(Registrieren)

Verleger fordern: Informantenschutz muss verbessert werden / Handelsregister: Pflichtveröffentlichung mindestens bis Ende 2009 / Kritik an Deutscher Post AG

Geschrieben am 25-09-2006

Berlin (ots) -

Der Informantenschutz muss nach Auffassung des Bundesverbands
Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) deutlich verbessert werden. "Wir
begrüßen alle parlamentarischen Initiativen, die den unhaltbaren
Zustand beenden, dass die pflichtgemäße Arbeit von Journalisten als
Beihilfe zum Verrat von Dienstgeheimnissen verfolgt wird", sagte
heute BDZV-Präsident Helmut Heinen bei der Eröffnung des
Zeitungskongresses in Warnemünde. Das Redaktionsgeheimnis und der
Informantenschutz zählten zu den elementaren Voraussetzungen einer
freien Presse, an ihnen dürfe nicht gerüttelt werden. Abhöraktionen,
Redaktionsdurchsuchungen und Beschlagnahmen wie bei dem Magazin
"Cicero", der "Wolfsburger Zeitung" oder den "Stuttgarter
Nachrichten" hätten den "Charakter gezielter Einschüchterung von
Journalisten", sagte BDZV-Präsident Helmut Heinen in Anwesenheit von
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Dabei sei es nie darum
gegangen, Verbrechen von Journalisten auf die Spur zu kommen, warf
der BDZV-Präsident den Strafverfolgungsbehörden vor. Vielmehr hätten
damit undichte Stellen im Staatsapparat ausfindig gemacht werden
sollen. Auch gehe es nicht um die Befriedigung von partikularen
Interessen. Es sollte, so Heinen, die politisch Verantwortlichen und
auch die Justiz bedenklich stimmen, dass Deutschland auch
international beim Thema Pressefreiheit an Ansehen verloren habe. So
habe die Menschenrechtsorganisation "Reporter ohne Grenzen" die
Bundesrepublik aufgrund der Vorfälle im vergangenen Jahr vom elften
auf den 18. Rang herabgestuft. "Wir bewegen uns demnach auf einer
Ebene mit Ländern wie Litauen, Portugal, Griechenland - und weit
hinter Dänemark, Finnland, Irland oder der Schweiz."

Mit Blick auf die Handelsregister- und Börsenpflichtanzeigen
forderten die Zeitungsverleger, dass die Pflichtveröffentlichung in
der gedruckten Zeitung bis zum Ende 2009 garantiert werden solle.
Parallel dazu sollten die Anzeigen auch im Internet präsentiert
werden. Während dieser Zeit müsse untersucht werden, wie die
Mediennutzer das Angebot überhaupt annehmen. Von dem Ergebnis einer
solchen Evaluierung sollten alle Folgeregelungen abhängig gemacht
werden. Die Zeitungen könnten dazu, versicherte Heinen, crossmediale
Lösungen anbieten. Der BDZV-Präsident kritisierte, dass das
Bundesjustizministerium die Handelsregister- und
Börsenpflichtanzeigen aus der Zeitung verbannen wolle. "Ohne jede Not
und wider besseres Wissen" sollen derartige Anzeigen so rasch wie
möglich nur noch im Internet zu finden sein. Deutschlandweit hätten
sich die Verbände des Handwerks, aber auch Vertreter der Industrie-
und Handelskammern dafür ausgesprochen, dass nicht das Internet,
sondern immer noch die gedruckte Zeitung das zentrale Medium
insbesondere für die mittelständisch geprägte Wirtschaft sei. Auch
habe der BDZV in einer unabhängigen Studie nachgewiesen, dass die
große Mehrheit der Unternehmen in Deutschland die
Handelsregisteranzeigen in der Zeitung für unverzichtbar hält. Es sei
unverständlich, warum das Ministerium angesichts dieser Fakten
starrsinnig auf seiner Haltung beharre.

Als ein wichtiges neues Geschäftsfeld bezeichnete der
BDZV-Präsident die private Postdienstleistung der Verlagsunternehmen.
Gleichzeitig kritisierte er das Verhalten der Deutschen Post AG am
Markt. Obgleich die Portogebühren vom Gesetzgeber festgelegt seien,
biete das Unternehmen über Tochtergesellschaften seine Leistungen zu
Dumpingpreisen an, um den privaten Zustellern ganz gezielt die Kunden
abzuwerben. Bis heute habe die zuständige Bundesnetzagentur über ein
bereits vor einem Jahr eingeleitetes Beschwerdeverfahren nicht
entschieden. Heinen forderte, dass die Politik aktiv werde. Die
Verlage seien für den Wettbewerb, der mit der vollständigen
Liberalisierung des Postgeschäfts 2008 eintrete, bestens gerüstet,
versicherte der BDZV-Präsident. Allerdings müsse dieser Wettbewerb
dann auch "endlich unter fairen Bedingungen stattfinden". Es sei ein
unhaltbarer Zustand, dass die Deutsche Post AG von der Mehrwertsteuer
befreit ist, während Zeitungsverlage und andere neue Anbieter
privater Briefdienstleistung den vollen Mehrwertsteuersatz zu zahlen
hätten. Hier müsse der Gesetzgeber dringend für eine Gleichbehandlung
sorgen.

Wirtschaftliche Stärke und Unabhängigkeit, machte Heinen deutlich,
seien die Voraussetzung für eine vielfältige und qualitätsvolle
Presse, die sich täglich neu die Aufgabe stelle, ihre Leser und
Nutzer über die kleinen und großen Ereignisse der Welt umfassend zu
informieren und damit ihren Teil zum demokratischen Diskurs der
Gesellschaft beizutragen. Die Zeitungen seien dabei - gedruckt und
online - auch dem Servicegedanken und der Kommunikation mit dem Leser
verpflichtet. Dies dürfe, warnte Heinen, allerdings nicht zu einer
Verwechslung der Rollen führen. So sei der Begriff
"Bürgerjournalismus" missverständlich. Zwar gäben die vor allem durch
das Internet herbeigeführten Veränderungen in der
Kommunikationskultur den Medien die Chance, Leser oder Nutzer viel
stärker als bisher an ihrer Arbeit teilhaben zu lassen. Doch handle
es sich bei Blogs, Wikis oder User Generated Content nicht per se um
Journalismus, sondern um Mitteilungen aus einer subjektiven
Perspektive ohne jede Qualitätsprüfung. Heinen wörtlich: "Relevante
Inhalte generieren, strukturieren, aufbereiten und die Debatten in
allen Lebensbereichen moderieren - von der Politik und Wirtschaft
über das Feuilleton bis zum Sport - das ist ein kompliziertes und
komplexes Handwerk, das nur von talentierten und gut ausgebildeten
Journalisten erledigt werden kann. Und genau dies leisten die
Zeitungen - print wie online, jeden Tag."


Originaltext: BDZV - Bundesverb. Dt. Zeitungsverleger
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6936
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6936.rss2

Pressekontakt:

Hans-Joachim Fuhrmann
Telefon: 030/ 726298-210
E-Mail: fuhrmann@bdzv.de

Anja Pasquay
Telefon: 030/ 726298-214
E-Mail: pasquay@bdzv.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

31488

weitere Artikel:
  • LVZ: Laurenz Meyer: Zwischenmenschliches macht 70 Prozent beim Zusammenhalt der Koalition aus / SPD-FDP-Kontakte sind unfreundlicher Akt zur Verwirrung der Öffentlichkeit Leipzig (ots) - Der wirtschaftspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Laurenz Meyer, hält den Zusammenhalt der großen Koalition "nur zu 30 Prozent durch inhaltliche Übereinstimmungen" abgesichert. "70 Prozent der Bindungen in der Koalition sind bestimmt durch zwischenmenschliche Beziehungen", sagte Meyer gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Dienstag-Ausgabe). Auch insofern seien Kontakte zwischen SPD und FDP in der jetzigen Situation "ein unfreundlicher Akt, der zur weiteren Verwirrung der Öffentlichkeit" beitrage. Schließlich mehr...

  • stern-Umfrage: Union noch schwächer als SPD Hamburg (ots) - In der Wählerzustimmung liegt die CDU/CSU mit 29 Prozent (-3 Prozentpunkte im Vergleich zur Vorwoche) erstmals seit der Parteispendenaffäre Anfang 2000 unter der 30-Prozent-Marke. Die Union ist damit auch erstmals seit der Bundestagswahl 2002 wieder schwächer als die SPD, die sich auf 30 Prozent verbessert (+3). Nach der wöchentlichen Politumfrage im Auftrag des Hamburger Magazins stern und des Fernsehsenders RTL würden sich nicht einmal mehr 60 Prozent der Wähler für eine der beiden Volksparteien entscheiden. Die mehr...

  • Saarbrücker Zeitung: Eichel warnt vor Transrapid-Aus - Projekt muss jetzt europäisch werden Saarbrücken/Berlin (ots) - Nach der Katastrophe im Emsland warnt der Sprecher des Bundestags-Arbeitskreises "Transrapid", Hans Eichel (SPD), vor einem Aus für die geplante Trasse in München. "Die Magnetschwebetechnik hat ja nicht versagt", sagte Eichel der "Saarbrücker Zeitung" (Dienstagausgabe). Sollte die Strecke in Bayern nicht gebaut werden, sei der Transrapid "als deutsches Produkt tot", betonte der ehemalige Bundesfinanzminister. "Dann wird er wohl als chinesisches Produkt auf den Weltmärkten auftauchen." Eichel forderte Bayern mehr...

  • Report zitiert selektiv aus BRH-Prüfmitteilung - BA wird sozialpolitischem Auftrag gerecht Nürnberg (ots) - Die ARD-Sendung "Report Mainz" berichtet heute Abend über eine Prüfmitteilung des Bundesrechnungshofes (BRH) über die "Handlungsprogramme" der Bundesagentur für Arbeit (BA). Vorab hat die Redaktion eine Pressemitteilung über den Inhalt des Beitrages veröffentlicht. Die BA stellt zu dieser Pressemitteilung fest: Der Autor des Textes zitiert sehr selektiv aus dem Schreiben des Bundesrechnungshofes. Unerwähnt bleibt, dass der BRH selbst das Prüfungsergebnis als vorläufig ansieht, weil es noch nicht die Stellungnahme mehr...

  • Umwelthilfe warnt EU-Parlament, "statt Feinstaub dessen Grenzwerte zu bekämpfen" Berlin (ots) - In einem Schreiben an die deutschen Abgeordneten des EU-Parlaments fordert die Deutsche Umwelthilfe eine Verschärfung der Grenzwerte statt neue Ausnahmetatbestände - Aktuelle Langzeitstudie bestätigt verheerende Wirkung der Feinstaubbelastung am Beispiel von Frauen in Nordrhein-Westfalen - Fachwissenschaftler appellieren in München und Paris an EU-Verantwortliche, Grenzwerte nicht abzuschwächen Berlin, 25. September 2006: In gleichlautenden Schreiben an deutsche Abgeordneten des Europäischen Parlaments hat die Deutsche mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht