(Registrieren)

Atomausstieg selber machen!

Geschrieben am 28-09-2006

Berlin (ots) -

- Querverweis: Bild wird über obs versandt und ist unter
http://www.presseportal.de/galerie.htx?type=obs abrufbar -

- Querverweis: Ein Dokument liegt in der digitalen
Pressemappe zum Download vor und ist unter
http://www.presseportal.de/dokumente abrufbar -

Umweltverbände, Verbraucherorganisationen und
Anti-Atom-Initiativen rufen die Menschen in Deutschland auf, "sich
von den Atomkonzernen zu trennen und den Atomausstieg aus der
Gesellschaft heraus zu vollziehen" - Nach der Aufkündigung des
Atomkonsenses erwarten die Initiatoren "Wechselfieber" weg von RWE
und Co. und hin zu umweltfreundlichen Stromanbietern

Führende Umweltverbände, Verbraucherschutzorganisationen und
Anti-Atom-Initiativen rufen die atomkritische Mehrheit in Deutschland
auf, ihre Vertragsbeziehungen zu den Atomstromproduzenten zu beenden
und massenhaft zu Ökostromern zu wechseln. Private Haushalte,
Gewerbe und Unternehmen sollen so gegen die einseitige Aufkündigung
des so genannten Atomkonsenses durch den Essener Stromriesen RWE und
die anderen drei Atomstromproduzenten E.ON, Vattenfall und Energie
Baden-Württemberg (EnBW) vorgehen. Die Organisationen, die zusammen
mehrere Millionen Mitglieder repräsentieren, reagieren mit einem
gemeinsamen Aufruf "Genug ist genug - Atomausstieg selber machen!"
auf den Antrag des Essener Stromkonzerns RWE, den ältesten
Atomreaktor in Deutschland, das AKW Biblis A, mindestens drei bis
vier Jahre länger zu betreiben als im Atomausstiegsgesetz vorgesehen.

Über eine eigens eingerichtete Homepage
(www.atomausstieg-selber-machen.de), eine Infoline der Ökostromer
(0800-7626852), aber auch durch direkte Ansprache, sollen in den
kommenden Wochen und Monaten jene rund zwei Drittel der Bevölkerung
kreativ und in vielfältiger Weise angesprochen und informiert werden,
die nach jüngsten Umfragen der Atomenergie ablehnend gegenüberstehen,
bisher daraus aber noch nicht die Konsequenz eines
Stromanbieterwechsels gezogen haben. "Erteilen Sie dem Wortbruch der
Konzerne mit der Aufkündigung Ihrer Vertragsbeziehungen eine
angemessene Antwort. Es kostet Sie fünf Minuten", heißt es in dem
bisher von neun Organisationen, Verbänden und Initiativen
unterzeichneten Aufruf.

Die Initiatoren gehen davon aus, dass die Bevölkerung realen
Einfluss auf die Konzernpolitik gewinnen kann, wenn sich die privaten
Stromkunden massenhaft von den Atomstromproduzenten ab- und neuen
Stromhändlern zuwenden. "Der größte Wert eines
Energieversorgungsunternehmens sind seine Kunden", sagte Rainer
Baake, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH)
bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der beteiligten Organisationen
in Berlin. "Nach dem skandalösen Versuch des RWE-Konzerns, das
älteste Atomkraftwerk in Deutschland länger als im Atomkonsens
zugesagt am Netz zu halten, ist die Zeit reif: Die Initiative
´Atomausstieg selber machen´ wird zünden und nicht nur das Land
sicherer machen, sondern auch mehr Wettbewerb in den Energiemarkt
bringen, indem sie neuen Stromanbietern einen zusätzlichen Schub
verleiht."

Koordiniert von der DUH haben sich für die Stromwechsel-Initiative
bisher neun Organisationen zusammengeschlossen. Dabei sind der Bund
für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Bund der
Energieverbraucher, der Deutsche Naturschutzring (DNR), Greenpeace,
der Naturschutzbund NABU, die Deutsche Sektion der IPPNW, ROBIN WOOD
und X-tausendmal quer.

"Wenn die Atomkonzerne nicht abschalten wollen, müssen wir sie
eben abschalten", sagte Jochen Stay, der Sprecher der Gorlebener
Anti-Castor-Initiative X-tausendmal quer. Die Erfahrung zeige, dass
sich im Atomkonflikt immer dann etwas positiv bewegen lasse, "wenn
viele Menschen Druck machen, ob jetzt als mündige Stromkunden oder
bei Castor-Transporten im Wendland."

Der Bundesgeschäftsführer des Bund für Umwelt und Naturschutz
Deutschland (BUND), Gerhard Timm, nannte die von RWE geforderte
Übertragung von Stromkontingenten ausgerechnet auf den derzeit
ältesten Meiler in Deutschland Biblis A eine Zumutung: "RWE beweist
mit dieser Strategie, dass der Konzern sein wirtschaftliches
Interesse über die Sicherheitsinteressen der Bevölkerung stellt. Käme
RWE mit seinem Plan durch, würde dieses Land in den kommenden Jahren
unsicherer und nicht sicherer."

Denn je länger die Meiler betrieben würden, desto höher sei auch
die Wahrscheinlichkeit eines Super-GAUs, erläuterte
IPPNW-Vorstandsmitglied Winfrid Eisenberg: "In einem derart dicht
besiedelten Gebiet wie Rhein-Main wäre das eine unvorstellbare
Katastrophe. Die sofortige Evakuierung vieler Millionen Menschen wäre
nicht möglich, selbst ein optimal organisierter Katastrophendienst
könnte das Chaos der Fliehenden nicht steuern. Auch wir Ärzte könnten
nicht viel helfen, die Krankenhäuser wären schnell von
Schwerstverstrahlten überfüllt. Hunderttausende würden sterben.
Leider ist es jahrelang aus der Mode gekommen, über diese Dimension
der Nutzung der Atomkraft zu reden."
Der schwere Störfall im schwedischen Forsmark habe erneut bewiesen,
dass es sich bei der Atomenergie um eine "Trial and
Error"-Technologie handele, die sich nie vollständig kontrollieren
lasse. Eisenberg forderte die Stromkunden in Deutschland auf, "ihre
Verbrauchermacht einzusetzen, um der Atomindustrie die Rote Karte zu
zeigen."

Dass der über Jahre mühsam ausgehandelte und von den Konzernen
selbst unterzeichnete Atomkonsens nun von RWE und anderen
Atomstromproduzenten aus Profitsucht wieder aufgeschnürt werde,
bedeute "auch ein moralisches Versagen der Spitzenmanager", sagte
Leif Miller, der Bundesgeschäftsführer des Naturschutzbundes NABU.
Ohne den Atomausstieg gebe es keinen Umbau der Energieversorgung in
Deutschland. "Wer am Ausstieg rüttelt, reißt gesellschaftliche Gräben
auf, die gerade erst zugeschüttet waren. Vom eingeschlagenen Pfad -
weg von risikoträchtigen und umweltgefährdenden hin zu Erneuerbaren
Energien - darf es keinen Weg zurück geben".

Der Biblis-A-Antrag des Stromriesen RWE, sei geeignet, "jede Form
von politischem Kompromiss mit den Betreibern von Atomkraftwerken zu
diskreditieren", sagte Greenpeace-Abteilungsleiter Stefan Schurig.
Der demonstrative Wortbruch der Spitzenmanager wirke sich direkt aus
auf den anstehenden Energiegipfel in zwei Wochen, zu dem Kanzlerin
Angela Merkel erneut eben diese Manager eingeladen habe. "Wie
glaubwürdig sind eigentlich noch Ergebnisse solcher Treffen, wenn die
Energiekonzerne heute dies und morgen das sagen und Verträge bei
nächster Gelegenheit gebrochen werden", fragte Schurig. Selten habe
in diesem Land ein individueller Schritt eine größere politische
Bedeutung erlangt wie nach dem Wortbruch der Spitzenmanager. "Der
private Atomausstieg, zu dem wir aufrufen, ist unkompliziert und
häufig sehr viel kostengünstiger, als man denkt. Ich wünsche mir ein
regelrechtes Wechselfieber".

"In großer Zahl vollzogen wirkt die private Entscheidung als
starkes politisches Signal, das RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall da
trifft wo es weh tut: beim Geld", sagte Jürgen Sattari, der
Vorstandssprecher von ROBIN WOOD. Seine Organisation habe den
Atomkonsens von Beginn an als Etikettenschwindel kritisiert und sich
für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen und eine risikoarme
und Klima freundliche Stromversorgung eingesetzt. "ROBIN WOOD
unterstützt die Initiative ´Atomausstieg selber machen!´, weil uns
jeder, der zu einem Ökostromanbieter wechselt, dem Atomausstieg einen
Schritt näher bringt."

www.atomausstieg-selber-machen.de
infoline: 0800-7626852

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=22521
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Für Rückfragen:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil.: 0151 55 01 69 43,
E-Mail: baake@duh.de

Dr. Winfrid Eisenberg, Mitglied des Vorstandes, IPPNW, Körtestr. 10,
10967 Berlin, Tel. 030 / 69 80 74 14, Fax 030 / 69 38 166,
http://www.ippnw.de

Leif Miller, Bundesgeschäftsführer, NABU e.V., Invalidenstr. 112,
10115 Berlin, Mobil: 0173-9371306, Fax 030-284984-84,
E-Mail: Leif.Miller@NABU.de

Jürgen Sattari, Vorstandssprecher, ROBIN WOOD, Mobil: 0171 2859622,
E-Mail: sattari@robinwood.de

Stefan Schurig, Abteilungsleiter Klima und Energie, Greenpeace,
Mobil: 015114533078, E-Mail: Stefan.Schurig@greenpeace.de

Jochen Stay, Sprecher X-tausendmal quer, Auf dem Berg 19, 29439
Lüchow, Tel./Fax: 05841-4521, Mobil: 0170-9358759,
Mail: j.stay@jpberlin.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Öffentlichkeitsarbeit, Deutsche
Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin;
Tel.: 030 258986-0, Fax.: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577,
E-Mail: rosenkranz@duh.de

Dr. Gerhard Timm, Bundesgeschäftsführer, BUND e.V.,
Tel: 030-275864-31, Fax:- 40, E-Mail: gerhard.timm@bund.net


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

32104

weitere Artikel:
  • Riegert: Sportgerichtsbarkeit im Kampf gegen Doping nicht aushebeln Berlin (ots) - Der sportpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Riegert MdB erklärt zur Anhörung "Doping" im Sportausschuss des Deutschen Bundestages: Sport, Sachverständige und Politiker waren sich nach der Anhörung einig: Der Sport muss seine Anstrengungen im Kampf gegen Doping national und international verstärken. Das sofortige mehrjährige Startverbot bis zu 4 Jahren nach dem Grundsatz der "strict liability" kommt einem Berufsverbot gleich und ist die schärfste Waffe im Kampf gegen Doping. Kontrollsystem, Kontrolldichte mehr...

  • Diskussionsveranstaltung des Informationsforum RFID mit Abgeordneten Berlin (ots) - RFID mit großem Potenzial für die deutsche Wirtschaft - Technologie muss gefördert werden - Aufklärung, Transparenz und Kontrolle als wichtige Voraussetzungen für Akzeptanz beim Verbraucher Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung des Informationsforum RFID zu Radiofrequenz-Identifikation und Datenschutz bekräftigten Vertreter des Deutschen Bundestages und Informationsrechtsexperten gestern in Berlin das große Potenzial der RFID-Technologie für den Wirtschaftsstandort Deutschland. "RFID ist eine hervorragende mehr...

  • Der Tagesspiegel: Modrow äußert Bedenken gegen Rot-Rot in Berlin Berlin (ots) - Der PDS-Ehrenvorsitzende Hans Modrow zweifelt erheblich daran, dass eine Neuauflage der rot-roten Koalition in Berlin sinnvoll ist. Kurz vor dem Sonderparteitag des Berliner Landesverbandes sagte Modrow dem "Tagesspiegel" (Freitag-Ausgabe), die PDS-Delegation bei den Sondierungsgesprächen habe versäumt, die Grundlage und ihren "wirklichen Anspruch" für mögliche Koalitionsverhandlungen klar zu machen. Alles aber, was als ein "Weiter so" interpretiert werden könne, würde dazu führen, dass sich die Partei von der Wählerschaft mehr...

  • Brähmig: Mehr Ausbildungsplätze für den "Kaufmann/-frau für Tourismus und Freizeit" schaffen Berlin (ots) - Zum Ergebnis der Öffentlichen Anhörung des Tourismus-Ausschusses des Deutschen Bundestages zum neuen Ausbildungsberuf "Kaufmann/-frau für Tourismus und Freizeit" erklärt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Tourismus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Klaus Brähmig MdB: Der 2005 eingeführte neue Ausbildungsberuf der Kaufleute für Freizeit und Tourismus findet eine große inhaltliche Zustimmung bei der Tourismusbranche, der zuständigen Gewerkschaft und den Auszubildenden selbst. Trotz vielfältiger Bemühungen aller Beteiligten mehr...

  • Kirchhof: Verschleifung von Konzepten hat dramatische Folgen für Demokratie / Plädoyer für Kinderstimmrecht Bonn (ots) - Der ehemalige Bundesverfassungsrichter Paul Kirchhof hat vor den Folgen der aktuelle politischen Konstellation auf Bundesebene gewarnt. In der PHOENIX-Sendung "Im Dialog" (Ausstrahlung Freitag, 21 Uhr) sagte er: "Wir haben gegenwärtig eine Entwicklung der wechselseitigen Annäherung, der Vernebelung, der Verschleifung von Konzepten mit dramatischen Folgen für Demokratie." Fast die Hälfte der Wahlberechtigten gehe nicht mehr zur Wahl. "Der dann Gewählte bekommt 30, 40 Prozent dieser Hälfte, also 20 Prozent", so Kirchhof. "Er mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht