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Westdeutsche Zeitung: EU will Renteneintrittsalter jährlich automatisch steigen lassen - Zwischen geschickt und infam Von Martin Vogler =

Geschrieben am 28-05-2010

Düsseldorf (ots) - Noch 1950 starb ein deutscher Mann, statistisch
gesehen, mit 64,6 Jahren. Dieser Durchschnittsmensch schaffte es also
nicht mal, seinen Rentenantrag zu stellen, geschweige denn Geld zu
kassieren. Heute sind die Zeiten friedlicher, die Ernährung ist
ausgewogener und die medizinische Versorgung besser. Weil es uns so
viel besser geht, leben Männer im Schnitt bis hoch in die Siebziger,
Frauen werden sogar deutlich über 80 Jahre alt. Und jedes Jahr steigt
die Lebenserwartung weiter. Wunderbar. Doch es gibt eine gerne
verdrängte, aber unangenehme Kehrseite: Die Altersversorgung, die auf
dem sogenannten Generationenvertrag beruht, wird künftig noch weniger
als heute funktionieren. Denn die im Verhältnis zu den
Rentenempfängern kleiner werdende Gruppe der Erwerbstätigen wird
nicht bereit sein, einen deutlich höheren Teil ihres Einkommens als
heute in die Rentenkasse zu zahlen. Also bleibt nur, so hart das auch
ist: Leistungskürzung in Form geringerer monatlicher Renten oder
reduzierte Bezugsdauer.

Insofern ist der EU-Vorschlag logisch. Das - je nach Sichtweise -
Geschickte, beziehungsweise Infame daran ist die neue Automatik, die
bei steigender Lebenserwartung das Renteneintrittsalter anhebt. Das
führt dazu, dass sich die Politik für Jahrzehnte öffentliche
Renten-Debatten und entsprechende Proteste erspart. Ähnliches kennen
wir übrigens von der Lohn- und Einkommenssteuer: Durch die
Progression erleben die meisten jedes Jahr eine automatische
Steuererhöhung, die kein Parlament beschließen muss.

Für Rentner oder ältere Arbeitnehmer hat die EU-Idee den Vorteil,
dass sich ihre Situation nicht oder unwesentlich verschlechtert.
Jüngere hingegen können sich auf ein Arbeitsleben bis 70 oder 75
einrichten.

Besonders hart träfe das die Rentner in den meisten anderen
EU-Ländern, die sich meist erheblich früher als wir aufs Altenteil
zurückziehen. Schon eine Rentengrenze von 65 Jahren wäre dort für
viele ein Schock. Das wird Grummeln geben. Doch die Einsicht in die
Notwendigkeit eines höheren Renteneintrittsalters scheint auch in
diesen Staaten da zu sein. So blieben jetzt die Proteste in
Frankreich ungewohnt moderat, als es um die Abschaffung der
liebgewonnenen Rente mit 60 ging.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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