(Registrieren)

WAZ: Integrationsdebatte - Migranten haben Bringschuld. Leitartikel von Wilhelm Klümper

Geschrieben am 05-09-2010

Essen (ots) - Es ist schon atemberaubend, wie Sarrazins Buch die
Integrationsdebatte verändert. Offenbar ist die Politik perplex über
den Zuspruch, den Sarrazin in der Bevölkerung erfährt. Nach dem
jahrelang vorherrschenden Multikulti-Gesummse in Sonntagsreden und
Talkshows fühlt sich jetzt allerdings sogar die Kanzlerin befleißigt,
vor rechtsfreien Räumen in Stadtteilen mit hohem Ausländeranteil zu
warnen. Dort dürfe die Polizei nicht vor der Gewalt jugendlicher
Banden zurückweichen. Und wieder einmal muss Duisburg-Marxloh als
Vorzeige-Problemviertel herhalten. In der Tat gibt es dort und in den
muslimischen Gettos andernorts häufiger Massenschlägereien zwischen
türkisch-, kurdisch- und libanesischstämmigen Jugendlichen, die die
Polizei nicht unterbindet.

Merkels Forderung, die höhere Gewaltbereitschaft vor allem bei
strenggläubigen muslimischen Jugendlichen nicht mehr zu tabuisieren,
ist längst überfällig. Lässt man den tumben Gen-Stuss in Sarrazins
Buch mal weg, dann könnten dort gemachte Vorschläge auch für die
Politik wegweisend sein. Sarrazin fordert eine klare
"Erwartungskultur" gegenüber den Migranten, die eine Bringschuld zur
Integration haben. Recht hat er. Auch in Marxloh gibt es bereits seit
den 70er-Jahren an jeder Ecke interkulturelle Begegnungsstätten und
Beratungsstellen. Wohlfahrtsverbände stellten türkische
Sozialarbeiter ein, die unter anderem auch Sprach- und Bildungskurse
für türkischstämmige Männer, Frauen und sogar für Jugendliche im nahe
gelegenen Gefängnis angeboten haben. Und was ist passiert? Wir haben
Parallelgesellschaften mitsamt islamistischer Indoktrination in
dubiosen Hinterhofmoscheen und Jungeninternaten.

Den rührigen Sozialarbeitern ist kein Vorwurf zu machen. Aber was
nützen alle Angebote, wenn ein Großteil der muslimischen Adressaten
davon nichts wissen will? Man kann Sarrazin nur zustimmen, wenn er
eine Kindergartenpflicht ab dem dritten Lebensjahr und
Ganztagsschulen fordert. Nach seiner Auffassung dürfte es keine
Befreiung vom Schwimm- und Sexualkundeunterricht aus religiösen
Gründen geben. Wer sein Kind nicht zur Schule schicke, dem sei das
Kindergeld zu streichen. Die sprachlichen Voraussetzungen für den
Erwerb der Staatsbürgerschaft müssten verschärft werden. Eine
energisch fordernde und fördernde Bildungsoffensive für muslimische
und auch andere Kinder in den sozialen Brennpunkten ist die
aussichtsreiche Möglichkeit, den Parallelgesellschaften quasi von
unten den Boden zu entziehen. Und eine entschlossene, besser
ausgestattete Polizei könnte in Marxloh und all den anderen
Migrantengettos wieder die nötige staatliche Autorität sein.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

287633

weitere Artikel:
  • WAZ: Der Streit um die Atomlaufzeiten - Ein Großkonflikt. Kommentar von Miguel Sanches Essen (ots) - So wie es war, kann und darf es nicht bleiben. Das war Bundeskanzlerin Angela Merkels Einsicht. Es war ihr Erkenntnisgewinn im Urlaub. In der Atomdebatte spürt man die Entschlossenheit der Kanzlerin, die Zügel in der Koalition enger anzuziehen. So weit, so gut. Allein, es kommt zu spät. Merkel hatte bis zur nordrhein-westfälischen Landtagswahl im Mai die Mehrheit im Bundesrat und die Chance, im Alleingang und verfassungspolitisch koscher die Laufzeiten der Kraftwerke zu verlängern. Diese Chance aber hat Schwarz-Gelb mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zu Prozess/Kachelmann Halle (ots) - Die Möglichkeit prominenter Beschuldigter, sich einen Medienanwalt zu leisten, ändert daran wenig. Denn erst im Nachhinein, wenn Enthüllungen schon veröffentlicht sind, kann gerichtlich eine Weiterverbreitung untersagt werden. Der Schaden ist dann kaum noch gutzumachen. Selbst ein glatter Freispruch wie für den TV-Moderator Andreas Türck kann das Ansehen nicht mehr retten. Die Inszenierungen außerhalb der Gerichtssäle sind seit Bachmeier verwirrender, die Komplotte schwerer zu durchschauen. Spekulationen, Gerüchte mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zur Atomkraft Ulm (ots) - Der Streit um die Zukunft der Kernenergie in Deutschland wird auf vielen Ebenen ausgetragen. Das macht ihn für die Bundesregierung so kompliziert wie risikoreich. Selbst wenn die Koalition ihre Differenzen über Laufzeitverlängerung, Sicherheitsnachrüstung und Zusatzabgabe ausräumt und einen Kompromiss in allen Einzelfragen erzielt, wird die Kontroverse andauern - politisch, juristisch und gesellschaftlich. Schon jetzt nämlich ist klar, dass SPD und Grüne alles daransetzen werden, die Entscheidung über den Ausstieg aus mehr...

  • Ostthüringer Zeitung: Kommentar Ostthüringer Zeitung Gera Gera (ots) - Ostthüringer Zeitung Gera zu Atomkraft: Merkel hatte bis zur NRW-Wahl eine Mehrheit im Bundesrat und so die Chance, im Alleingang und verfassungspolitisch koscher die Laufzeiten der Kraftwerke zu verlängern. Diese Chance aber hat Schwarz-Gelb vertan. Der Ausstieg aus dem Atomkonsens hätte so oder so eine politische Kettenreaktion ausgelöst. Aber nun wird daraus mehr: Ein Großkonflikt. Und er ist umso belastender seit der Eindruck entstand, dass die Wirtschaft bis ins Kanzleramt hineinregiert. Originaltext: mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Fast jeder fünfte Deutsche würde Sarrazin-Partei wählen Cottbus (ots) - Es wird niemandem mehr nützen, wenn jetzt mit Tilo Sarrazin der Mann kaltgestellt werden soll, der endlich das Problem der missratenen Integration vieler Nachkommen von Einwanderern zum großen Thema gemacht hat. Denn was immer man ansonsten von den Behauptungen und Schlussfolgerungen des bei der Bundesbank untergekommenen SPD-Politikers halten mag, er hat etwas angesprochen, was insbesondere in den Großstädten der Bundesrepublik seit Jahren für Aufregung sorgt. Wer jemals eine dieser Gruppen von jungen Männern erlebt mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht