(Registrieren)

Rheinische Post: NRW kämpft um sein Erbe

Geschrieben am 22-08-2006

Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann

Einen treffenderen Titel hätte die britische Besatzungsmacht nicht
für ihr Vorhaben finden können: "Operation Marriage" (Operation
Hochzeit) benannte die Militärregierung den Plan für den
Zusammenschluss der früheren preußischen Provinzen Nordrhein und
Westfalen. Am 23. August 1946, heute vor 60 Jahren, kam es zur
Eheschließung. Und wie sieht die Bilanz nach 60 Jahren Ehe aus?
Erfahrene Eheleute raten jungen Paaren immer, eigene Erwartungen
zurückzuschrauben, sich auf den Partner einzulassen, die Probleme
gemeinsam lösen. Ganz wichtig: Viel miteinander reden, damit nicht
aus Sprach- erst Rat- und dann Verständnislosigkeit wird. Und so
haben die beiden ungleichen Partner die vergangenen sechs Jahrzehnte
so gut gemeinsam gemeistert, dass ihnen heute mit einer Fernsehgala
auf dem Düsseldorfer Burgplatz und am Wochenende auf dem
Jubiläumsfest an der Rheinpromenade der Landeshauptstadt Millionen
zufriedene Landeskinder gratulieren werden.
Es waren schwierige Jahre des Aufbaus für die Männer der ersten
Stunde, wie den ersten frei gewählten Ministerpräsidenten Karl
Arnold, aber auch seine Nachfolger über Rau bis Rüttgers. Denn
Nordrhein-Westfalen stand nie still, sondern ständig vor neuen
Herausforderungen. "Äußerste Anstrengungen zur Versorgung
Deutschlands", hieß die erste Schlagzeile unserer Zeitung, die diesem
Land ein treuer, kritischer Begleiter war und ist.
Und wenn wir auch auf hohem Niveau klagen, so hätte man doch auch
heute titeln können: "Äußerste Anstrengungen zur Bewältigung des
Strukturwandels". Denn NRW ist Deutschland unter dem Brennglas mit
all seinen Verwandlungen, Irrungen, Wirrungen. Die Montanindustrie
ist nahezu verschwunden, Stahl und Bergbau sind nicht länger die
Taktgeber der Wirtschaft. Besonders das Ruhrgebiet spürt aber nach
wie vor, dass überzeugende Antworten darauf fehlen, wenn
Blaumann-Jobs verdampfen, ohne dass viele neue Büro-Arbeitsplätze
entstehen.
Auch aus der Not, die diese Erkenntnis provoziert, hat sich NRW
politisch gewandelt. Wie sein politisches Vorbild Arnold möchte sich
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers als "soziales Gewissen" des ganzen
Landes verstanden wissen. In diesem Bemühen beherrschte er die
nachrichtenarme Sommerzeit mit seinen Profilierungsversuchen. Aber
alle Aussagen über Lebenslügen seiner CDU täuschen nicht darüber
hinweg, dass auch er noch keinen Hebel gefunden hat, das Erbe des
diamantenen Jubelpaares Nordrhein und Westfalen zu bewahren: den
sozialen Ausgleich zu erhalten, industrielle Arbeitsplätze im Lande
zu sichern und neue innovative Beschäftigungsfelder zu erschließen.
Die Landespolitik wirkt eingezwängt zwischen Haushaltsnot und mattem
Mut. Gerade an einem Tag wie die dem heutigen wünscht man ihr also
etwas vom Aufbruchsgeist der Gründerväter zurück.

Originaltext: Rheinische Post
Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=30621
Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_30621.rss2

Rückfragen bitte an:
Rheinische Post
Redaktion

Telefon: (0211) 505-2303


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

26655

weitere Artikel:
  • Rheinische Post: Der Kongo-Irrtum Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Der deutsche Verteidigungsminister Franz Josef Jung besitzt prophetische Gaben. Dem Minister ist klar, dass im Kongo bald wieder Ruhe einkehren werde. Doch im Augenblick wird dort geschossen, die Gewalt nimmt zu, die EU-Truppe wird verstärkt, der deutsche Botschafter musste aus einer gefährlichen Lage befreit werden. Es gab Tote. Das alles sieht nicht wirklich nach Beruhigung aus. Im Gegenteil. Die Anhänger des amtierenden Präsidenten Kabila und des früheren Rebellenchefs Bemba versuchen, vor mehr...

  • Rheinische Post: Merkel und das Wagnis der Freiheit Düsseldorf (ots) - Von Stefan Reker Mehr Freiheit wagen. Wie schön klang das noch in der Regierungserklärung der Bundeskanzlerin Merkel, wenngleich sie dieses Motto in der Koalition mit der SPD nur begrenzt umsetzen kann. Als CDU-Vorsitzende hätte sie sich beim Grundsatzkongress ihrer Partei mehr Freiheit nehmen können, doch Merkel hielt sich merkwürdig zurück: Sie sehe "keine Hierarchie" unter den Grundwerten Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Dabei spricht ihre Biographie und ihre Handschrift in den Reformbeschlüssen des Leipziger mehr...

  • LVZ: Leipziger Volkszeitung zum CDU-Richtungsstreit Leipzig (ots) - Partei ohne Volk Von maja zehrtWie wird die Union wieder Volkspartei? Nach einem niederschmetternden Bundestagswahlergebnis von 35,2 Prozent und aktuellen Umfragewerten im Sinkflug sucht die CDU bei ihrer Grundsatzdebatte nach einer Identität. Diese war in Kohls kleiner Welt sehr viel einfacher zu finden als in Merkels Globalisierungszeiten. Für die Kanzlerin liegt der politische Kompass für das 21. Jahrhundert auf der Hand: die Leipziger Parteitagsbeschlüsse. Dummerweise sind genau jene radikalen Reformen ein Hauptgrund mehr...

  • Der Tagesspiegel: SPD-Generalsekretär Heil wirft AOK-Chef "Geschmacklosigkeit" vor Berlin (ots) - SPD-Generalsekretär Hubertus Heil hat dem Vorsitzenden des AOK-Bundesverbandes, Hans Jürgen Ahrens, wegen seiner Kritik an der Gesundheitsreform "Geschmacklosigkeit" vorgeworfen. In einem Brief, der dem Tagesspiegel (Mittwoch-Ausgabe) vorliegt, fordert Heil den AOK-Chef auf, seine Aussagen öffentlich richtig zu stellen. Im "Spiegel" war Ahrens mit der Bemerkung zitiert worden, dass die Diskussion um die geplante Gesundheitsreform mit der militärischen Auseinandersetzung im Nahen Osten vergleichbar sei. "Ich finde diese Äußerung mehr...

  • Schäuble will im Anti-Terrorkampf Internet schärfer kontrollieren Hamburg (ots) - Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble spricht sich angesichts der Terrorgefahr in Deutschland für schärfere Sicherheitsmaßnahmen aus. Der ZEIT sagt er: „Wo es sinnvoll ist, sollten zusätzliche Videokameras eingesetzt werden. Wir müssen die Kontrolle des Internets verstärken. Dafür brauchen wir mehr Experten mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Wir müssen auch die Kontrollen bei der Bahn und die Luftsicherheitskontrollen intensivieren. Insofern müssen wir auch in Haushaltsberatungen darüber nachdenken, was man zusätzlich mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht