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WAZ: Obama und die Ölpest - Vorschnelle Entwarnung. Leitartikel von Joachim Rogge

Geschrieben am 05-08-2010

Essen (ots) - Alles halb so schlimm? Die Eile, mit der die
US-Regierung jetzt Entwarnung im Golf von Mexiko verkündet, ist
verdächtig. Kaum ist es nach vielen vergeblichen Versuchen offenbar
gelungen, die leckende Ölquelle in 1500 Metern Tiefe auf Dauer zu
verschließen, werden auch die Folgen dieses größten Umwelt-Desasters
in der US-Geschichte schon wieder kleingeredet. Präsident Obama
braucht angesichts bröckelnder Umfragewerte dringend
Erfolgsmeldungen.

Doch Misstrauen ist angebracht, wenn ausgerechnet jene
Regierungsbehörde beruhigende Parolen verkündet, die sich noch zu
Beginn der Ölpest vorhalten lassen musste, die Menge des austretenden
Öls sträflich zu unterschätzen. Und selbst wenn stimmen sollte, dass
sich der übergroße Teil des ausgetretenen Öls im warmen Golfwasser
inzwischen weithin verflüchtigt haben sollte oder sonstwie
aufgefangen werden konnte, bleibt festzuhalten: Die Restmenge, die im
Golf treibt, ist noch immer fünf Mal größer als die Ölpest, die die
"Exxon Valdez" 1989 vor Alaskas Küste, bislang der Maßstab aller
US-Umweltkatastrophen, ausgelöst hatte.

Einfach weg, ohne Spuren zu hinterlassen, ist ohnehin nichts. Das
Öl, betonen Wissenschaftler, hat nur seine Form verändert. Welche
Folgen das für die Natur und das Ökosystem im Golf von Mexiko hat,
wird sich wohl erst in Jahren zeigen. Nie zuvor waren im Kampf gegen
eine Ölpest zudem derartige Mengen an Chemikalien eingesetzt worden.
Rund sieben Millionen Liter an giftigen Lösungsmitteln, vielleicht
mehr, hat BP über dem Golf verteilt, um die zähe Brühe auf der
Wasseroberfläche aufzulösen. Dass die US-Umweltbehörde aus Sorge vor
den Langzeitfolgen den massiven Einsatz beschränkte, störte BP nicht.
Fehlende Genehmigungen holte sich der Konzern auf kurzem Dienstweg
einfach von der US-Küstenwache. Wie viel Öl sich auf dem Meeresgrund
absetzte, unter Wasser weitertreibt und in Fischmägen verschwindet,
weiß ohnehin niemand.

Es ist zu früh, um sich nun entspannt zurückzulehnen. Doch dass
genau dies geschieht, lässt sich zumindest für die USA wohl schon
jetzt voraussagen. Groß ist dort noch immer die Empörung über BP.
Aber kaum jemand stellt bis heute die Notwendigkeit der
Tiefsee-Bohrungen infrage. Amerikas Lebensstil basiert auf billigem
Öl, billigem Benzin. Selbst in den betroffenen Küstenregionen war der
Widerhall gering, auch nur für einige Zeit die riskanten Bohrungen
auszusetzen. Obama muss sich vorhalten lassen, diese Katastrophe und
die Empörung über das rücksichtslose Gebaren der Ölmultis nicht
genutzt zu haben, um die Förderung erneuerbarer Energien in den USA
auch tatsächlich energisch voranzutreiben.

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de


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