(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Reformen und doch keine Fortschritte - Leitartikel

Geschrieben am 22-06-2010

Berlin (ots) - Berlin gehört wieder einmal zu den Schlusslichtern
bei einem Bundesvergleich schulischer Leistungen. Pisa lässt grüßen.
Dieses Mal wurden Leseverständnis und Hörverstehen sowie die
Rechtschreibkenntnisse der Neuntklässler getestet. Verglichen mit
denen der Sieger aus Bayern und Baden-Württemberg sind die Berliner
Ergebnisse ernüchternd. Sie zeigen, dass sich die Qualität des
Unterrichts trotz vieler Anstrengungen und Reformen nach dem
Pisa-Schock des Jahres 2000 nicht wesentlich verbessert hat. Und sie
machen deutlich, dass die Hauptstadt mit ihrer Bevölkerungsstruktur
besondere Probleme hat, auf die die Schule offenbar falsch reagiert.
In Berlin liegt der Anteil von Neuntklässlern mit ausländischer
Herkunft bei rund 30 Prozent, ebenso in Hamburg und Bremen. Im
Bundesdurchschnitt sind es lediglich knapp 18 Prozent. Dabei fanden
die Forscher heraus, dass Jugendliche türkischer Herkunft in der
Schlüsselkompetenz Lesen/Textverständnis die schlechtesten Werte
erzielten. Statt aber die Kinder nur dann sofort in die Regelschule
einzuschulen, wenn sie Deutsch so gut beherrschen, dass sie dem
Unterricht mühelos folgen können, wird in Berlin jeglicher
Förderbedarf - und damit auch der für Sprache - erst innerhalb der
ersten beiden Schuljahre festgestellt. Zusätzliche
Sprachförderstunden fallen zudem oft aus, damit Vertretung für den
Regelunterricht organisiert werden kann, die aufgrund chronischen
Personalmangels anders nicht machbar ist. Hier muss sich vieles
ändern. Wie beispielsweise in Kanada sollten auch in Berlin Schüler
solange in speziellen Klassen gefördert werden, bis sie die
Unterrichtssprache sicher beherrschen. Ganz wichtig ist auch eine
gute Personalausstattung an den Schulen. Nur wenn genügend Lehrer vor
Ort sind, kann gezielt gefördert und der Unterricht in einer Qualität
angeboten werden, die die Schüler voranbringt. Das alles ist
natürlich nicht kostenneutral zu haben. Ebenso wenig wie der Einsatz
von ausreichend gut ausgebildeten Erzieherinnen in den
Kindertagesstätten. Doch nur wenn das gewährleistet ist, können die
Kitas ihr ambitioniertes Bildungsprogramm auch wirklich umsetzen und
auf diese Weise mit dafür sorgen, dass die Kinder mit besseren
Sprachkenntnissen in der Schule ankommen. Bleibt außerdem abzuwarten,
mit welchen Ergebnissen die unterschiedlichen Schulformen beim
jüngsten Deutschtest abgeschnitten haben. Wenn sich wie bei den
vorangegangenen Vergleichstests erneut herausstellen dürfte, dass die
Berliner Gymnasiasten zur bundesweiten Spitze gehören, wird die
ohnehin große Nachfrage nach gymnasialen Schulplätzen nur noch weiter
zunehmen. Dann müssen die neuen Sekundarschulen schon besonders gut
ausgestattet werden, damit auch dort bildungsbewusste Eltern ihre
Kinder anmelden. Auch das wird viel Geld kosten. Die Hauptstadt muss
also dringend in Bildung investieren - wenn sie nicht weiter
Schlusslicht bleiben will.

Originaltext: BERLINER MORGENPOST
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/53614
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_53614.rss2

Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Chef vom Dienst
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

275465

weitere Artikel:
  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Konjunktur Bielefeld (ots) - Sogar das erzseriöse Bankhaus Lampe lässt sich angesichts der jüngsten Konjunkturumfrage zu ungewohnten Jubeltönen hinreißen: »Das Ifo-Wachstumssignal ist so laut wie eine Vuvuzela«, lautet der launige Analystenkommentar. Es muss also wahr sein: Die Krise ist vorbei. Das ist gut: für die Firmen, die wieder auf steigende Umsätze hoffen können, für die Beschäftigten, deren Arbeitsplätze sicherer geworden sind und die immer seltener kurzarbeiten müssen, für die Arbeitslosen, deren Aussichten auf Beschäftigung ein mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Regierung / Parteien / NRW Osnabrück (ots) - Zimmer frei Das wird eine bunt gemischte Wohngemeinschaft. SPD und Grüne in NRW planen eine offene Zweierbeziehung: Unter ihrem Koalitionsdach soll stets ein Gästezimmer frei sein; schließlich setzt Rot-Grün auf wechselnde Partner. Die Frage ist nun, wer sich wann und wie oft ins Gästebett legt. Nur die Linken? Oder auch mal Christdemokraten oder Liberale? Theoretisch sind alle aufgefordert mitzumachen. Doch klingen die ersten Signale aus den Koalitionsverhandlungen für FDP und CDU alles andere als mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Israel / Niebel Osnabrück (ots) - Unsouverän Entwicklungsminister Niebel hat es auf seiner Nahost-Reise nicht leicht. Jetzt wird er auch noch von SPD-Fraktionschef Steinmeier für seine Israel-Schelte kritisiert. Der frühere Außenminister wirft Niebel gar eine Inszenierung vor. Das ist nicht fair. Denn der FDP-Mann hat in einem Punkt recht: Ihm die Einreise in den Gazastreifen zu verwehren, war von Israels Regierung unsouverän, kleinlich und undiplomatisch. Wenn sich ein Minister eine mit deutschen Steuergeldern finanzierte Kläranlage anschauen mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Bundespräsident / Gauck Osnabrück (ots) - Wahlkampf im Netz Das hat schon irreale Züge. Gewählt wird Deutschlands Bundespräsident am 30. Juni von der Bundesversammlung. Aber im Internet wird derart massiv Wahlkampf gemacht, als könnte die Netzgemeinde über das Staatsoberhaupt abstimmen. Werbung mit T-Shirts, Fahnen, Teddybären - ausgerechnet der Kandidat von Rot-Grün, Joachim Gauck, der das Online-Netzwerk Facebook nach eigenem Bekunden noch nie geöffnet hat, schwimmt auf einer Welle der Sympathie. Konkrete Folgen hat es nicht, wie auch die mehr...

  • Neue OZ: Kommentar zu Steuern / Schulden Osnabrück (ots) - Noch immer skandalös Neue Schulden hin, alte Steuerschätzung her: Es gibt keinen Grund, die staatliche Ausgabenwut weniger zu zügeln, als es die Regierung vorhat. Bestätigt sich die Erwartung, dass die Neuverschuldung in diesem Jahr nicht über 65 Milliarden Euro klettert, bleibt der Saldo immer noch skandalös: Gut ein Fünftel des Bundesetats wird auf Pump gebaut. Daher geht jede Überlegung fehl, wo an den Kürzungsplänen der Regierung etwas zurückzunehmen ist. Das gilt generell, also auch für Deutschlands Mega-Sozialetat. mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht