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Zweigleisiges Bildungssystem verschwendet Ressourcen / ÖKT: Experten sprechen sich für gleichberechtigten Zugang zu Bildung für alle aus und fordern sinnvolle Umverteilung der finanziellen Mittel

Geschrieben am 16-05-2010

München (ots) - Eine Schule, die für alle Kinder zugänglich ist,
forderten Experten, die am gestrigen Samstagabend auf Initiative der
Aktion Mensch beim Ökumenischen Kirchentag das Thema "Die
UN-Behindertenrechtskonvention - reif für die Schule?" vor mehr als
200 Gästen diskutierten. "Zwei parallel nebeneinander laufende
Systeme sind auch aus volkswirtschaftlicher Sicht nicht
wünschenswert", machte der Beauftragte der Bundesregierung für die
Belange behinderter Menschen, Hubert Hüppe, klar. Die Aktion Mensch
hatte zur derzeit äußerst kontrovers diskutierten Thematik
eingeladen, um der Debatte neue Impulse in Richtung Inklusion zu
geben. "Es liegt nicht an den oftmals angeführten Finanzzwängen, dass
Kindern mit einem besonderen Betreuungsbedarf der Zugang zur
Regelschule verwehrt wird", erläuterte der Vorstand der Aktion
Mensch, Martin Georgi. "Die Mittel im Bereich Bildung müssen nur
sinnvoll umgeschichtet werden." Die Aktion Mensch setze sich im
Rahmen ihrer Förderaktivitäten dafür ein, dass Inklusion - auch im
Bildungsbereich - Wirklichkeit werde. Sie fördere etwa
Modellprojekte, die Eltern von behinderten Kindern über ihre Rechte
aufklären und sie dabei unterstützen, einen Regelschulplatz für ihr
Kind zu finden. In ihrer Rolle als Förderer und Mittler geht es der
Aktion Mensch auch immer darum, zur Vernetzung der einzelnen
Initiativen beizutragen und "die Lobby für Gleichberechtigung im
Schulsystem zu stärken".

Zu Beginn der Diskussion hatte Marianne Hirschberg von der
Monitoring-Stelle zur UN-Behindertenrechtskonvention des Deutschen
Instituts für Menschenrechte klargestellt, dass sich Deutschland mit
der Annahme der UN-Konvention verpflichtet habe, die
Rahmenbedingungen für gleiche Bildungschancen für alle zu schaffen.
"Dieses Recht gilt ab sofort und kann auch eingeklagt werden."
Gemeinschaft sei für alle Beteiligten ein unschätzbarer Zugewinn,
betonte der Schlagersänger und Musiktherapeut Guildo Horn, denn
"jeder Mensch muss lernen wie er mit Andersartigkeit umgeht." Oftmals
würde Bildung als reines Aufnehmen von Wissen missverstanden, dabei
sei Bildung vor allem das Lernen vom Gegenüber, das gemeinsame
Erwerben von Sozialkompetenz. "Das habe ich bei meiner Arbeit mit
geistig behinderten Menschen selbst erfahren. Die Ehrlichen,
Unverklemmten, wirklich Normalen sitzen oft in den Einrichtungen."

Auch der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange
behinderter Menschen, Hubert Hüppe, unterstrich die nachhaltig
positiven Folgen einer gemeinsamen Schule für Kinder mit und ohne
Behinderung: "Wer als Kind nie Kontakt zu Behinderten hatte, wird
auch später als Unternehmer keinen Menschen mit Behinderung
einstellen - so wird einer separierten Gesellschaft Vorschub
geleistet."

Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch, verwies letztlich
darauf, dass natürlich nicht nur die Schule anders gestaltet werden
müsse auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft. "Wir haben unsere
Förderung neu ausgerichtet, um in den Bereichen Wohnen, Arbeit und
Freizeit den Abbau von Sondereinrichtungen und -maßnahmen zu
fördern", so Georgi. "Die Lotterieteilnehmer ermöglichen Vieles - die
Fördergelder belegen beispielhaft, was die Aktion Mensch als
"Lückenfüller" leisten kann. Viel stärker aber ist unsere Forderung
an diese Gesellschaft, dass Lücken erst gar nicht entstehen", so der
Vorstand der Aktion Mensch weiter.

Diskussion auf Inklusionsstühlen

Beflügelt wurde die Diskussion von den "Inklusionsstühlen", die am
Stand der Aktion Mensch auf dem Ökumenischen Kirchentag von Besuchern
gestaltet worden waren, und auf denen die Experten sowie Moderatorin
Jutta vom Hofe Platz nahmen. Auf insgesamt über 500 Stühlen war bis
Samstagabend am Stand der Aktion Mensch eine farbenfrohe
Stuhlskulptur entstanden. Mehr als 2500 - meist junge Menschen -
hatten ihrer Kreativität freien Lauf gelassen und damit dem
Inklusionsgedanken Ausdruck verliehen. "Die Stühle stehen für
Individualität. Das gesamte Gebilde in seiner Unterschiedlichkeit
symbolisiert aber auch Gemeinschaft. So vielfältig sieht auch eine
inklusive Gesellschaft aus, die Menschen mit Behinderung von Anfang
an einbezieht. Wir sind begeistert, wie viele Menschen durch ihr
Mitwirken zeigen, dass sie sich gemeinsam mit uns dafür einsetzen",
erklärte Martin Georgi.

Inklusion löst Integration ab

Inklusion ist der Schlüsselbegriff der UN-Konvention über die
Rechte von Menschen mit Behinderungen, die 2009 auch in Deutschland
in Kraft trat. Inklusion bezeichnet das selbstverständliche und
gleichberechtigte Zusammenleben aller Menschen von Anfang an und löst
den Begriff der Integration ab. Konkret bedeutet das: gleiche Chancen
für alle im Bildungssystem, am Arbeitsmarkt, bei Wohnmöglichkeiten
und der Zugänglichkeit von Arztpraxen, Internetangeboten oder
Universitäten. Dasselbe gilt auch im Bereich der Freizeitgestaltung -
zum Beispiel beim Mitwirken in einem Verein oder beim Besuch von
Kultureinrichtungen.

Über die Aktion Mensch

Die Aktion Mensch ist die größte private Förderorganisation im
sozialen Bereich und eine der erfolgreichsten sozialen Organisationen
in Deutschland. Sie setzt sich ein für die Inklusion von Menschen mit
Behinderungen und unterstützt darüber hinaus Kinder- und
Jugendprojekte sowie sozial benachteiligte Menschen in Deutschland.
Möglich machen dies 4,6 Millionen Menschen, die sich regelmäßig an
der Aktion Mensch-Lotterie beteiligen. Aus deren Einnahmen flossen im
Jahr 2009 rund 166 Millionen Euro an mehr als 13.000 Projekte in ganz
Deutschland. www.aktion-mensch.de/presse

Originaltext: Aktion Mensch
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/43707
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_43707.rss2

Pressekontakt:
Christian Schmitz
Telefon: 0228 / 20 92-364
Mobil: 0174/3412707
Mail: christian.schmitz@aktion-mensch.de


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