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Südwest Presse: Kommentar zum Kirchentag

Geschrieben am 14-05-2010

Ulm (ots) - Als Fest des Glaubens und der Begegnung - so
präsentiert sich der zweite Ökumenische Kirchentag in München. Es ist
das wichtigste kirchliche Großereignis in krisenbehafter Zeit. Mit
seinem Motto "Damit ihr Hoffnung habt" setzt das von Laien
organisierte Christentreffen der beiden großen Kirchen einen klaren
Kontrapunkt zu der Verunsicherung in der Finanz- und Währungskrise
und angesichts jenes Themas, das das Kirchenvolk zur Zeit bewegt wie
kein anderes: den sexuellen Missbrauch - vor allem, aber nicht nur -
in der katholischen Kirche. Viel Ermutigung ist in in den
Diskussionsrunden und bei spontanen Treffen in Kirchen und auf den
Fluren der Messehallen zu erleben. Dass so viele tausende Menschen
bereit sind, sich ihrer Verantwortung als Christen zu stellen und zu
versuchen, die Welt - ob in Kirchengemeinden oder in Umwelt- und
Dritte-Welt-Arbeitskreisen - ein Stück besser und menschlicher zu
gestalten, ist der Rückenwind, den die Kirchen heute so dringend
brauchen. "Wir dürfen nicht vergessen, wie viel Gutes durch die
Kirchen bewirkt wird", sagte Bundespräsident Horst Köhler zum Auftakt
des Großereignisses. Die Gesellschaft brauche die gelebte Solidarität
und Barmherzigkeit, die mit den Kirchen in die Welt komme.
Eindrucksvoll demonstrierten die christlichen Laien, auf welch
breitem Fundament ihre weltweit tätige Nächstenliebe steht.
Christsein heißt eben auch Position beziehen zu militärischer Gewalt,
zu Menschenrechtsverletzungen, Problemen der Globalisierung und
zunehmender sozialer Spaltung. Das zeigt das Laientreffen in seiner
ganzen Vielfalt. Und es lud ein, ins Gespräch zu treten mit
Suchenden, Verunsicherten, religiös Unmusikalischen. So entspannt und
so überzeugend zeigt sich Kirche heute selten. Und so selbstkritisch.
Die beiden zentralen Themen des Treffens stehen dafür: Der sexuelle
Missbrauch in den Kirchen und die Ökumene. Letzterer scheint in den
vergangenen Jahren der Schwung auf Ebene der Kirchenleitungen
abhanden gekommen zu sein. Das Nebeneinander wird kultiviert, für ein
echtes Miteinander in aller Unterschiedlichkeit - Protestanten
sprechen hier von versöhnter Verschiedenheit - fehlt die Kraft. Das
gemeinsame Mahl von gesegneten Broten an tausenden Tischen in der
Münchner Innenstadt gestern Abend ist nur ein schwacher Trost für
eine fehlende Gemeinschaft der Protestanten und Katholiken bei
Kommunion und Abendmahl. Anders als Jesus, der an seinen Tisch alle
ohne Unterschied einlud, vertritt hier vor allem die römische Kirche
eine Theologie der Ausgrenzung. Ohne sichtbare Kirchengemeinschaft
und ohne eine gemeinsame Feier wird es keine Anerkennung geben, das
betonte der Münchner Erzbischof Marx noch vor dem Laientreffen. Doch
vermutlich in keinem Land der Welt stehen sich Katholiken und
Protestanten in nahezu gleich großen Gruppen gegenüber. Kaum irgendwo
leben so viele konfessionell getrennte Familien. Sie haben die Last
zu tragen, die ihnen von Theologen und Kirchenoberen aufgebürdet
werden, die aus theologischer Eigenbrödelei unfähig sind zu einem
echten Miteinander. Hier tut theologische Selbstkritik Not und in den
Gemeinden die Courage, mutig und einladend nach vorne zu leben -
unter Katholiken heißt dies "vorauseilender Gehorsam". Die begründete
Ermutigung hierfür bringen die 125 000 Dauerteilnehmer vom bewegenden
Treffen in München in ihre Ortsgemeinden mit. Kirchentage wollen und
sollen Zeitansage sein. Diesen Anspruch erfüllt das Christentreffen
in München. Das gilt für die Gerechtigkeitsfragen gegenüber Politik
und Gesellschaft und das gilt für den mutigen Blick auf das Thema
sexuelle Gewalt.

Originaltext: Südwest Presse
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/59110
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_59110.rss2

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218


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