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Westfalenpost: Türkische Komplexe

Geschrieben am 29-03-2010

Hagen (ots) - Merkels Therapiestunde in Ankara
Von Winfried Dolderer
Wollte er den Gegnern eines türkischen EU-Beitritts täglich neue
Argumente liefern, Recep Tayyip Erdogan könnte sich nicht
überzeugender gebärden. Türkenhass unterstellt er neuerdings der
Kanzlerin, nachdem diese seiner befremdlichen Idee nichts hat
abgewinnen können, in Deutschland ein paralleles türkischsprachiges
Bildungswesen zu installieren. Erdogans Ausfälle sind in politischen
Kategorien kaum noch zu beschreiben. Der Mann entpuppt sich zusehends
als nationalistischer Paranoiker.
Ein Gemütszustand, der sich aus der Entstehungsgeschichte der
modernen Türkei durchaus erklären lässt. Deren Gründer waren beseelt
vom Ressentiment der Demütigung des niedergehenden Osmanischen
Reiches durch die europäischen Mächte, die sich im 19. Jahrhundert
als Schutzherren der christlichen Untertanen des Sultans aufspielten.
Das Gefühl, von Europäern geschurigelt, missachtet und verkannt zu
werden, gehört seit langem zur seelischen Grundausstattung der
türkischen politischen Elite.
Die Kanzlerin war also gestern in Ankara mit besänftigender Rhetorik
als Therapeutin unterwegs. Freilich, wer im 21. Jahrhundert einen
Platz in der EU begehrt, sollte vielleicht auch ohne gutes Zureden
seine historischen Komplexe überwinden können. Wenn statt dessen
Erdogan in reinster Blut- und Boden-Diktion die türkische Diaspora in
Europa als politische Verfügungsmasse reklamiert, so ist dies
sicherlich kein Beitrag, das Vertrauen der Europäer in den
EU-Aspiranten Türkei und dessen harmlose Absichten nachhaltig zu
stärken. Um das Mindeste zu sagen.

Originaltext: Westfalenpost
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Pressekontakt:
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