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Rheinische Post: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde

Geschrieben am 08-09-2006

Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann

Die Einzigartigkeit der Terroranschläge des 11. September 2001
misst sich auch an der Einzigartigkeit der Sprache, die zu ihrer
Bewältigung genutzt wurde. "Nichts wird mehr so sein, wie es war",
hieß die Erkenntnis, die unmittelbar nach dieser Zäsur der
Weltgeschichte um den Globus eilte. Der Präsident der verstörten
Weltmacht USA, George W. Bush, teilte die Staatengemeinschaft in
diejenigen ein, die "für uns sind und die, die für die Terroristen
sind". Es war der verbale Auftakt zum "Krieg gegen den Terror."
Mittlerweile ist in einem untauglichen Versuch, die neuen
Konfliktlinien zu beschreiben, der Begriff der "Achse des Bösen" dem
Abwehrkampf gegen den "Islam-Faschismus" gewichen.
Stand am Beginn das Bemühen, Unbeschreibliches zu beschreiben,
dominierte bald die nach Vergeltung dürstende Sprache der Militärs
und später das Bemühen, die Welt wieder in klare Lager einzuteilen.
Doch der 11. September und seine Folgen taugen nicht für einfache
Antworten.
Amerika als Führungsmacht und weite Teile der westlichen Welt
reagierten trotzdem mit dem schlichtesten aller Mittel: Waffengewalt.
Die Taliban, Schutzmacht des Terrors in Afghanistan, wurden
vorübergehend vertrieben. Iraks Diktator Saddam Hussein wurde
gestürzt. In den entwickelten Gesellschaften wurde die persönliche
Freiheit eingeschränkt, um die Freiheit als solche zu erhalten.
Der Erfolg? Nicht von Dauer. Aus den vielfältigen Gesichtern des
islamistischen Terrorismus kann man nicht die Fratze eines einzelnen
Feindes zeichnen. Die offenen Gesellschaften des Westens begreifen
erst langsam, dass sie eben nicht mehr gegen ein ideologisch klar
umrissenes Lager mit identifizierbaren Führungsfiguren wie den
Kommunismus oder die Nazi-Barbarei kämpfen. Auf den Schlachtfeldern
des 21. Jahrhunderts gibt es keine Feldherrenhügel: Es sind unsere
Innenstädte, Nahverkehrszüge, Flughäfen. Die Armeen marschieren nicht
auf, sie leben unter uns.
Was tun? Die westliche Welt muss strikter als nach dem 11. September
darauf achten, dass sie ihren Wertekodex hegt. Rechtsbruch wie in
Guantanamo untergräbt jeden Versuch, unser demokratisches Modell auf
unterentwickelte Gesellschaften zu übertragen. Nichts befeuert die
archaisch denkende Welt des Islamismus mehr, als wenn wir unsere
Prinzipien verlassen und somit Schwäche verraten. Stehen wir
wehrhaft, jedoch rechtstreu zu demokratischen Werten, werden wir die
Auseinandersetzung mit der Unfreiheit gewinnen. Fünf Jahre danach ist
es dafür nicht zu spät.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30621
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

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Telefon: (0211) 505-2303


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