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stern: Späh-Affäre weitet sich aus - Auch Tiefensee, Wulff und Oettinger im Visier von CMK - Agentur warb in Industrie um Auftrag für Lafontaine-Bespitzelung

Geschrieben am 03-03-2010

Hamburg (ots) - Das Ausmaß der Spitzel-Affäre um das Privatleben
von Spitzenpolitikern ist noch größer als bislang angenommen. Die
Berliner Fotoagentur CMK stieg auch dem früheren Verkehrsminister
Wolfgang Tiefensee (SPD) sowie dem ehemaligen Ministerpräsidenten von
Baden-Württemberg Günther Oettinger und dem niedersächsischen
Ministerpräsidenten Christian Wulff (beide CDU) nach. Das berichtet
das Hamburger Magazin stern in seiner neuen, am Donnerstag
erscheinenden Ausgabe.

Vergangene Woche hatte der stern berichtet, dass CMK systematisch
das Privatleben von Spitzenpolitikern wie Franz Müntefering, Horst
Seehofer und Oskar Lafontaine ausgeforschte hat. Die
Recherche-Aufträge kamen seinerzeit von der Illustrierten "Bunte".
Die nunmehr bekannt gewordenen Fälle betreffen ebenfalls das
Privatleben der Politiker. Mit Ausnahme von Wulff, der nach
stern-Information von einem CMK-Mann in die Flitterwochen nach Pisa
verfolgt wurde, ging es um Fotos und Belege für mögliche neue
Beziehungen. Ob "Bunte" hierfür ebenfalls Aufträge vergab, ließ die
Zeitschrift auf Anfrage offen. CMK biete auch von sich aus
Fotomaterial an, teilte Chefredakteurin Patricia Riekel mit: "So ist
es in einigen geschilderten Fällen geschehen." Riekel weiter: "Ich
wehre mich ganz entschieden gegen den Vorwurf der Bespitzelung von
Politikern."

Dem stern liegen interne Abrechnungsunterlagen der CMK vor. Danach
nahm die Firma am 3. und 4. November 2007 Wolfgang Tiefensee ins
Visier. Der SPD-Politiker hatte damals eine Beziehung zu seiner
heutigen Lebensgefährtin Annette Bender, die er allerdings noch nicht
bekannt gemacht hatte.

Günther Oettinger und seine heutige Lebensgefährtin Friederike
Beyer gerieten nach Aussage eines ehemaligen CMK-Mitarbeiters im
Herbst 2008 in den Fokus der Agentur. Dabei wurden zum Beispiel die
Privatadressen ermittelt, und an zwei Wochenenden wurde beiden
nachgestellt. Mitte November machte Oettinger die Liaison dann selbst
publik.

Am vergangenen Wochenende war bekannt geworden, dass CMK im
Auftrag der "Bunte" hinter dem ehemaligen Vizepräsidenten der
EU-Kommission, Günter Verheugen, und seiner damaligen Kabinettschefin
Petra Erler her war. Die internen Abrechungen, die nun vorliegen,
weisen als Zeitraum der Aktion den 30. Juli bis 6. August 2007 aus.
Das passt zu Erfahrungen, die Verheugen und Erler damals machten:
Seinerzeit waren sie unter anderem auf einer Fahrt von Brüssel bis
nach Deutschland verfolgt worden.

Die Firma CMK wollte auf stern-Anfrage über "einzelne
Auftragsverhältnisse" keine Auskunft geben. Es seien aber "keinerlei
unlauteren Arbeitsweisen" angewendet worden. Wie die vorgebliche
Foto- und Presseagentur CMK arbeitet, zeigt der Umgang mit dem Fall
Lafontaine. Im Frühjahr 2008 hatte CMK bereits im Auftrag der
"Bunten" vergeblich nach Hinweisen gesucht, die eine Beziehung
Lafontaines zu Parteigenossin Sahra Wagenknecht belegen sollten. Die
Illustrierte beendete den Auftrag. Am 18. September 2008 lud die
Agentur den saarländischen Unternehmer Wendelin von Boch-Galhau
(Villeroy & Boch) ins Büro der Firma nach Berlin ein. Von Boch sitzt
im CDU-Wirtschaftsrat und trat bereits früher als entschiedener
Lafontaine-Gegner auf. Nach Aussage ehemaliger CMK-Mitarbeiter, die
an dem Treffen teilnahmen, machte Agenturchef Stefan Kießling
Unternehmer von Boch das Angebot, die Recherchen zu Lafontaines
Privat- und Intimleben auszuweiten und Details davon möglichst kurz
vor der Landtagswahl im Saarland an die Medien zu spielen. Kießling
verlangte für die Dienste angeblich ein Agenturhonorar von rund
50.000 Euro im Monat.

Von Boch bestätigte dem stern Ablauf und Inhalt des Gesprächs im
Wesentlichen. Es kam aber zu keiner Vereinbarung. Von Boch sagte, er
habe Kießling nach dem Treffen angerufen und deutlich gemacht, "dass
ich so etwas nicht mache". Die Sache sei ihm unangenehm. CMK teilte
mit, es habe sich lediglich um ein "informelles Gespräch gehandelt".
Und weiter: "Herr von Boch und CMK kamen danach überein, dass
entsprechende Recherchen nicht angebracht sind."

Originaltext: Gruner+Jahr, stern
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6329
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6329.rss2

Pressekontakt:
stern-Reporter
Johannes Röhrig
Telefon 040-3703-3624
oder 040-3703-3600

Diese Vorabmeldung ist mit Quellenangabe zur Veröffentlichung frei.


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