(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: TV-Duell = von Frank Uferkamp

Geschrieben am 27-04-2010

Düsseldorf (ots) - Am Tag danach ist es so, wie es immer ist in
der Politik: Alle fühlen sich als Sieger. Nach dem TV-Duell zwischen
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und seiner SPD-Herausforderin
Hannelore Kraft kann man das sogar verstehen und eindeutig
interpretieren: Es war ein Unentschieden, das am Ende der 60 Minuten
stand. Für dieses Aufeinandertreffen war freilich der martialische
Titel Duell unpassend, weckt das doch gleich Bilder von wütenden
Kontrahenten, die sich mit Pistole oder doch wenigstens einem Florett
attackieren. Es war mehr ein gepflegter Austausch von altbekannten
Forderungen, dessen Fluss selten von kritischen Moderatoren oder
Angriffen des Gegners unterbrochen wurde. So schmutzig, wie es
Vertreter von CDU und SPD bereits seit Wochen behaupten, ist dieser
Wahlkampf also nicht, das ist der positive Aspekt. Rüttgers und Kraft
gingen respektvoll miteinander um, offenkundig haben die Beraterteams
eindringlich vor allzu heftigen Attacken gewarnt. Schließlich wird
den Politikern seit Jahren von ihren Einflüsterern eingeimpft: Streit
ist Kassengift an der Wahlurne. Doch unterschätzt man den Wähler
damit nicht? Muss aus Angst vor einem klaren Wort wirklich jedes
strittige Argument weggelächelt werden? Betrachtet man die 60 Minuten
Rüttgers-Kraft, liegt diese Interpretation nahe. Ein bisschen mehr
Pfiff, eine Spur mehr Emotion hätte der Diskussion gut getan. Dazu
hätten auch die beiden Moderatoren beitragen können. Doch die
begnügten sich mit der Rolle als Stichwortgeber. Kraft konnte sich
Rüttgers auf Augenhöhe präsentieren. Das ist für sie ein Erfolg. Sie
wirkte faktensicher, punktete vor allem beim Thema soziale
Gerechtigkeit und wirkte authentisch. Rüttgers setzte Punkttreffer
beim Thema Bildung und überraschte mit dem ein oder anderen -
freilich sehr höflichen - Angriff, bei der er die Rollen tauschte und
wie ein Herausforderer auftrat. Die Sendung hatte lediglich 720 000
Zuschauer, und das ist es, was Kraft bedenklich stimmen muss. Die
SPD-Frau ist auf eine hohe Mobilisierung angewiesen, will sie
Ministerpräsidentin werden. Rüttgers setzt mit seinem
"Weiter-So"-Wahlkampf auf eine niedrige Wahlbeteiligung. Das sanfte
Plätschern aus dem Fernsehstudio kommt ihm da gerade recht.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

264972

weitere Artikel:
  • Neue Westfälische: Personalbedarf in der Altenpflege Die Zukunft ist grau PETER STUCKHARD Bielefeld (ots) - Das Thema Altenpflege wird den meisten Menschen dann bewusst, wenn Mutter oder Schwiegervater an einem Freitagnachmittag aus dem Krankenhaus entlassen werden und nicht mehr alleine klarkommen. Wo findet man auf die Schnelle einen Pflegeplatz, genügt vielleicht eine ambulante Betreuung, wie soll es überhaupt weitergehen? Bis zu diesem Punkt sind mögliche Probleme meist weit weg, werden im ausgefüllten beruflichen und familiären Alltag der Angehörigen nach Kräften verdrängt. Doch anders als die Klimakatastrophe, deren Eintreten mehr...

  • Mindener Tageblatt: Kommentar zu Aygül Özkan als Ministerin vereidigt / Zeichen des Fortschritts Minden (ots) - Von Christoph Pepper Als Joschka Fischer - stilbewusst in Turnschuhen - seinen Amtseid als erster Minister einer rot-grünen Landesregierung ablegte, markierte das durchaus eine politische Zäsur. Hier war über den Umweg der Umweltbewegung eine sich in ihrem Selbstverständnis von der Mehrheitsgesellschaft politisch wie kulturell abgrenzende Minderheit endgültig im regulären Politikbetrieb angekommen, die ihm bislang fremd, ja grundsätzlich ablehnend gegenüberstand. Was umgekehrt durchaus auch für die von diesem Politikbetrieb mehr...

  • Neue Westfälische: NRW nach dem Duell und vor der Wahl Wenig Glanz PETER JANSEN, DÜSSELDORF Bielefeld (ots) - Norbert Walter-Borjans, Wirtschaftsminister im Schattenkabinett von SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft, wird von Freund und Feind als netter Kerl geschildert. Was er zur Wirtschaftspolitik der SPD sagte, war nicht falsch, aber weder neu noch originell. Wie er sich von der Amtsinhaberin Christa Thoben (CDU) unterscheiden will, wurde im Nebel der vielen Worte nicht recht sichtbar. Wenig Glanz verbreiten auch die anderen Mitglieder von Krafts Kompetenzteam. Mit Guntram Schneider, DGB-Chef in NW, versöhnt Kraft in erster mehr...

  • Südwest Presse: Kommentar zum Klimawandel Ulm (ots) - Tja, so ist das mit schleichenden Veränderungen: Im Südwesten war das Jahr 2009 trotz langem Winter im Schnitt fast ein Grad wärmer und niemand hat es bemerkt. Der Vulkanausbruch auf Island hat für einige Tage die Flugzeuge am Boden gehalten, den Treibhauseffekt dämpft die Asche nicht. Der Klimawandel bleibt eine gewaltige Herausforderung. Ihn wegen schwankender Wetterdaten kleinzureden, wäre fatal. Die Menschheit muss die Ursachen bekämpfen, die Folgen eindämmen. Letztere treffen die Deutschen eher dezent. Umso mehr sind alle mehr...

  • Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Ministerin Aygül Özkan Rostock (ots) - Den vielen Vorschusslorbeeren folgte der unionsinterne Sturm der Entrüstung: Die erste deutsch-türkische Ministerin legte mit ihrer später wieder zurückgenommenen Forderung, Kreuze aus Klassenzimmern zu verbannen, einen veritablen Fehlstart hin. Aygül Özkan hat es sich selbst zuzuschreiben, dass ihre religiösen und weltanschaulichen Äußerungen künftig penibel verfolgt werden. Dennoch, die bisher beruflich erfolgreiche Muslimin ist eine große Hoffnungsträgerin. Sie verkörpert für Einwanderer die gelungene Verwurzelung in mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht