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LVZ: Ladenschluss: Kirchen machen mobil gegen Lockerung der Sonntagsruhe

Geschrieben am 13-09-2006

Leipzig (ots) - Bei der Liberalisierung des Ladenschlusses machen
beide großen Kirchen in Deutschland gegen eine weitere Freigabe des
Sonntags mobil. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in
Deutschland (EKD) Bischof Wolfgang Huber verwies in der "Leipziger
Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) auf den besonderen Sonntagsschutz
durch die Verfassung. Joachim Reinelt, Bischof des katholischen
Bistum Dresden-Meißen, beklagte, die Sonntagsruhe gerate zunehmend in
"arge Bedrängnis".

EKD-Ratschef Wolfgang Huber zeigte sich verwundert, dass immer
wieder über den Sonntag als Einkaufstag debattiert werde. "Es muss
klar gesagt werden: Der Schutz des Sonntags als Ruhetag und
Gottesdiensttag steht in der Verfassung. Er kann weder vom Bund noch
von den Ländern durch eine Ladenschluss-Änderung aufgehoben werden."

Wahr sei aber auch, dass die Menschen nicht mehr Geld in der
Tasche hätten, nur weil die Geschäfte länger geöffnet bleiben.
"Deshalb ist zu fürchten, dass die Freigabe der Öffnungszeiten die
Konzentration auf wenige Große im Handel beschleunigen wird." Huber
wies Vorwürfe zurück, die Kirche wolle nur den Schutz ihrer
sonntäglichen Gottesdienste gegen neue Freizeitkonkurrenz
verteidigen. Dies sei ein vorgeschobenes Argument, da die Frage der
Gottesdienstbesucher nicht allein von den Alternativen abhängt, die
es schon jetzt reichlich gibt.

Joachim Reinelt, Bischof des katholischen Bistums Dresden-Meißen,
sagte: "Wer versucht, sonntags geöffnete Läden als Zeitvertreib oder
Touristenattraktion zu verramschen, wirft mit dem Sonntagsschutz ein
kostbares Juwel weg." Es gebe Werte wie die geschützte Sonntagsruhe,
"die sich nicht in Euro und Cent bezahlen lassen." Reinelt warf
manchen Unternehmern pure Geschäftsgier vor: "Ich hoffe nicht, dass
wir einmal einem Schatz nachtrauern müssen, der aus Geschäftsgier
leichtfertig weggeschleudert wurde."

Die Sonntagsruhe sei Teil unserer Kultur, so Reinelt weiter. "Der
Sonntag ist für viele Menschen ein Ruhepol zum Gebet, zur gemeinsamen
Zeit der Familien und zur Erholung. Der Sonntag senkt die
Pulsfrequenz einer Gesellschaft im Dauerlauf wieder auf Normalmaß."

Fast alle Bundesländer mit Ausnahme des Saarlandes haben sich im
Zuge der Föderalismusreform für eine weitgehende Freigabe des
Ladenschlusses ausgesprochen. In Sachsen legte gestern
Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) einen Gesetzentwurf vor. Danach
sollen die Geschäfte werktags von 6 bis 22 Uhr öffnen können. Zudem
dürfen an vier Sonntagen - davon an zwei Adventssonntagen - die
Geschäfte öffnen. Darüber könnten die Kommunen selbst entscheiden.
Die Union lehnt den Jurk-Plan strikt ab. Nach CDU-Plänen sollen
Geschäfte werktags rund um die Uhr sowie an vier Sonntagen im Jahr
öffnen können. Dies könnten auch alle Adventssonntage sein. Jurk will
seine Gesetzesvorlage am 25. September im Kabinett einbringen.

Die sächsische FDP will eine noch weitergehende Liberalisierung
und legte einen eigenen Plan vor. Danach sollen über Sonn- und
Feiertage die Kommunen selbst beschließen, sonst greife die Regelung,
dass Verkaufsstellen ab 14 Uhr geschlossen sein müssten.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
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Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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