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Neue Vorwürfe gegen Securitate-Spitzel Peter Grosz Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller kritisiert mangelnde Reue der Täter / "Landesart", 27.2., 19.15 Uhr im SWR Fernsehen

Geschrieben am 26-02-2010

Mainz (ots) - Die Spitzel-Vorwürfe gegen den rumäniendeutschen
Schriftsteller und Lehrer Peter Grosz sind schwerer, als bisher
bekannt. Das berichtet die Kultursendung "Landesart" am Samstag, den
27. Februar, um 19.15 Uhr im SWR Fernsehen und stützt sich dabei auf
die Aussage des früheren Opfers William Totok und auf Akten der
Securitate. Peter Grosz soll den befreundeten Schriftsteller in
Berichten für den Geheimdienst in den 1970er Jahren schwerer belastet
haben, als bisher bekannt. Nach Recherchen von "Landesart" soll Grosz
den heute in Berlin lebenden Schriftsteller und Journalisten Totok
unter dem Decknamen "Gruia" denunziert und seinen Texten eine
staatsfeindliche Haltung vorgeworfen haben. Wörtlich sagt Totok dem
SWR: "Er hat darüber berichtet, was ich schreibe, was ich
beabsichtige zu schreiben, was ich politisch beabsichtige zu tun. Er
hat mitgeteilt, dass das staatsfeindliche Texte sind. Er hat über
meine Freundin berichtet, er hat über meine Mutter berichtet. Und er
hat im Grunde der Securitate ein Psychogramm meiner Person geliefert,
aufgrund dessen man gegen mich vorgehen konnte."

Nach Recherchen von "Landesart" hat Peter Grosz in einem Bericht
an die Securitate im Jahr 1974 einem Gedicht William Totoks
"Irredentismus" bescheinigt, darunter wurde damals eine
staatsfeindliche Haltung verstanden. Auf so genannte
"irredentistische Handlungen" stand nach Auskunft des
Rumänien-Experten der Birthler-Behörde, Dr. Georg Herbstritt, damals
in Rumänien eine Haftstrafe von 15 bis 20 Jahren, aber auch die
Todesstrafe konnte verhängt werden. Sogar einen Tag vor seiner
Ausreise in die Bundesrepublik lieferte Grosz nach Recherchen von
"Landesart" noch einen Bericht über Totok beim Geheimdienst ab, in
dem er ihm zur Last legte, die Organe des Staates und die Securitate
zu kritisieren. Im Gespräch mit dem SWR sagt Totok über Peter Grosz
wörtlich: "Es war für mich eine maßlose Überraschung und eine
absolute Enttäuschung, dass ein Mensch, den ich als Freund betrachtet
habe, auf diese Art und Weise mein Vertrauen missbraucht hat."

Nobelpreisträgerin Herta Müller, die in ihrer Vergangenheit
ebenfalls von der Securitate bespitzelt wurde, erklärt im Gespräch
mit dem SWR, dass sie bei den meisten ehemaligen Securitate-Spitzeln
Reue vermisst: "Die wollen eigentlich alle immer nur, dass man sie
bedauert. Das eigentliche Problem, dass sie für diesen Geheimdienst
gearbeitet haben, dass sie einen damit in Gefahr gebracht haben, das
wird während jedes Gesprächs und in jedem Brief nicht einmal
berührt." Der Mainzer Bildhauer Michael Wolff, der jahrelang mit
Peter Grosz zusammengearbeitet hat, beschreibt ihn im Gespräch mit
"Landesart" als Mann mit zwei Gesichtern: "Diese Zwiespältigkeit war
ein Charakterzug, der ihn immer begleitet hat." "Landesart" geht
außerdem der Frage nach, inwieweit Peter Grosz sich tatsächlich schon
früher zu seiner Vergangenheit als Securitate-Spitzel bekannt hat und
zeigt bislang unbekanntes Filmmaterial über Peter Grosz aus den
1970er Jahren.

Zitate gegen Quellenangabe frei. Pressekontakt: SWR-Pressestelle,
Wolf-Günther Gerlach, E-Mail: wolf-guenther.gerlach@swr.de, Tel.:
06131/929-3293

Originaltext: SWR - Südwestrundfunk
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/7169
Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_7169.rss2


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