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LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zu Terror/Integration

Geschrieben am 24-08-2006

Leipzig (ots) - Von Anita Kecke. So schlecht kann es um das
Instrumentarium von Geheimdiensten und Polizei gar nicht bestellt
sein. In kurzer Zeit gelang es schließlich den Behörden, durch
gezielte Fahndung und den entsprechenden Druck, die beiden
mutmaßlichen Bombenleger in Haft zu nehmen. Ein achtbarer Erfolg,
weil die beiden zumindest nicht mehr zuschlagen können. Das Aufatmen
kann aber nur von kurzer Dauer sein. Noch liegt im Dunkeln, ob sie
als Einzeltäter oder Mitglieder einer Terror-Gruppe handelten. Nicht
ganz klar ist auch, weshalb der 21-jährige Libanese nach Deutschland
zurückkehrte und ob sein jüngerer Komplize ausgeliefert wird.
Die mit dem geplanten Attentat verbundene Erkenntnis, dass
Deutschland nicht nur Rückzugs- und Vorbereitungsraum für
Terroristen, sondern auch Zielscheibe ist, wiegt schwer. Sie
zerstörte noch vorhandene Illusionen und veränderte auch die Stimmung
im Land. So flammte nicht nur die Diskussion über verschärfte
Anti-Terror-Maßnahmen und zusätzliches Fahndungspersonal neu auf,
sondern eine Bevölkerungsgruppe rückte auch besonders in den Fokus:
die in Deutschland lebenden Muslime. Sie fühlen sich bereits unter
dem Generalverdacht, das liberale deutsche Rechts- und Sozialsystem
auszunutzen und ihr selbst gewähltes Gastland in eine Brutstätte des
Terrorismus zu verwandeln. Dass ein solches Pauschalurteil keine
Gültigkeit hat, dürften die meisten Muslime indes selbst wissen.
Deutschland setzt auf Integration und die Kultur der Toleranz statt
auf Ausgrenzung und den Kampf der Kulturen. Demokratie basiert nun
einmal darauf, politische oder religiöse Differenzen in der
öffentlichen Debatte, im friedlichen Miteinander, beizulegen. Das
funktioniert aber nur, wenn sich auch alle Beteiligten daran halten.
Insofern haben die hier lebenden Muslime auch die Verantwortung, sich
zu integrieren, ihre geschlossenen Gesellschaften zu öffnen und
dieselbe Toleranz, die sie erwarten, zu praktizieren. Für den Staat,
der seine Bürger schützen muss, endet die Toleranz dort, wo Hass
gepredigt und zum Mord an seinen Bewohnern aufgerufen wird. Da muss
er harte Grenzen setzen.
Noch gibt es kein genaues Profil der Attentäter. In Großbritannien
stammten sie aus Einwandererfamilien, in Deutschland sind es
Libanesen, die im jungen Erwachsenenalter einreisten. Um der
Radikalisierung auf die Spur zu kommen und sie möglichst zu
unterbinden, muss Deutschland auch auf die Kraft der
Zivilgesellschaft bauen. Dazu zählen in diesem Fall besonders die
vielen aufgeklärten Muslime, die sich von Gewalt distanzieren und die
wissen, dass auch sie selbst Opfer werden können, wenn sie zufällig
in dem Bus oder Zug sitzen, auf den es ein Bombenleger abgesehen hat.
Dass die beiden jetzt Festgenommenen aus dem Libanon stammen, führt
zudem deutlich vor Augen: Der aktuelle Nahost-Konflikt, in dem die
Bundesrepublik als guter Freund Israels gilt, rückt die Deutschen
besonders ins Fadenkreuz der Islamisten. Seine Lösung ist also auch
ein wichtiger Beitrag zur Terrorbekämpfung und damit zur Sicherheit
in unserem Land.

Originaltext: Leipziger Volkszeitung
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2

Rückfragen bitte an:
Leipziger Volkszeitung
Redaktion

Telefon: 0341/218 11558


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