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Angst und Bedrohung in 24 Ländern / Erster weltweiter Bericht über die Opfer von Streumunition veröffentlicht

Geschrieben am 02-11-2006

Berlin (ots) - 98 Prozent aller dokumentierten Unfälle mit
Streumunition betreffen Zivilbevölkerungen. Die meisten Opfer werden
mitten aus dem Alltag gerissen, während sie auf dem Feld arbeiten,
Obst ernten, Hof und Garten säubern, spielen... Ein wegweisender
Bericht von Handicap International "Fatal Footprint - Tödliche Spur"
vereint erstmals alle verfügbaren Daten über die Auswirkungen von
Streumunition auf das Leben der Menschen in den 24 Ländern oder
Gebieten, die erwiesenermaßen betroffen sind.

Streubomben sind Waffen, die dazu entwickelt wurden, größere
Flächen zu treffen, indem sie viele kleine explosive Submunitionen
freisetzen. Die verstreuten Munitionen erzeugen eine "Tödliche Spur"
- indem sie unterschiedslos Soldaten und Zivilisten töten und
verletzten. Viele der Streumunitionen bleiben nach dem Einsatz nicht
explodiert als Blindgänger liegen.

Während der unmittelbare Einsatz von Streumunition eine
unterschiedslose Wirkung erzielt, scheinen sich die langfristigen
Folgen gezielter auszuwirken: "Die Blindgänger betreffen viel stärker
die Zivilbevölkerung als das Militär, sie töten und verletzen
spielende Kinder, Familien, die nach dem Krieg zurückkehren, und
junge Frauen und Männer während ihres alltäglichen Lebens, sowie
Personal zur Friedenssicherung oder Kampfmittelräumer - also
diejenigen, die versuchen, die betroffenen Gebiete von der Gefahr zu
befreien," erklärt François De Keersmaeker, Geschäftsführer von
Handicap International Deutschland.

Jungen und Männer sind am stärksten betroffen: 84 Prozent der
Unfallopfer sind männlich, davon 40 Prozent unter 18 Jahre alt. In
den meisten Fällen werden diese Jungen verletzt
oder getötet, während sie für den Lebensunterhalt ihrer Familien
arbeiten, also Wasser holen, Holz sammeln oder Tiere hüten.
Dass die meisten Unfälle Menschen bei der Arbeit treffen, beweist
auch den direkten ökonomischen Schaden, den Streumunitionen in den
betroffenen Gemeinschaften anrichten. In vielen dieser Länder sind
die Väter und Söhne traditionell die Ernährer der Familien. Ihr
Schicksal trifft daher die ganze Familie besonders hart.
Die Studie dokumentiert weltweit 11.044 Opfer von Streumunition,
wobei die tatsächliche Zahl auf ca. 100.000 geschätzt wird, denn die
meisten Unfälle werden entweder gar nicht oder nicht in Bezug auf die
verursachenden Waffen registriert. 27 Prozent der Opfer sind Kinder.
Vorfälle mit Streumunitionen betreffen zumeist gleichzeitig mehrere
Personen, die Unfälle verlaufen häufiger tödlich oder verursachen
viel öfter Mehrfachverletzungen als Minen oder andere nicht
explodierte Kampfmittel. Noch drei Jahrzehnte nach dem Krieg machen
Streumunitionen in Südostasien die Hälfte aller Unfälle mit nicht
explodierten Kriegsresten aus. Ganz besonders betroffen ist Laos mit
annähernd 5.000 dokumentierten Opfern - wobei in diesem Land die
Dunkelziffer sicher besonders hoch ist, da die Datenerhebung nur sehr
eingeschränkt funktioniert.

"Sofortige und umfassende Räumung ist der einzige Weg, um die Zahl
der Opfer nach einem Einsatz von Streumunition zu senken", betont
Kevin Bryant, Räumungsexperte bei Handicap International. So
passieren im Libanon heute immer noch zwischen zwei und drei Unfälle
mit Streumunitions-Blindgängern am Tag, während im Kosovo die
Vorfälle deutlich reduziert werden konnten, nachdem systematische
Räumung auf der Grundlage vorbereitender Datenanalysen stattgefunden
hatte.

"Heute blickt die Öffentlichkeit auf den Libanon, aber wir dürfen
nicht vergessen, dass das vollständige Ausmaß des Problems in vielen
anderen Ländern noch unterschätzt wird. Einige Länder sind stark
betroffen und erhalten nur sehr wenig Unterstützung, um dieser
Bedro-hung begegnen zu können", gibt Bryant zu bedenken.
Auch wenn die Datensammlung in vielen betroffenen Ländern noch sehr
mangelhaft ist, was auch die Räumung und Opferhilfe deutlich
beeinträchtigt, ist eines offensichtlich geworden: Die
Blindgängerquoten, die bei Räumarbeiten festgestellt werden, sind
immer deutlich höher als die Produzenten offiziell angeben.
Selbstzerstörungsmechanismen, die verhindern sollen, dass die
Munition noch lange Zeit explosionsbereit bleibt, funktionieren
regelmäßig nicht.

"Ein Verbot von Streumunition mit einer angeblichen
Blindgängerquote über 1%, wie es die deutsche Regierung anstrebt,
wäre angesichts dessen wohl kaum zu kontrollieren und deshalb
wirkungslos", stellt Eva Maria Fischer, Kampagnenreferentin von
Handicap International Deutschland fest. "Abgesehen davon würde
angesichts von Millionen eingesetzter Streumunitionen auch ein
einziges Prozent eine noch viel zu große Bedrohung darstellen."

Trotz wachsendem internationalen Interesse und vielfältigen
Protesten haben Regierungen und die internationale
Staatengemeinschaft immer noch keine Lösung der humanitären Probleme
durch Streumunition gefunden. "Die internationale Gemeinschaft muss
endlich rechtlich bindende Regelungen treffen, um den weiteren
Einsatz von Streumunition zu verhindern und die Räumung der bisher
verseuchten Gebiete zu beschleunigen", fordert De Keersmaeker. "Wir
erwarten baldige und entschiedene Schritte zu einem Verbot von
Streumunition."

Der Bericht steht auf der Website von Handicap International in
englischer Sprache sowie in deutscher Kurzfassung zum Download
bereit:

http://www.handicap-international.de/presse/pe_cluster_021106.html


Zur Organisation: Handicap International ist als internationale
Hilfsorganisation in 60 Ländern der Welt für Menschen mit Behinderung
tätig: in der Rehabilitation und Integrationsarbeit sowie in der
Prävention u.a. durch Minenräumung und Aufklärung der Bevölkerung.
Handicap International hat die Internationale Kampagne für das Verbot
von Landminen mit gegründet, die 1997 den Friedensnobelpreis erhielt.
Außerdem engagiert sich die Organisation mit der "Cluster Munition
Coalition" für ein Verbot von Streubomben.


Originaltext: Handicap International
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=16206
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_16206.rss2

Information: François De Keersmaeker 0177-55 63 555, Eva Maria
Fischer 0177-64 78 506 www.handicap-international.de,
www.streubomben.de


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