(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Steinmeiers Liebesbeweis hat Bewunderung verdient = von Martin Vogler

Geschrieben am 23-08-2010

Düsseldorf (ots) - Das kalte politische Leben trägt plötzlich ein
menschliches Antlitz. Frank-Walter Steinmeier will sich bereits heute
eine Niere entnehmen lassen, um seiner Frau das Leben zu retten. Mit
diesem Liebesbeweis setzt der SPD-Fraktionschef ein deutliches
Zeichen. Eine staunende Öffentlichkeit erfährt: Auch
Vollblut-Politgrößen, die vermeintlich vor allem parteitaktisch und
mit starkem Blick auf die eigene Karriere handeln, entsprechen im
Ernstfall nicht diesem Klischee. Steinmeier folgt mit seiner
konsequenten Entscheidung dem Beispiel Franz Münteferings, der sogar
ein Ministeramt aufgab, um seine todkranke Frau zu pflegen. Solche
Politiker senden klare Signale aus: Unsere Arbeit und die Gestaltung
der Gesellschaft ist wichtig, aber es gibt Wichtigeres. Wir sollten
uns von Steinmeiers Entschluss beeindrucken lassen und auf einiges
verzichten, was vielleicht manchen aus allzu menschlichen Motiven
verlockend erscheint. Natürlich wollen wir wissen, ob die Operationen
erfolgreich verlaufen. Aber wir sollten dann den Wunsch der Familie
nach Privatsphäre respektieren. Tägliche ärztliche Bulletins mit
Blick durchs Schlüsselloch von Krankenzimmer-Türen sollte nicht das
sein, nachdem die Öffentlichkeit dürstet. Hoffentlich wird auch die
politische Szene besonnen reagieren. Denn es wäre unwürdig, wenn
jetzt Gegner oder auch Parteifreunde die Abwesenheit Steinmeiers
ausnutzten, um an politischen Stellschrauben zu drehen - von
Personaldebatten ganz zu schweigen. Doch abgesehen davon, dass die
Chancen gut stehen, dass der Anstand siegt, steht auch inhaltlich
nicht viel zu befürchten. Steinmeier hat die SPD-Position zur Rente
mit 67 noch festgeklopft - und die Haushaltsdebatte wird in drei
Woche eben ohne ihn beginnen müssen. Steinmeiers Schritt kann für
viele ein riesiger Gewinn sein: Für seine Frau und ihn sowieso. Aber
auch die Glaubwürdigkeit und das Ansehen der politisch Tätigen in
Deutschland insgesamt dürfte steigen. Und besonders wichtig:
Frank-Walter Steinmeier, der sich bereits als Student den
entsprechenden Ausweis ausstellen ließ, hat dem Thema Organspende
einen neuen Stellenwert gegeben. Viele Kranken dürfen neu hoffen.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

285336

weitere Artikel:
  • BERLINER MORGENPOST: Was im Leben zählt - jenseits der Politik - Leitartikel Berlin (ots) - Eine Meldung aus der Spitzenpolitik, die berührt: SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier nimmt "eine Auszeit", um seiner schwer erkrankten Frau beizustehen. Nein, beizustehen ist zu schwach - es ist nicht weniger als der Versuch, ihr Leben zu retten. Steinmeier spendet seiner Frau eine Niere, die sie nach langjähriger Nierenschwäche dringend braucht. Auf ein anonymes Spenderorgan zu warten, würde zu lange dauern. Nur wer einen "Lebendspender" findet, wird sofort operiert. Wenn dieser höchst private Fall - der mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bundeswehr Bielefeld (ots) - Eine freiwillige Pflicht gibt es nicht. Eine allgemeine Wehrpflicht schon gar nicht, wenn mit 7500 jungen Männern nur noch ein Bruchteil eines Jahrgangs tatsächlich etwas leisten muss, was anderen erspart bleibt. Das Verteidigungsministerium hat gestern die »Aussetzung« der Wehrpflicht vorgeschlagen. Die Opposition hielt tapfer das Wort von der freiwilligen Wehrpflicht dagegen - beides ist wenig sachdienlich. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) will die Wehrpflicht nicht gänzlich abschaffen. mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT zu Steinmeiers Organspende Bielefeld (ots) - Wenn's drauf ankommt, ist Verlass auf den Mann. Das gilt für den politischen Frank-Walter Steinmeier wie für den privaten. Das ist es, was ihn sympathisch macht. Ein Spitzenpolitiker im sogenannten Zentrum der Macht - doch der gebürtige Lipper hat es nicht verlernt, als Mensch Prioritäten zu setzen. Die lebensbedrohliche Erkrankung seiner Frau zeigen ihm und uns die Grenzen der Macht - und was wirklich wichtig ist. Unabkömmlich gibt's dann plötzlich nicht mehr. Steinmeiers Entscheidung ist vorbildlich, ihm gebühren mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Verteidigung / Bundeswehr Osnabrück (ots) - In die Deckung verzogen Auf den Kanzler kommt es an - für die Reform der Bundeswehr gilt der alte CDU-Wahlslogan ganz und gar. Daher liegt Angela Merkel in der Deckung definitiv falsch, in die sie sich verzogen hat. "Keine Denkverbote" - das reicht nicht als Zielvorgabe, wo es um die Weiterentwicklung eines Kernelements der deutschen Außenpolitik geht. Vor allem anderen ist zu klären: Wo will die Kanzlerin Deutschland als militärischen Leistungserbringer und damit als Machtfaktor in NATO und EU einsortieren? mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Parteien / SPD / Rente Osnabrück (ots) - Eine Partei auf der Flucht Falls die SPD Renten in diesem Land noch über ein soziales Sicherungssystem auszahlen will, enttäuscht ihr sogenannter Kompromiss zur Rente mit 67 maßlos. Erst im Jahr 2015 wollen die Sozialdemokraten in die längere Lebensarbeitszeit einsteigen - und vertagen so die überfällige Reaktion auf den demografischen Wandel. Zudem sollen erst einmal 50 Prozent der 60- bis 64-Jährigen fest angestellt sein, bevor die neue Rentenregelung greift. Wer dies fordert, richtet sich bequem in der mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht