(Registrieren)

Oxfam-Bericht: Über 25.000 Familien in Aceh noch immer ohne Land und Unterkunft

Geschrieben am 06-12-2006

Berlin (ots) - Berlin, 7. Dezember 2006 Mehr als 25.000 arme und
landlose Familien in Aceh (Indonesien) gehen bei dem
Wiederaufbauprogramm leer aus. Knapp zwei Jahre, nachdem der Tsunami
ihre Häuser weggespült und ihr Land zerstört hat, warten sie noch
immer auf feste Unterkünfte laut einem neuen Bericht, den die
internationale Hilfsorganisation Oxfam heute veröffentlicht hat.

In Aceh wird gegenwärtig das größte internationale
Wiederaufbauprogramm weltweit durchgeführt. Dank der großzügigen
internationalen Unterstützung und dem unverzüglichen Handeln der
indonesischen Regierung wurde bereits viel geleistet. Bislang wurden
über ein Drittel der benötigten 128.000 Häuser gebaut.

Ungeklärte Landrechte stellen jedoch ein großes Problem bei der
Versorgung der Landlosen mit Unterkünften dar. Viele hausen immer
noch in Baracken: provisorische Unterkünfte, in denen zahlreiche
Familien unter beengten, oft unhygienischen Bedingungen leben.

In dem neuen Bericht "Zwei Jahre nach dem Tsunami: Landrechte in
Aceh" fordert die Oxfam die indonesische Regierung auf, die Landlosen
auf gerechte Art und Weise mit Unterkünften zu versorgen.

"Aceh hat enorme Fortschritte beim Wiederaufbau nach dem Tsunami
gemacht", sagt Paul Bendix, Geschäftsführer von Oxfam Deutschland.
"Aber zwei Jahre nach dem Tsunami wissen die ärmsten Menschen Acehs -
illegale Siedler, Mieter und Frauen - immer noch nicht, wann und
wohin sie umgesiedelt werden."

"Das Fehlen einer klaren Politik im Umgang mit den Landlosen hat
zu großen Unsicherheiten und Verzögerungen geführt. Es besteht die
Gefahr, dass diese Menschen in den Slums der Zukunft landen werden --
trotz der großen Spendenbereitschaft nach dem Tsunami."

Aceh, die nördlichste Provinz der Insel Sumatra, war am
schlimmsten vom Tsunami des 26. Dezember 2004 betroffen. Etwa 169.000
Menschen kamen ums Leben, 600.000 wurden obdachlos und 141.000 Häuser
zerstört.

Der neue Oxfam-Bericht zeigt die Schwierigkeiten auf, die es zu
bewältigen gilt:

- Die meisten Grundbücher und Besitzurkunden, die den Landbesitz
dokumentierten, wurden vom Tsunami zerstört oder unlesbar gemacht; 15
Tonnen Dokumente wurden zur Wiederherstellung nach Jakarta gebracht.
- Die meisten Menschen verloren sämtliche Ausweispapiere.
- Land wurde überschwemmt -- bis zu 15% der landwirtschaftlich
genutzten Fläche im westlichen Aceh könnten für immer zerstört sein.
- Die Zahl der Erbschaftsansprüche war enorm.
- Die Bäume und Pfade, die die Grundstücksgrenzen markierten, wurden
weggespült.

"Wenn man Häuser wieder aufbaut, ohne zu wissen, wem das Land
gehört, kann das zu Problemen in der Zukunft führen", so Paul Bendix.
"Aber dieser Prozess kann extrem schwierig und langwierig sein. Oxfam
arbeitet mit Dutzenden Dörfern in Aceh zusammen und unterstützt sie
bei der Neuverteilung von Land, damit alle ein Zuhause bekommen."

Etwa 10.000 Haushalte, die vor dem Tsunami Grundeigentum besaßen,
müssen jetzt umgesiedelt werden, weil ihr Land überschwemmt oder
ruiniert wurde. Die indonesische Regierung hat 700 Hektar Land für
sie aufgekauft, aber es geht langsam voran. Erst 700 Häuser sind
bislang fertig gestellt und bewohnt.

Viele der ärmeren Einwohner Acehs hatten ihre Häuser gemietet,
oder sie lebten illegal auf öffentlichem oder privatem Land. Es gibt
15.000 solcher Haushalte, die neues Land benötigen, auf dem sie leben
können. Sie haben zwar keinen Rechtsanspruch auf neues Land oder
Unterkünfte, erhalten jedoch finanzielle Unterstützung. Oxfam
befürchtet, dass dies nicht ausreichen wird, um den Ärmsten zu
helfen. Angesichts des langsamen Tempos des Wiederaufbaus wird dieses
Geld von der hohen Inflation in Aceh aufgezehrt sein, bevor ein neues
Haus für sie bereitsteht.

Oxfam fordert die indonesische Regierung auf, eine Reihe von
Verfahren einzuführen und umzusetzen, die die Landlosen, Mieter/innen
und illegalen Siedler/innen besser schützen:

- Die indonesische Regierung und Nichtregierungsorganisationen
(NRO) müssen sich für eine langfristige Lösung des Barackenproblems
einsetzen.
- Die indonesische Regierung und NRO müssen in Aceh stärker
kooperieren, um Mieter/innen und illegalen Siedler/innen eine Reihe
von Auswahlmöglichkeiten zu schaffen.
- Der Prozess der Wiederansiedlung muss weitestgehend unter
Einbeziehung und mit Zustimmung der Dorfgemeinschaften geschehen.
- Mietverträge müssen wieder in Kraft treten.

Originaltext: Oxfam Deutschland e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=51594
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_51594.rss2

Pressekontakt:
Weitere Informationen:

Paul Bendix, Oxfam Deutschland, 030 - 4530 6929

Hinweise für Redakteur/innen:

1. Die Schäden, die der Tsunami in Aceh angerichtet hat, werden auf
über US$ 4,5 Milliarden geschätzt. Ein Viertel der Bevölkerung in
Aceh verlor aufgrund des Tsunami den Arbeitsplatz.
2. Über 150.000 Hektar landwirtschaftlicher Fläche waren nach der
Überschwemmung mit Salzwasser und Schlamm nicht mehr für den Feldbau
geeignet.
3. Oxfam hat mehr als 474.000 Menschen unterstützt: über 40 Millionen
Liter Wasser wurden bereitgestellt, mehr als 100.000 Arbeitsplätze
geschaffen, über 30 Brücken und 100 km Straßen gebaut. Bis September
2006 hat Oxfam in Aceh US$67 Millionen eingesetzt und plant, in den
nächsten vier Jahren insgesamt US$104 Millionen zu verwenden.
4. Ziel der indonesischen Regierung ist es, 600.000 Grundstücke im
Projekt zum Wiederaufbau von Acehs Landverwaltungssystem (RALAS) zu
registrieren. Bis Mitte 2006 hatte RALAS lediglich 2.608
Landrechtszertifikate ausgestellt.
5. Bis November 2006 wurden in Aceh 48.000 Häuser gebaut. Das Ziel
sind 128.000 Häuser.
6. 70.000 Menschen leben in etwa 150 Baracken in Gesamt-Aceh.


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

43710

weitere Artikel:
  • Märkische Oderzeitung: Zum Bericht der so genannten Baker-Kommission: Frankfurt/Oder (ots) - Es ist bemerkenswert: Der designierte US-Verteidigungsminister Gates war Mitglied der so genannten Baker-Kommission, die gestern einen radikalen Kurswechsel im Irak vorschlug. Eben dieser Gates hält den Krieg im Zweistromland für nicht gewinnbar. Das ist keine Überraschung. Wirklich interessant sind die Schlussfolgerungen, die daraus gezogen werden. Die Baker-Kommission empfiehlt den schrittweisen Abzug der Kampftruppen und eine Konzentration auf die Unterstützung des irakischen Militärs, verbunden mit wirtschaftlichem mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: Abhöraktion im Fall El Masri Chef des BND-Untersuchungsausschusses: Begründung reicht nicht aus Halle (ots) - Der Vorsitzende des BND-Untersuchungsausschusses des Bundestages, Siegfried Kauder (CDU), hat sich skeptisch zur Abhöraktion der Staatsanwaltschaft München beim Anwalt des Deutsch-Libanesen Khaled El Masri, Manfred Gnjidic, geäußert. "Das ist sicherlich kritisch", sagte er der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) zu der Telefonüberwachung, von der auch Journalisten des "Stern" und des ZDF betroffen waren. "Es ist hypothetisch zu sagen, dass der Entführer beim Anwalt anruft. Das erscheint mir mehr...

  • Stuttgarter Nachrichten: zu Amok-Warnung in Baden-Württemberg: Stuttgart (ots) - So nachvollziehbar die Entscheidung ist, so mangelhaft war die Ausführung. Der Kultusminister überließ es den Rektoren, ihre Schulen zu schließen. Das wirkt so, als rückte die Feuerwehr aus und stellte es den Hausbewohnern frei, ob sie das Gebäude verlassen. Auch Fragen der Aufsichtspflicht wurden in der Hektik nicht berücksichtigt. Überdies hat niemand an die Eltern gedacht. Zu Recht kritisiert der Landeselternbeirat fehlende Informationskanäle. Telefonketten existieren nicht. Erst mit eintägiger Verspätung stehen mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zur Amok-Ankündigung Ulm (ots) - Man hat ihn noch nicht. Die Polizei weiß nicht einmal, ob die Warnung vor einem Amoklauf an einer baden-württembergischen Schule ernst gemeint war, ob es der Selbstmörder aus Offenburg, ein Trittbrettfahrer oder gar ein Computerfreak war, der mit dem Entsetzen seinen Scherz treiben wollte. Gewiss hat die Polizei die Routine, die Öffentlichkeit nicht über ungewisse Bedrohungen zu informieren. Und dennoch war die Warnung des Innenministers Heribert Rech und des Kultusministers Helmut Rau angemessen. Wer die Schulen informiert, mehr...

  • Westfalenpost: Schallende Ohrfeigen Hagen (ots) - Baker-Kommission legt Bush Bericht vor Von Eberhard Einhoff Es war am Abend des 11. September 2001, als die Regierung Bush beschloss, im Irak einzumarschieren, den Diktator Saddam zu entmachten und das Land als Anstoßstein für ein nahöstliches Demokratie-Domino zu nutzen. Der Irak hatte mit den Terrorangriffen jenes 11. September 2001 nichts zu tun. Dass die Entscheidung zum Krieg gegen das Land bereits an jenem Abend fiel, wurde erst viel später bekannt. Saddam ist nicht mehr an der Macht. Das ist zweifellos ein positives mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht