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Neuer Diesel-Smart stößt mehr Feinstaub aus als ein moderner Stadtbus - Cityauto bleibt der "Dreckspatz von Mercedes"

Geschrieben am 09-11-2006

Berlin (ots) - Deutsche Umwelthilfe beklagt "fortgesetzte
Luftvergiftung" und kündigt "kreative Aktionen" an, sollte der heute
präsentierte neue Diesel-Smart ab Frühjahr 2007 ohne vollwertigen
Partikelfilter ausgeliefert werden - Schadensersatzklage wegen
Unterlassungserklärung, die DaimlerChrysler unter Vorspiegelung
falscher Tatsachen gegen DUH erwirkt hat

Der am heutigen Donnerstag in Stuttgart erstmals vorgestellte
Smart fortwo der zweiten Generation geht in seiner Dieselvariante
erneut ohne vollwirksamen Partikelfilter an den Start. Das
runderneuerte Citymobil, das ab Frühjahr 2007 ausgeliefert werden
soll, stößt damit ein Vielfaches der gesundheitsschädlichen
Feinstaubpartikel aus, die zum Beispiel ein moderner Stadtomnibus mit
geregeltem Partikelfilter an die Umgebung abgibt. Mit dem Verzicht
auf die in Neuwagen inzwischen gängige Abgasreinigungstechnik
ausgerechnet in einem Stadtwagen unterläuft der
DaimlerChrysler-Konzern die Bemühungen von Städten und Kommunen, die
Feinstaubbelastung entlang der Hauptverkehrsadern wirksam zu
reduzieren. Auf die "fortgesetzte Luftvergiftung" hat die Deutsche
Umwelthilfe e. V. (DUH) heute in Berlin hingewiesen.

"DaimlerChrysler missachtet rücksichtslos die Bemühungen von
Städten und Kommunen, die gesundheitsgefährdende Feinstaubbelastung
in den Ballungsräumen zu reduzieren. Während die übrigen deutschen
Pkw-Hersteller ihre neuen Diesel-Modelle mit geregelten
Partikelfiltern ausstatten, demonstriert DaimlerChrysler Chef Zetsche
ausgerechnet beim Stadtauto Smart, wie man durch falsche
Entscheidungen eine Automarke kaputt macht", kommentierte
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch die Präsentation des neuen
Smart. Und er prophezeit: "Ein Dreiliterauto mit schmutzigem Diesel
wird in Deutschland nicht zu verkaufen sein."

Resch warf dem DaimlerChrysler-Konzern vor, mit der Entscheidung
gegen einen geregelten Dieselpartikelfilter für die neue
Smart-Modellreihe "fortgesetzten Wortbruch" zu begehen. Anlässlich
der Jahreshauptversammlung im April 2005 hatte der vormalige
Vorstandvorsitzende Jürgen Schrempp (bereits damals auf Druck der
DUH) unmissverständlich erklärt: "Die Dieselvariante des Smart
fortwo-Nachfolgers wird von der Markteinführung an mit
Dieselrußfilter ausgestattet sein". Unter Schrempps Nachfolger Dieter
Zetsche geschieht jetzt das Gegenteil. Der neue Diesel-Smart erhält
nach übereinstimmenden Berichten von SPIEGEL und AutoBild keinen
Partikelfilter. Um zumindest die derzeitigen Mindestanforderungen von
Euro 4 (25 mg PM/km) zu erfüllen, kommt im Abgasstrang ein so
genannter PM-Kat als Billiglösung zum Einsatz.

Mit dem "Dreckspatz von Mercedes" fordert DaimlerChrysler Politik
und Verbraucher gleichermaßen heraus. Bei allen anderen Pkw der
"Mercedes Car Group" und auch den Diesel-Neuwagen der übrigen
deutschen Autohersteller kommen geregelte Partikelfilter zum Einsatz,
die den Dieselruß zu mehr als 99 Prozent herausfiltern und deren
Partikelemissionen bei unter 1 mg PM/km liegen. Sie alle
unterschreiten damit locker den zukünftigen Grenzwert der Euro-5-Norm
von 5 mg/km, der seit Januar 2005 als so genannte "Pre-Norm"
europaweit gültig ist. Die DUH wird potenzielle Smart-Kunden aus
Gründen der Luftreinhaltung ausdrücklich vor dem Kauf des
Diesel-Smart warnen - auch weil er wegen der schlechten Abgaswerte
"enorm schnell an Wert verlieren" werde.

Resch kündigte an, die Deutsche Umwelthilfe werde Städte und
Gemeinden, Pkw-Flottenbetreiber, sowie Mietwagenunternehmen
auffordern, keine schmutzigen Diesel-Pkw wie den nun vorgestellten
Smart mehr in ihre Fuhrparks aufzunehmen. Außerdem plant die DUH
gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen dezentrale und "kreative
Aktionen" vor den Smart-Centern in Deutschland.

Verärgert zeigte sich Resch insbesondere darüber, dass
DaimlerChrysler noch Mitte Juni juristisch gegen die DUH vorgegangen
war, als die Umweltorganisation öffentlich gemacht hatte, dass der
neue Diesel-Smart - wie schon sein Vorgänger - über keinen geregelten
Dieselpartikelfilter verfügen werde. Genau so ist es jetzt gekommen.
Der Stuttgarter Konzern hatte von der DUH unter Androhung
gerichtlicher Schritte eine Unterlassungserklärung verlangt, mit dem
Argument, die Entscheidung sei noch nicht gefallen. Die Umwelthilfe
verlangt nun Schadenersatz für die ihr im Verlauf der rechtlichen
Auseinandersetzung entstandenen Kosten. Außerdem erwägt die
Organisation, mit einer Strafanzeige wegen Betrugs gegen den Konzern
vorzugehen. "Die Staatsanwaltschaft muss in diesem Fall bei Smart und
DaimlerChrysler ermitteln, wann genau unternehmensintern die
Entscheidung für den Verzicht auf einen geregelten
Dieselpartikelfilter im neuen Smart gefallen ist", erklärte
DUH-Anwalt Dr. Remo Klinger. Es sei dem Unternehmen offenbar darum
gegangen, eine öffentliche Debatte über die Fehlentscheidung im
Vorfeld der Smart-Präsentation zu unterbinden.

Ursprünglich plante die Bundesregierung, für schmutzige
Diesel-Neuwagen wie den Smart eine einmalige Strafsteuer von 300 Euro
zu erheben. Dagegen lief DaimlerChrysler-Chef Zetsche Sturm.
Gegenüber dem Bundesumweltministerium, aber auch in den Ländern
erhöhte der Stuttgarter Konzern massiv den Lobbydruck. In einem der
DUH vorliegenden Schreiben an das Berliner Umweltministerium vom 19.
Mai 2006, spricht sich DaimlerChrysler gegen eine "Strafzahlung" in
Form eines Malus aus.

"Es beeindruckt schon, wie schnell nach dieser persönlichen
Intervention des DC-Vorstandsvorsitzenden die sinnvolle Malusregelung
für Dieselstinker vom Tisch war. Heute tagen die Finanzminister der
Länder erneut über die zukünftige Rußfilterförderung. Die
Malus-Regelung ist inzwischen vom Tisch", sagte Resch.

Die Auseinandersetzung über den hohen Feinstaub-Ausstoß des
Citymobils Smart läuft bereits seit Jahren. Im Sommer 2004 hatte die
DUH in Berlin einen Smart mit voll funktionstüchtigen, geregeltem
Partikelfilter der Öffentlichkeit vorgestellt und damit schon damals
die Behauptung der Autohersteller widerlegt, wonach es nicht möglich
sei, Kleinwagen mit Partikelfiltern auszustatten.

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Für Rückfragen:
Jürgen Resch, Deutsche Umwelthilfe e. V., Bundesgeschäftsführer,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: Mobil.: 0171 3649170,
Fax.: 030 258986-19, E-Mail: resch@duh.de

Dr. Remo Klinger, Rechtsanwaltskanzlei Geulen und Klinger,
Schaperstr. 15, 10719 Berlin, Tel.: 030884728-0, Fax: -10,
E-Mail: klinger@geulen.com

Dr. Gerd Rosenkranz, Deutsche Umwelthilfe e. V. - Leiter Politik,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin; Tel.: 030 258986-0,
Fax.: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de


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