtigkeit, Frieden und die
Bewahrung der Schöpfung einzutreten. In der Charta Oecumenica haben
wir uns dazu verpflichtet, unseren Beitrag dazu gemeinsam zu leisten.
Nun geht es darum, diese Verpflichtung in die Tat umzusetzen. Mit dem
gemeinsamen Eintreten für den Friedensbeitrag Europas wollen wir das
Licht bezeugen, das in Jesus Christus in unsere Welt gekommen ist.

Originaltext: EKD Evangelische Kirche in Deutschland
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=55310
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_55310.rss2

Pressekontakt:
Evangelische Kirche in Deutschland
Hans-Christof Vetter
Herrenhäuser Strasse 12
D-30419 Hannover
Telefon: 0511 - 2796 - 269
E-Mail: christof.vetter@ekd.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

44727

weitere Artikel:
  • "An ethischen Grundsätzen festhalten" / Kolpingwerk spricht sich gegen Änderung des Embryonenschutzgesetzes aus Köln (ots) - "Wir sehen keinen Anlass zu einer Änderung des Embryonenschutzgesetzes." So unterstrichen der Vorsitzende des Kolpingwerkes Deutschland, Thomas Dörflinger (MdB) und Bundesvorstandsmitglied Dr. Bernhard Mittermaier die Position des Kolpingwerkes. Der katholische Verband unterstützt damit die Position des CDU-Bundestagsabgeordneten Hubert Hüppe, der es unverständlich nannte, dass nach einer Erklärung des Parlamentarische Geschäftsführer Norbert Röttgen in der Union der Lebensschutz anscheinend wieder in Frage gestellt werden mehr...

  • Götz: Kommunen begrüßen Stärkung der Städte und des ländlichen Raums Berlin (ots) - Zum EU-Präsidentschaftsprogramm "Europa gelingt gemeinsam" (1. Januar - 30. Juni 2007) der unionsgeführten Bundesregierung erklärt der kommunalpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Peter Götz MdB: Das im Präsidentschaftsprogramm erklärte Ziel einer Stärkung der Städte und des ländlichen Raums wird von den Kommunen Europas von ganzem Herzen begrüßt. Mit der anstehenden Übernahme des EU-Vorsitzes verbinden sich somit mehr als nur vage Wünsche. Leitlinien für eine integrierte nachhaltige Stadtentwicklung mehr...

  • Meyer: Deutschland -Wachstumslokomotive in Europa Berlin (ots) - Zu den jüngsten Prognosen für das Wirtschaftswachstum erklärt der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Laurenz Meyer MdB: Die Prognosen für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts in 2006 und 2007 steigen sprunghaft. Eine Wachstumsrate von rund 2,5 Prozent in diesem und prognostiziert rund 2 Prozent im kommenden Jahr ebenso wie 609.000 bei der Bundesagentur für Arbeit Ende November gemeldete offene Stellenangebote bilden gute Voraussetzungen für Investitionen, einen weiteren Abbau mehr...

  • EU will Killer-TV erlauben / Mit der heutigen Entscheidung zur Fernsehrichtlinie beerdigt die EU den Jugendmedienschutz - Brüssel entscheidet, was deutschen Kindern schadet Düsseldorf (ots) - Während in Deutschland noch über eine Verschärfung des Jugendschutzes nachgedacht wird, legt das Europäische Parlament heute die Grundregeln des Jugendschutzes in audiovisuellen Medien fest. Im Rahmen der Neuregelung der Fernsehrichtlinie bestimmen die Parlamentarier nicht nur die Regeln zur Werbung im Fernsehen, sondern auch die Bestimmungen zum Jugendschutz und zur gegenseitigen Anerkennung nationaler Medienangebote. Das Ergebnis ist offensichtlich: Zumindest im Fernsehen und im Internet wird sich der Jugendmedienschutz mehr...

  • Richard Perle räumt Fehler der USA im Irak-Krieg ein Hamburg (ots) - Der frühere Pentagon-Berater Richard Perle übt Kritik am Verlauf des Irak-Krieges. "Die Idee war gut, die Ausführung schlecht", sagt der ehemalige Berater von Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld der ZEIT. "Wir hätten uns auf eine irakische Nachkriegsführung verständigen sollen." Das hätten aber das US-Außenministerium und der Geheimdienst CIA abgelehnt. "Wir hätten mit einem irakischen de Gaulle in Bagdad einmarschieren sollen", sagt Perle. Die Ergebnisse der Baker-Kommission zur Zukunft des Irak lehnt Perle dennoch mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht