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Westdeutsche Zeitung: OECD-Studie = von Anja Clemens

Geschrieben am 12-09-2006

Düsseldorf (ots) - Wer Andreas Schleicher, dem Chefmahner der
OECD, zuhört, muss vom Schlimmsten ausgehen. Seit jenem Dezember
2001, als Deutschlands Bildungssystem erstmals die Diagnose
"rückständig und unsozial" bekam, scheinen alle
Reanimations-Bemühungen fehlgeschlagen zu sein. Die Einführung von
Bildungsstandards, vorschulische Förderung, der Ausbau von
Ganztagsschulen - das und einiges mehr brachte offenkundig keine
Genesung. Denn Schleicher vermittelt den Eindruck, als sei der
Patient austherapiert und klinisch tot.

Dabei ist Deutschland auf dem richtigen Weg. In vielen Schulen
weht ein neuer Wind, nur lässt sich der in den Studien noch nicht in
Zahlen messen. Dass Schleicher als positive Entwicklung ausgerechnet
die Bachelor- und Masterstudiengänge herausgreift, zeugt von wenig
Detailwissen. Hier gibt es häufig nur Umetikettierungen, die den
Studenten das Studieren nicht leichter machen. In einem Punkt indes
hat Schleicher Recht: Deutschland investiert zu wenig in sein
Humankapital. So wie arme Länder mit Bildung reich werden können,
droht umgekehrt reichen Ländern, die dieses Kapital verwahrlosen
lassen, die Verarmung. Deshalb sollte sich die Politik davor hüten,
rückläufige Schülerzahlen zu Kürzungen in den Bildungsetats zu
nutzen.

Wer international bestehen will, muss aber auch weg von dem
Glauben, dass Bildung nur sinnvoll ist, wenn der aktuelle Bedarf
erfüllt wird. Während die hiesige Ausbildung weiter darauf abzielt,
jetzt den Qualifikationsbedarf des Arbeitsmarktes abzudecken, werden
junge Menschen in anderen Industriestaaten durch Studium und
Weiterbildung befähigt, den künftigen wirtschaftlichen und sozialen
Wandel der Gesellschaft aktiv zu gestalten. Das setzt Weitsicht
voraus, die deutschen Politikern oft fehlt.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=62556
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