(Registrieren)

stern: Goethes "Faust" machte Sahra Wagenknecht zur Kommunistin - Linke ging in die Politik, um nicht "durchzudrehen"

Geschrieben am 17-03-2010

Hamburg (ots) - Johann Wolfgang von Goethe wies ihr den Weg in den
Kommunismus: Sahra Wagenknecht, die im Mai zur Vizechefin der Linken
gewählt werden soll. Wegen "Faust" wurde sie Kommunistin. Er habe
sie angestachelt, "den Kapitalismus überwinden zu wollen", er "will
eine Gesellschaft, in der Menschen wirklich Mensch sein können",
sagte Wagenknecht in einem Interview in der neuen, am Donnerstag
erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern.

Schon als Kind sei sie "eigenbrötlerisch" und "ziemlich
eigensinnig" gewesen, schildert Wagenknecht, Lust auf den
Kindergarten habe sie auch nicht gehabt, statt dessen habe sie
ständig gelesen: Weil sie mit der DDR nicht zufrieden war, habe sie
als Jugendliche Marx gelesen, "aber um Marx richtig zu verstehen,
musste ich Hegel lesen und Kant". Jungs, Diskos hätten sie damals
nicht groß interessiert, sagte die Linken-Politikerin dem Magazin:
"Das hab' ich ab 13 gemacht. Als ich 16 war, fand ich dieses Leben
schon wieder langweilig."

"Abends, zur Entspannung" habe sie lieber "Thomas Mann gelesen,
Heine, Lessing, Schiller, die Romantik, die antike Klassik". Auch die
beiden Teile von "Faust" habe sie auswendig gelernt, der habe sie
einfach interessiert, denn: "Da steckt die ganze
Menschheitsgeschichte drin". Allerdings hatte die junge Wagenknecht
niemanden, mit dem sie über ihre Lektüre hätte reden können: "Ich war
recht einsam. Ich lebte zurückgezogen, hatte wenig Freunde."

Obwohl Wagenknecht in der DDR nicht studieren durfte, weil sie,
wie sie dem stern sagte, "mich nicht ins Kollektiv fügte", gab es für
sie in der Zeit nach dem Mauerfall immer wieder Augenblicke, an denen
sie an Selbstmord dachte: "Ende 1989 wusste ich überhaupt nicht, wie
es weitergehen sollte. Ich hatte Angst. Was hatte ich denn? Abitur
und sehr viele Bücher gelesen. Aber sonst hatte ich nichts. Kein
Geld. Keine Perspektive. Nur das Gefühl, dass das, was um mich
abläuft in die falsche Richtung geht. Ich musste jeden Pfennig
rumdrehen. Scheiße, warum muss ich in so einer Gesellschaft leben?
Ich muss etwas dagegen tun, sonst werde ich wahnsinnig." Wagenknecht
in dem Interview: "Ich wollte nicht durchdrehen. So kam ich - was
alle in meiner Umgebung überraschte, auch mich selbst - zur aktiven
Politik."

Die 40-Jährige war im vergangenen Jahr auch in den Schlagzeilen,
weil ihr ein Verhältnis mit Linken-Chef Oskar Lafontaine nachgesagt
wurde. Aus diesem Grund ließ die Zeitschrift "Bunte" Lafontaines
Privatleben ausspähen. Ihr sei "schlecht" geworden, als sie davon
erfuhr, sagte Wagenknecht in dem Interview: "Unfassbar, wie die
vorgingen - unverfroren."

Seit der Bundestagswahl 2009 sitzt die Linke im Parlament. Und
bevor sie in den Bundestag kam, habe sie "alte Parlamentsdebatten
durchgelesen - von Erhard über Brandt, Wehner bis zu Hamm-Brücher
oder selbst noch Genscher". Das seien noch Persönlichkeiten gewesen,
"die verkörperten etwas, die formulierten richtige Sätze, erschöpften
sich nicht in Phrasen". So lohne es nicht, "sich etwa an Westerwelle
abzuarbeiten: Er redet über Menschen, von denen er keine Ahnung hat.
Er weiß nicht, wie barbarisch es ist, 40 oder 50 Jahre alt zu sein,
von Hartz IV zu leben mit dem Gefühl: Da komm ich nicht mehr raus.
Westerwelle: Das ist kein Inhalt, kein Niveau, kein Gedanke, nur ein
Satz - Steuern senken!" Wagenknecht im stern: "Dass das System im
Niedergang ist, sieht man auch an der Politikerkaste."

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6329.rss2

Pressekontakt:
stern-Autor
Arno Luik
Telefon 040-3703-3665

Diese Vorabmeldung ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei.


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

257593

weitere Artikel:
  • Luxusgut Wohnen? In Zukunft droht Rentnern und Singles der soziale Abstieg / Prognos-Studie analysiert die Folgen einer anhaltenden Wohnungsbaulücke für die Regionen Deutschlands Berlin (ots) - Das Aufeinandertreffen von fehlenden Wohnungen, steigenden Mieten und geringen Einkommen bedroht die wirtschaftliche Existenz der kommenden Rentnergeneration und die der jungen Erwachsenen besonders dramatisch. Die aktuelle Studie der Prognos-AG "Wohnungsmangel in Deutschland - Auswirkungen und Ansätze zur Überwindung" prognostiziert für das Jahr 2025 für rund die Hälfte der Regionen Deutschlands eine Wohnungsbaulücke sowie ein unterdurchschnittliches Einkommen der dort ansässigen privaten Haushalte. Unterdurchschnittlich mehr...

  • Weiß: Steinmeiers Kritik an Pflegekommission ist dreiste Unverschämtheit Berlin (ots) - Anlässlich der heutigen Haushaltsdebatte erklärt der Vorsitzende der Arbeitnehmergruppe der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Peter Weiß MdB: Die Bemerkungen des SPD-Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier zur Arbeit der Pflegekommission für die Findung eines Mindestlohns in der Pflege sind eine Unverschämtheit. Sie diskreditieren die mühevolle Arbeit der Kommissionsmitglieder, die je zur Hälfte von der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite kommen. Es ist entweder unglaubliche Dreistigkeit oder schwerer Gedächtnisschwund, mehr...

  • Grosse-Brömer/Winkelmeier-Becker: Insolvenzrecht zügig modernisieren Berlin (ots) - Der rechtspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Michael Grosse-Brömer MdB und die zuständige Berichterstatterin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Rechtsausschuss, Elisabeth Winkelmeier-Becker MdB erklären zum an diesem Mittwoch in Berlin beginnenden 7. Deutschen Insolvenzrechtstag: Die weitere Modernisierung der seit 1999 geltenden Insolvenzordnung duldet angesichts der krisenbedingt angespannten Lage vieler kleiner und mittlerer Unternehmen keinen Aufschub. Es ist daher zu begrüßen, dass das zuständige mehr...

  • stern: Sahra Wagenknecht fordert Millionärssteuer, Wegzugssteuer für Reiche und Verstaatlichungen Hamburg (ots) - Die designierte Vizechefin der Linken, Sahra Wagenknecht, fordert sowohl eine Börsenumsatz- als auch eine Millionärssteuer. In einem Gespräch in der neuen, am Donnerstag erscheinenden Ausgabe des Hamburger Magazins stern, sagte sie: "Wir haben Autos mit Massage in den Sitzen, aber wir sind nicht in der Lage, alte Menschen würdevoll zu betreuen. Das ist doch pervers. Und um das zu verändern, brauchen wir, was Herr Westerwelle, garantiert nicht will, eine Umverteilung von Vermögen." Wagenknecht soll im Mai auf dem Bundesparteitag mehr...

  • Der Tagesspiegel: Bundespräsident: Behinderte und nicht behinderte Kinder an Regelschulen gemeinsam unterrichten Berlin (ots) - Berlin - Bundespräsident Horst Köhler hat sich dafür ausgesprochen, dass Kinder mit und ohne Behinderung in Deutschland möglichst an Regelschulen gemeinsam unterrichtet werden. "Dazu verpflichtet auch das Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen. Hier ist ein Umdenken im Gange, das den Forderungen und Wünschen vieler Eltern und Schüler entspricht", sagte Köhler in einem Interview der Paralympics Zeitung des "Tagesspiegel", die am Donnerstag dem "Tagesspiegel", der "Zeit" und dem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht