(Registrieren)

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Loveparade - Tragödie in jeder Hinsicht

Geschrieben am 25-07-2010

Bielefeld (ots) - Aus dem »Fest der Liebe« ist eine Tragödie
geworden: die Duisburger Loveparade als Tanz in den Tod. Was ein
weiterer Höhepunkt im Rahmen des Kulturfestivals »Ruhr 2010« werden
sollte, geriet zur Katastrophe. Eine Woche nach dem begeisternden
Still-Leben auf der A 40 mit mehr als drei Millionen Besuchern und
tollen Bildern blickt die Welt wieder auf Nordrhein-Westfalen - und
ist fassungslos. 19 Tote, hunderte Verletzte sowie unzählige
traumatisierte Besucher und Einsatzkräfte sind die immer noch
vorläufige und doch unendlich traurige Bilanz. Und so sehr man sich
vor voreiligen Schlüssen hüten muss, so sehr drängt sich der Verdacht
auf, dass es im Vorfeld der Veranstaltung zu entscheidenden Fehlern
kam. Offensichtlich hat der Ehrgeiz über die Vernunft gesiegt.
Sicherheitsbedenken gab es, doch sie blieben weitgehend ungehört. Ob
es dabei mehr um Reputation oder um Profit ging, ist unerheblich.
Jedenfalls barg ein eingezäuntes Gelände zwischen Bahngleisen und
Autobahn per se Gefahren. Auch ist zweifelhaft, ob Duisburg überhaupt
der richtige Ort für eine Veranstaltung dieser Größenordnung sein
konnte. Nicht ohne Grund hatte Bochum die Parade 2009 abgesagt. Und
vor allem: Wie konnte man glauben, dass ein einziger Zugang, der noch
dazu durch einen 300 Meter langen Tunnel führt, kein wesentliches
Problem darstellt? Eine Frage, die auch nach der gestrigen
Pressekonferenz bleibt. Sicher muss allen Beteiligten - dem
Veranstalter wie den Verantwortlichen von Stadt und Polizei -
zugestanden werden, dass auch sie unter den grauenvollen Eindrücken
des Vorabends standen. Trotzdem entwickelte sich ihr Auftritt zur
zweiten Katastrophe. Alle Beteiligten versuchten gleichermaßen
hilflos, die Verantwortung weiterzuschieben. Dazu gehörte auch der
Versuch, die Besucherzahl kleinzurechnen. Das alles mag menschlich
und juristisch plausibel sein. Für die Betroffenen muss es
unerträglich gewirkt haben, wie die zahlreichen Beiträge in sozialen
Netzwerken und Internetforen belegen. Kein Wunder, wenn da aus Trauer
blanke Wut wird. Auf die Staatsanwaltschaft wartet nun viel Arbeit.
Sie hat die Aufgabe, Licht ins Dunkel zu bringen. Das wird sie tun,
weil es ihr Job ist und nicht etwa, weil Politiker eine »rückhaltlose
Aufklärung« fordern - ohnehin eine schwer erträgliche Formulierung.
Überhaupt wünscht man sich mehr Innehalten, mehr Stille. Niemanden
kann es wundern, dass Politiker gleich welcher Partei und gleich
welchen Amtes im Moment der Tragödie genauso bestürzt, aber auch
genauso ahnungslos wie die allermeisten sind. Dann aber sollten sie
das auch sagen oder schweigen. Und wir Medien sollten ihnen dabei
helfen, indem wir unsere Fragen nicht an die Falschen richten. Wo
Trauer Raum braucht, tut Mäßigung gut. Mäßigung, die zuerst den 19
Menschen geschuldet ist, die ihr Leben verloren haben. Was immer sich
im Laufe der Ermittlungen herausstellt, es bringt sie nicht zurück
und nimmt ihren Familien, Freunden und Bekannten nichts von ihrer
Trauer.

Originaltext: Westfalen-Blatt
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/66306
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2

Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

280826

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Vorstoß von Bundesbildungsministerin Schavan, mehr ausländische Fachkärfte nach Deutschland zu holen Bielefeld (ots) - Kluge Köpfe braucht das Land. Und die sollen aus dem Ausland kommen. Bundesbildungsministerin Annette Schavan will die Einreise von Fachkräften nach Deutschland erleichtern. Das gleiche hatte vor zehn Jahren der damalige Kanzler Gerhard Schröder vorgeschlagen. Dessen Greencard-Aktion konnte den Facharbeitermangel nicht entscheidend beseitigen. Warum soll das heute anders sein? Es gibt Tausende von jungen Menschen in Deutschland, die keinen Job haben. Sie durchlaufen eine Warteschleife nach der anderen. Dabei haben mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Tote und Verletzte bei der Loveparade in Duisburg / Sorglos in die Katastrophe Cottbus (ots) - Die Geschichte der Loveparade, dieser fröhlichen Demonstration purer Lebensfreude, endet in Tod und Entsetzen. Dass Duisburgs Bürgermeister Adolf Sauerland (CDU) in einer ersten Reaktion auf die Katastrophe noch immer von einem "stichhaltigen Sicherheitskonzept" sprach und "individuelle Schwächen" für das Desaster verantwortlich machte, mutet an wie der blanke Zynismus. Gemeint ist damit wohl: Hätten sich alle Besucher diszipliniert verhalten, dann wäre es zu diesem schrecklichen Unglück nicht gekommen. Das mag mehr...

  • Lausitzer Rundschau: Die Koalition und die Neuordnung des Sorgerechts / Guter Tag für Väter Cottbus (ots) - Wenn die von der schwarz-gelben Koalition angekündigte Sorgerechtsreform tatsächlich Anfang des kommenden Jahres im Gesetzblatt stehen sollte, dann ist das ein guter Tag für viele Väter. Die bisherige Rechtsprechung, die ja bereits vom Bundesverfassungsgericht und Ende vergangenen Jahres Jahres vom Europäischen Gerichtshof beklagt worden ist, ist diskriminierend - und zwar für Väter und Mütter. Unverheiratete Väter haben derzeit fast keine Chance, am Sorgerecht teilzuhaben, solange die Mutter das nicht will. mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Notfälle / Loveparade / Duisburg Osnabrück (ots) - Bochum war klüger Die Loveparade sollte der Höhepunkt des Prestigeunternehmens Ruhrgebiet als Kulturhauptstadt Europas werden. Doch sie wurde zur furchtbaren Tragödie. Bochum war vor einem Jahr klüger, hatte Zweifel, die Sicherheit einer solchen Mega-Veranstaltung gewährleisten zu können, die Loveparade 2009 fiel aus. Duisburg traute sich das zu. Nun ist klar: Man hat sich überschätzt. Wer weiß, wie sicher 2011 Gelsenkirchen gewesen wäre? Wenn Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland die Schuld mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Kirchen / Finanzen / Bundesländer Osnabrück (ots) - Heißes Eisen Mit der angestrebten Kürzung staatlicher Zuwendungen an Kirchen packen Landespolitiker ein heißes Eisen an. Die Pläne könnten hitzige Diskussionen entfachen und in Niedersachsen zum Beispiel die Haushaltsberatungen der Regierungskoalition am kommenden Wochenende belasten. Klar ist, dass es in der gegenwärtigen Finanznot des Staates im Grunde keine Tabus beim Sparen geben darf. Insofern könnten auch Gelder für die Kirchen auf den Prüfstand kommen - zumal, wenn es sich dabei zum Teil um Leistungen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht