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Deutsche Umwelthilfe fordert Standards für den Schutz der biologischen Vielfalt im Waldgesetz

Geschrieben am 31-03-2010

Berlin (ots) - Bundesregierung will Änderung des
Bundeswaldgesetzes ohne ökologische Mindeststandards und ignoriert
dabei die eigene Nationale Biodiversitätsstrategie - DUH fordert den
Bundestag auf, die Versäumnisse der Regierung zu korrigieren und den
Naturschutz im Bundeswaldgesetz zu verankern

Mit Befremden hat die Deutsche Umwelthilfe e. V. (DUH)
festgestellt, dass die Bundesregierung bei der Änderung des
Bundeswaldgesetzes keine ökologischen Mindeststandards für den Erhalt
der biologischen Vielfalt vorsieht. Noch bei der Eröffnung des
UN-Jahrs der Biologischen Vielfalt hatte Kanzlerin Angela Merkel
große Defizite bei der Zielerreichung eingeräumt und "neuen Schwung"
angekündigt, um den Verlust an Lebensräumen und Arten zu stoppen.
Jetzt leitet Merkel dem Bundestag eine Änderung des
Bundeswaldgesetzes zu, die sich ausschließlich auf wirtschaftliche
und juristische Fragen beschränkt. "In Sonntagsreden warnt Kanzlerin
Merkel gern vor dem Verlust an Arten und Lebensräumen, verpasst aber
jede Gelegenheit, um für eine Verbesserung der biologischen Vielfalt
zu sorgen", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. "Wir
appellieren an den Bundestag, den Erhalt der biologischen Vielfalt
als besonderes Schutzziel im Bundeswaldgesetz zu verankern."

Der Schutz von Arten und Lebensräumen kommt im Gesetzentwurf zur
Änderung des Bundeswaldgesetzes nicht vor. Das Bundeskabinett hat
den Entwurf des Bundesrates in der vergangenen Woche mit Ergänzungen
an den Bundestag weitergeleitet. Der Entwurf fußt auf einem Vorschlag
Niedersachsens. Da der Wald das wichtigste Ökosystem in Mitteleuropa
und entscheidend für die biologische Vielfalt in Deutschland ist,
müssen jedoch dringend ökologische Mindeststandards für die
Bewirtschaftung von Wald in das Bundeswaldgesetz aufgenommen werden.
Zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschland sind mehr arten-
und strukturreiche, naturnahe und gesunde Wälder erforderlich. "Die
Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Wälder vor Übernutzung
geschützt werden, um die biologische Vielfalt der Waldökosysteme zu
erhalten", sagte Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz der DUH.

Die DUH ruft den Bundestag auf, im bevorstehenden
Gesetzgebungsverfahren die Versäumnisse der Bundesregierung zu
korrigieren. Insbesondere die so genannte "gute fachliche Praxis" in
der Forstwirtschaft müsse Eingang ins Gesetz finden. "Besonders
wichtig für artenreiche Waldlebensräume sind ein genügend großer
Anteil an Tot- und Altholz, der Vorrang einheimischer Gehölze im
Waldbau, die strenge Reglementierung von Bioziden und ein
grundsätzlicher Verzicht auf Kahlschläge", betonte Stöcker.

Die "Nationale Strategie für Biologische Vielfalt", die die
Bundesregierung am 7. November 2007 verabschiedet hatte, sieht vor,
dass die Inhalte einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung im
Bundeswaldgesetz verankert werden. In der Koalitionsvereinbarung
zwischen CDU/CSU und FDP vom November 2009 ist von der Einführung
ökologischer Kriterien bei einer Neufassung des Bundeswaldgesetzes
keine Rede mehr. Der Bundesrat hatte am 12. Februar 2010 auf
Initiative Bayerns eine Entschließung verfasst (Drucksache 51/1/10).
Darin wendet sich der Bundesrat von der Einführung ökologischer
Kriterien in das Bundeswaldgesetz ab. Eine deutliche Absage erteilt
der Bundesrat auch dem ehemals vorgesehenen Vorrang heimischer
Baumarten und dem grundsätzlichen Verzicht auf Kahlschläge.

Hintergrund: Der Wald
Naturnahe Wälder sind die wichtigsten Lebensräume für wildlebende
Tier- und Pflanzenarten in Mitteleuropa. Perfekt aufeinander
abgestimmt greifen im Wald die Prozesse von Verfall und Leben
ineinander und bilden die Lebensgrundlage für eine Vielzahl von
Sträuchern, Bäumen, Blumen, Pilzen, Kröten, Vögeln, Insekten und
Säugetieren. Viele Waldbewohner wie Hirschkäfer und Schwarzspecht,
Schwarzstorch und Wildkatze oder auch der in einigen Regionen wieder
angesiedelte Luchs haben in anderen Lebensräumen keine Chance.

Der Wald liefert also nicht nur Holz, sondern erfüllt wichtige
Funktionen für den Erhalt der biologischen Vielfalt, den Schutz des
Grundwassers und auch für den Klimaschutz. Ohne den Wald hätte die
Menschheit nicht überlebt und auch heute ist der Wald für die
Erholung des Menschen unverzichtbar. Knapp ein Drittel (31,1 Prozent)
der Landesfläche Deutschlands ist noch von Wald bedeckt, doch in
vielen Gegenden herrschen die einzig zur Holzgewinnung angebauten
artenarmen Fichten- und Kiefernforste vor.

Die biologische Vielfalt in den Wäldern ist bedroht. Denn meistens
bestimmen die Renditeerwartungen von Waldbesitzern, wie ein Wald
aussieht und welchen Wert er für die Natur haben darf. Die meisten
Bäume werden daher lange vor ihrem natürlichen Ende geerntet. Das für
das Ökosystem Wald entscheidende Tot- und Altholz wird zunehmend aus
dem Wald geholt und zu Hackschnitzeln oder Holzpellets verarbeitet.
Die natürlicherweise in Mitteleuropa vorherrschenden Buchen und
Eichen bilden nur noch 14,8 bzw. 9,6 Prozent des Waldes in
Deutschland.

Intakte Wälder mit verschiedenen Altersstufen sind entscheidend
für den Klimaschutz. Die jährliche Kohlenstoff-Einbindung in den
deutschen Wäldern entspricht ca. 15 Prozent der durchschnittlichen
jährlichen in privaten Haushalten direkt erzeugten CO2-Emissionen der
letzten Jahre. Der eingelagerte Kohlenstoff bleibt während eines
Baumlebens klimasicher verwahrt - 270 Kilogramm Kohlenstoff stecken
in jedem Kubikmeter Holz. Zusammen mit den Nadeln und Wurzeln
summiert sich der Speicher in Deutschland auf umgerechnet 4,4
Milliarden Tonnen CO2. Ein Hektar Wald speichert im Durchschnitt 13
Tonnen CO2 im Jahr. Die selten gewordenen Feucht- und Auenwälder
speichern sogar bis zu 30 Tonnen pro Hektar und Jahr.

Mit dem Ziel, positive Beispiele für den Schutz und Erhalt der
biologischen Vielfalt in Deutschlands Wäldern zu schaffen, haben die
DUH und T-Mobile Deutschland im vergangenen Herbst den
"Naturschutzfonds Lebendige Wälder" eingerichtet. Dieser fördert
derzeit fünf vorbildliche Naturschutzprojekte in Deutschland, die für
den Erhalt von Wäldern und den darin lebenden Tieren und Pflanzen
sorgen.

Während sich zwei der geförderten Projekte am Bodensee und an der
Weser um den Erhalt und die Wiederherstellung des gefährdeten
Ökosystemtyps Auwald bemühen, unterstützen die anderen drei Projekte
den Lebensraum der bedrohten Waldbewohner Haselmaus in der
Oberlausitz, Haselhuhn im Thüringer Wald sowie der Käferarten
Alpenbock und Hirschkäfer im Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

Originaltext: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/22521
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_22521.rss2

Pressekontakt:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V.,
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.:030 2400867-0, baake@duh.de

Ulrich Stöcker, Leiter Naturschutz, DUH, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin, Tel.: 030 2400867-81, stoecker@duh.de

Ulrike Fokken, Sprecherin Politik & Presse, DUH, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-86, 0151 55017009, fokken@duh.de


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