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Westdeutsche Zeitung: Eine echte Chance für Hartz-IV-Empfänger = Von Martin Vogler

Geschrieben am 25-02-2010

Düsseldorf (ots) - Im Bundestag flogen die Fetzen. Zwar versuchte
Guido Westerwelle den Vorwurf zu entkräften, er diskriminiere
Arbeitslose. In der Sache blieb er aber seiner Linie treu. Eine
sichtlich erregte SPD-Abgeordnete warf ihm mit mehrmals abbrechender
Stimme mittelalterliche Hexenjagd vor - und dass er Gruppen der
Bevölkerung aufeinander jage. So ging die Polemik munter weiter.
Doch: Bringt uns eine solche Streitkultur weiter? Und wie hilfreich
finden das die Betroffenen? Besser wäre: Weniger streiten, mehr
sachbezogen diskutieren und unaufgeregt nach guten Lösungen suchen.
Denn es geht um ein riesiges Problem, das unsere gesamte Gesellschaft
verändern könnte, wenn wir uns ihm nicht stellen. Es ist nicht banal,
wenn unzählige Menschen aus der Langzeitarbeitslosigkeit nicht mehr
zurück in ein normales Erwerbsleben finden. Für sie ist das grausam,
sie leiden nicht nur materiell, sondern es gehen auch
Selbstwertgefühl und der Rest von Lebensfreude verloren. Sie brauchen
solidarische Hilfe. Diese darf allerdings nicht in nach dem
Gießkannenprinzip erhöhten Hartz-IV-Leistungen bestehen. So
willkommen und sinnvoll das im Einzelfall sein mag: Mehr Geld für den
Unterhalt löst die Probleme nicht. Aus zwei Gründen:
1. Finanziell kann sich das unsere Gemeinschaft nicht erlauben. Sie
muss heute bereits 6,5 Milliarden mehr für Hartz IV ausgeben als vor
sechs Jahren - obwohl die Zahl der Arbeitslosen um 1,5 Millionen
gesunken ist. Wer soll dieses Geld erwirtschaften, vor allem wenn
sich diese Entwicklung fortsetzt?
2. Die Art der Unterstützung müssen wir ohne Scheuklappen überdenken.
Denn auch wenn der Großteil der Arbeitslosen eine höhere Zahlung
sinnvoll einsetzt, gibt es - wie in anderen Bevölkerungsgruppen auch
- schwarze Schafe. Insofern können Sachleistungen richtig sein, etwa
für Kinderkleidung oder Essen in der Schule. Wer das vorschlägt und
danach die Entscheidung gut abwägt, ist noch lange kein soziale Hetze
betreibender Zyniker, sondern Realist. Noch wichtiger ist, dass
unsere Gesellschaft - das gilt auch für Personalchefs - Vorurteile
abbaut. Nur so bekommen Menschen, die beispielsweise älter sind, eine
Behinderung haben oder schlicht eine Zeitlang beruflich aussetzten,
eine echte Chance.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2358
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


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