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Westdeutsche Zeitung: Freier Wettbewerb - Fehlanzeige Von Martin Vogler =

Geschrieben am 09-03-2010

Düsseldorf (ots) - Zugegeben, 25,7 Milliarden Euro sind extrem
viel Geld. Doch beim geplatzten Deal um den Bau von Frachtflugzeugen
geht es um mehr als um ein entgangenes Geschäft oder eine normale
Handelsrivalität zwischen dem europäischen Airbus-Konzern EADS und
dessen US-Rivalen Boeing. Es handelt sich mittlerweile um offene
Spannungen zwischen den USA und Europa.

Wenn nicht nur die direkt Betroffenen, sondern auch Politiker,
etwa in Gestalt von Wirtschaftsminister Brüderle, den Amerikanern
Protektionismus vorwerfen, ist das hart, aber leider berechtigt. Denn
EADS hatte tatsächlich keine Chance, die für Boeing maßgeschneiderte
Ausschreibung zu gewinnen. Der Rückzug war nur logisch. Die Folgen?

Für EADS ist nicht nur ein Geschäft gescheitert, sondern der
Einstieg in den amerikanischen Markt weit weg gerückt. Dieser wäre
wichtig, weil die Staaten in Europa ihre Militärausgaben reduzieren,
also braucht EADS neue Abnehmer. Wenn sie den Auftrag bekommen
hätten, wäre sogar der Bau eines eigenen Werks in Amerika inklusive
Fertigung von Passagiermaschinen denkbar gewesen. Doch nach dem
Rückschlag muss das Motto lauten: Jetzt erst recht um den
amerikanischen Markt kämpfen.

Es hilft dabei niemandem weiter, über das unfaire
Ausschreibungsverfahren zu klagen. Selbst falls der aus Chicago
stammende Präsident Obama sich persönlich für das dortige
Boeing-Unternehmen verwendet haben sollte, wie kolportiert wird,
widerspräche das zwar drastisch den Regeln des fairen Welthandels,
aber man muss ebenso sehen: Auch in Europa funktioniert die Vergabe
von militärischen Aufträgen wegen ihres speziellen Charakters
ähnlich. Alle Staaten versuchen, ihr Rüstungsmaterial wenn möglich im
eigenen Land zu produzieren, um in diesem hochsensiblen Bereich kein
Know-How herzugeben. Selbst unter Nato-Partnern gibt es da wenig
freie Marktwirtschaft.

Abgesehen von patriotischen Überlegungen könnte sogar die höhere
Qualität, die EADS unbestritten liefert, dem europäischen Unternehmen
zum Verhängnis geworden sein. Die Amerikaner suchten schlicht einen
preiswerten Nachfolger für ihre alten Tankflugzeuge und kein
hochentwickeltes Fluggerät auf Basis des Airbus A330.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/62556
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2

Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211 / 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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